Mittwoch, 2. April 2008

Unterwegs ins Einheitsinternet

Endlich kommt das Einheitsinternet! Während der Blick der deutschen Medienkonsumenten noch gebannt an gruseligen Berichten über die Medien- und Internetzensur in China hängen, hat der CDU-Arbeiterführer Jürgen Rüttgers die nächste Treibstufe bei der für eine weitere Vereinfachung der Verständlichkeit von Medieninhalten notwendige Vereinheitlichung der Berichterstattung gezündet.

Bislang stammen erst etwa 80 Prozent der von deutschen Zeitungen und Rundfunkanstalten verbreiteten Nachrichten von der für Wahrheiten aller Art zuständigen Agentur dpa und deren Sporttochter sid. Zwar bestehen diese Nachrichten wiederum zu 80 Prozent aus ungeprüften Durchleitungen von auf früheren dpa-Meldungen beruhenden Recherchen deutscher Zeitungen und Rundfunkanstalten. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass der Meinungsmainstream, also die einzig wirklich wahre Wahrheit, für Leser und Zuschauer nicht sofort klar auszumachen ist.

Dagegen gehen die Westdeutsche Allgemeine Zeitungsgruppe unter Führung des ehemaligen Gerd-Schröder-Vertrauten Bodo Hombach und der traditionsreiche öffentlich-rechtliche Freiheitssender WDR jetzt gemeinsam vor. Auf dem erst kürzlich mit großem Brimborium eröffneten Internetportal "Der Westen" will die WAZ künftig Inhalte des WDR anbieten, der wiederum will vorerst aber erstmal nicht auf die von der WAZ stets liebevoll und aufwendig umformulierte dpa-Medlungen zurückgreifen, sondern sein ausuferndes Online-Grundversorgungsangebot zur Programmbegleitung weiter selbst mit aufwendig und liebevoll umformulierten dpa-Meldungen austatten.

Damit bricht ein neues Zeitalter an, indem endlich alles einheitlich wird - Fernsehen, Internet, Radio, Zeitung. Schluß mit der verwirrenden Vielfalt von Ansichten! Galt es bisher als selbstverständlich, dass hochwertige Magazine im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wie etwa "Brisant" eine Bild-Zeitung un dpa abonnieren, um aus den Meldungen auf der bunten Seite und der Rubrik "Vermischtes" täglich eigenhändig enthüllende "People"-Filmchen zu basteln, wird der Zwischenschritt jetzt eingespart - Paris Hilton gelangt so quasi direkt ins Blut.

Die journalistische und redaktionelle Unabhängigkeit der Kooperationspartner bleibt den Angaben der beiden Partner zufolge "gewahrt", auch die Meinungsvielfalt ist nicht bedroht. Schließlich liefert RTL Verlagen demnächst ganze Internetseiten, die aus eigenhändig und liebevoll umgeschriebenen dpa-Meldungen bestehen - zum Beispiel auch der WAZ-Konkurrenz "Rheinische Post".

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Alles richtig, das Problem nur: wer selber schlampig recherchiert, sollte lieber den Mund halten