Dienstag, 20. Juli 2010

I-Dosing: Dröhnen als Dröhnung

Ein Fall für Ilse Aigner und den Bund Deutscher Kriminalbeamter: Im "größten Tatort der Welt" (BDK) macht ein neues Phänomen die virtuelle Runde. Jugendliche laden
sich Audiodateien aus dem Internet herunter und konsumieren sie anschließend als digitale Droge. In den MP3-Dateien verstecken sich binaurale Beats, die, über einen Kopfhörer ins Gehör eingeführt, rauschhafte Zustände auslösen.

"I-Dosing" nennen US-Medien die neue Dröhnung und sie meinen damit nicht den schadlos möglichen Umbau von Apple-Geräten zu Windows-Computern. Behörden warnen, Elternverbände sind alarmiert vom Comeback eines Effekts, den der deutsche Physiker Heinrich Wilhelm Dove im Jahr 1839 entdeckt hat: die binauralen Beats. Hört ein Mensch mit einem Kopfhörer auf jedem Ohr einen anderen Ton, sind die beiden Frequenzen aber ähnlich, so spielt ihm das Gehirn vor, er höre einen einzigen, pulsierenden Ton. Das Hirn wird dabei weich, die Laune lässig, das Dröhnen wird zur Dröhung.

Alarm! "Jetzt versetzen sich manche Jugendliche mit extremen elektronischen Klängen aus dem Netz gezielt in andere Bewusstseinszustände", warnt das Musikmagazin Bild. Schon warnten "erste Wissenschaftler und Experten vor dem Trend „i-dosing“", für den eine "extreme Variante der Trance-Musik" benutzt werde. Jugendliche schlössen ihre Augen oder verbänden sie sogar, um sich dass Teufelskraut wie „Gate of Hades" einzupfeifen, das kostenlos bei YouTube wachse. "Der knapp zehnminütige Song“, beschreibt der Bild-Rezensent, der ihn offenkundig entweder nicht gehört hat oder vor dem Ende bedröhnt war, "besteht nur aus einem sehr lauten, penetranten Ton, der leicht variiert wird und beim Hörer Beklemmung und Stress auslösen kann".

Richtig ist: Ihn volle zehn Minuten zu hören, kostet viel Überwindung. Und hat denselben berauschenden Effekt wie gekaute Fingernägel. Binaurale Beats enthalten etwa soviel psychoaktiven Wirkstoff wie zehn Runden Karussellfahren und dieselbe Menge an geheimen Botschaften wie die in den 70er Jahren als Auslöser von für Selbstmorden erkannten Schallplatten von Judas Priest. Ilse Aigner, selbst ausgebildete Fernsehmechanikerin, muss handeln, der Bund der Kriminalangestellen schnellstens eingreifen. Ein War on Digitaldrug muss her, ehe die Jugend high ist vom MP3: Jetzt schon stehen bei Youtube ein paar hundert Videos, die arglose Kinder und Heranwachsende beim Testen der neuen Droge zeigen. Und die Ergebnisse sind erschütternd.

1 Kommentar:

derherold hat gesagt…

"...ehe die Jugend high ist vom MP3..."

Ich habe schon den Slogan für den *Kampf gegen digitale Drogen*:

Don´ t become high
von mp3 !