Freitag, 14. November 2008

Abendland am Abgrund

Wo ist eigentlich all das Geld geblieben, das eben noch so vielversprechend flüssig um den Erdball schwappte? Warum kaufen die Amerikaner plötzlich keine Autos mehr, die Deutschen nur noch Flachbildschirme und weshalb hören die Schwellenländer auf, an der Tür zum West-Wohlstand zu klopfen? Jochen Stanzl von Godmode-Trader, einem der letzten Refugien der Medienwelt, in dem nicht Regierungssprech nachgeblökt, sondern selbst gedacht wird, hat ein bisschen rumgerechnet. Und aufgeschrieben, wie ein Ölpreis von 140 Dollar das Abendland an den Abgrund getrieben hat. Was wir erleben, ist danach nichts anderes als eine zweite Ölkrise, zur Abwechslung mal ohne Fahrverbote, denn die Leute fahren freiwillig nicht mehr. Erstaunliche Zahlen jedenfalls, sehr erstaunlich:


Die OPEC wird in diesem Jahr durchschnittlich 110 US-Dollar/Barrel verdienen, was in den USA Kosten für Erdölimporte in Höhe von 900 Milliarden US-Dollar verursacht. Weltweit liegen die Kosten sogar bei 3,6 Billionen US-Dollar. Damit haben sich die weltweiten Ölkosten seit dem Jahr 1999 verzehnfacht.

In den USA allein stiegen die Ausgaben für Öl von 80 auf 900 Milliarden US-Dollar – dies entspricht quasi einer Erhöhung der Besteuerung für alle Bevölkerungsschichten um 33 Prozent. 60 Prozent dieser Summe wird darüber hinaus sogar an das US-Ausland überwiesen, da es für Ölimporte verwendet wird.

Eine solche Belastung für den Steuerzahler beeinflußt die Hauspreise: Die US-Amerikaner gaben im Jahr 2003 für den Kauf neuer Häuser 268 Milliarden US-Dollar aus, für Öl hingegen nur 197 Milliarden US-Dollar. In 2008 liegen die Ausgaben für neue Häuser nur noch bei 134 Milliarden US-Dollar, jene für Öl aber bei 900 Milliarden US-Dollar.

Rechnet man darin auch die Ausgaben für den Verkauf von bestehenden Eigenheimen ein und vergleicht man diese Zahl mit den Ausgaben für Öl, so wird das Ausmaß der Ölpreissteigerungen auf den Immobiliensektor noch deutlicher. Im Jahr 2003 betrugen die Ausgaben für Öl 25 Prozent der Ausgaben für Immobilien, im Jahr 2008 140 Prozent.

Auch der Einbruch der Automobilverkäufe kann mit der „Ölsteuer“ erklärt werden. Der Anstieg der Ölausgaben um 760 Milliarden US-Dollar seit 2003 ist fünfzehnmal größer als der Rückgang von 50 Milliarden US-Dollar für die Ausgaben für Automobile. Der Ölpreis, diese neue "Steuer", hat die USA in eine Rezession gezwungen, was nun auch Europa und Asien schwächt.

1 Kommentar:

Eisenschwein hat gesagt…

kann man hohe ölpreise nicht einfach verbieten? dann wäre doch alles in butter.