Montag, 4. Mai 2009

Fremde Federn

Im Europawahlkampf erklimmt die SPD nun eine weitere Eskalationsstufe: Sie diffamiert nicht mehr nur unliebsame Elemente der freien Marktwirtschaft als Tiere (i. e. Un-Menschen), sondern die Wähler einer liberalen Partei. Abgesehen von der etwas tumben Aggression angesichts der Hoffnung auf eine Ampel mit der FDP entbirgt sich einmal mehr die verrückte Optik des Parteiapparates. Die Wähler der FDP werden als Raubtiere mit blitzenden Zähnen vorgestellt. Es sind jene Zähne, die popkulturell durch Filme wie "Der weiße Hai" Angst und Schrecken verbreiten, schlimmer noch als eine rot-rot-grüne Bundesregierung bei Steuerzahlern.

Nun mag man wahrlich niemandem im Willy-Brandt-Haus ein faschistisches Menschenbild oder gar einen militanten Antihumanismus vorwerfen, dennoch stellt sich die Frage, wie so etwas einer Partei unterlaufen kann, aus deren Reihen unzählige Genossen in KZs ermordet, von der Nazipropaganda in den Selbstmord getrieben oder außer Landes gejagt worden sind. Welche kulturellen Defizite und historischen Wissenslücken tun sich hier auf? Und warum fehlt bei der Abnahme eines solchen Plakates das Sensorium in der Parteispitze, derlei Tiervergleiche zur No-go-Area für Demokraten zu erklären. So ist es leider kein Zufall, dass sich Mitte der Woche die NPD in Sachsen meldete und das Copyright des Wahlkampfes gegen Finanzhaie für sich reklamierte. Bis heute haben sich weder Kanzlerkandidat Steinmeier noch Parteichef Müntefering für die Kampagne entschuldigt - auch das ein bemerkenswerter Mangel an demokratischer Konvention.

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