Donnerstag, 27. März 2008

Wenn ein Sack Eis umfällt

Nur knapp um ein Drittel größer als Europa ist die Antarktis - und jetzt brach doch dort glatt ein "gigantischer Eisberg" (SZ) vom Rande ab und stürzte sich ins Wasser, als wolle er mit allem Nachdruck gegen den Klimawandel protestieren. Weil zuvor offenbar noch nie ein "gigantischer Eisberg" mit der "doppelten Fläche der Stadt Frankfurt am Main" vom Schelfeis abgebrochen ist, kennt die Aufregung im kleinen Europa keine Grenzen.

Wie Frankfurt! So groß! (Siehe Karte) Was wohl aus den ganzen Leuten wird? Können die überhaupt alle schwimmen? Zum Vergleich: Die derzeit flüchtige Scholle ist 500 Quadratkilometer groß, der Kontinent 30.000.000 Quadratkilometer. Die Arktis, deren Eis bis zu 4500 Meter dick ist, beherbergt 90 Prozent allen Eises der Welt und 75 Prozent aller Süßwasservorräte. Genug Material für weitere 60.000 "gigantische Eisberge".

Als vor etwa 9500 Jahren das gesamte George-VI.-Eisschelf schmolz, war denn die Aufregung auch eher gering. Das George-VI.-Eisschelf ist der Westantarktischen Halbinsel vorgelagert und etwa so groß wie Baden-Württemberg, das es damals allerdings sowenig gab wie SZ und HZ. Unbeklagt brah das bundeslandgroße Eisschelf damals ab und stürzte ins Meer. Schneller Ersatz blieb auch: Eine britische Forschergruppe um Dominic Hodgson und Mike Bentley stieß in Bohrkernen auf die Schalen von Meeresorganismen und auf Eisbergschutt, die belegen, daß das Schelf 1500 Jahre lang nicht von Eis bedeckt, sondern vom Meer überflutet gewesen ist.

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