Dienstag, 14. Oktober 2008

Hacke und Kacke

als vor einiger zeit - konkret mitte april des jahres - der so genannte weltlandwirtschaftsrat seinen ersten bericht vorlegte, las sich das bei tagesschau.de so: "Angesichts der Nahrungsmittelkrise haben Landwirtschaftsexperten eine Neuausrichtung der globalen Landwirtschaft gefordert. Weltweit müssten Anbaumethoden verändert werden, um Arme besser zu versorgen und der Gefahr sozialer Unruhen zu begegnen, heißt es im Bericht des Weltagrarrates, der in Paris vorgelegt wurde. Konkret fordern die Experten die Rückkehr zu traditionellen Anbaumethoden - mit herkömmlichen Produktionsweisen, angestammtem Saatgut und natürlichem Dünger."

der tenor lautete also, kurz gefasst: du hast hunger? dann musst du auf hacke und kacke setzen. armen und hungrigen statt innovation lieber folklore anzubieten, sie am fortschritt der landwirtschaft also nicht teilhaben zu lassen, ist die pure ideologie. die diffuse angst vor bspw. gentechnik transportiert die wahl zwischen hunger und tod auf eine ebene, wo sich der betroffene zwischen zwei- und dreifelderwirtschaft entscheiden darf.

der agrarwissenschaftler und friedensnobelpreisträger norman borlaug erklärt hingegen in einem interview, warum die grüne gentechnik ein wichtiges instrument ist, um den nahrungsmangel zu bekämpfen.

"Als ich vor 93 Jahren geboren wurde, lebten 1,6 Milliarden Menschen auf der Welt. Nun sind es 6,5 Milliarden, und jedes Jahr kommen 75 Millionen neue Erdenbürger hinzu, die essen wollen. Wir können die Uhr nicht zurückdrehen. Mit der Agrartechnik, die 1950 üblich war und die ziemlich dem Bio-Landbau von heute entspricht, bräuchten wir 1,1 Milliarden Hektaren Ackerfläche mehr, um die 2,2 Milliarden Tonnen Getreide zu erzeugen, die 70 Prozent der Welternährung sicherstellen. Durch Wissenschaft und Technik haben wir den Ertrag pro Hektar in fünfzig Jahren verdreifacht. Dank diesem Erfolg musste das Ackerland im gleichen Zeitraum nur um zehn Prozent ausgeweitet werden. Was wäre mit den Wäldern, den Steppen, den Wildtieren geschehen ohne diesen wissenschaftlichen Fortschritt? Alles wäre unter den Pflug gekommen, um das nötige Getreide zu produzieren.

Wäre Bio-Landbau nicht besser für den Planeten?

Unsinn. Das hiesse, dass wir den Nutztierbestand verfünffachen oder versechsfachen müssten, um den notwendigen Dünger zu gewinnen, den wir für die Ackerböden brauchen. Der Pflanze ist es schnurzegal, ob der Stickstoff, den sie braucht, aus dem Sack mit Kunstdünger kommt oder aus dem Kuhstall. Ohne Kunstdünger könnte die Landwirtschaft weltweit nur 2,5 bis 3 Milliarden Menschen ernähren. Das bedeutet, die Hälfte der Menschheit müsste sterben. Ich frage mich, wo die Freiwilligen dafür herkommen sollen?"

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was aber hat Kacke bzw. Stickstoff mit Gentechnik zu tun?

Eisenschwein hat gesagt…

gentechnik ist ja nur ein beispiel für die verweigerung von fortschritt. herkömmliche produktionsweisen zu empfehlen heißt im umkehrschluss, bspw. grüne gentechnik nicht ins kalkül zu ziehen oder sogar zu verdammen. wenn borlaug sagt "Durch Wissenschaft und Technik haben wir den Ertrag pro Hektar in fünfzig Jahren verdreifacht", dann impliziert er grüne gentechnik. insofern ist die überleitung zum interview-schnipsel tatsächlich etwas einseitig.

ppq hat gesagt…

kacke meint das gegenteil von grüner gentechnik, so habe ich das verstanden