Mittwoch, 20. Oktober 2010

Rock ist das neue Rechts

Kaum hat Bundesinnenminister Thomas de Maiziere ihm verboten, aller fünf Sekunden Terroralarm auszulösen, meldet sich BKA-Chef Jörg Ziercke mit der Mitteilung, dass auch so aller fünf Sekunden ein Verbrechen in Deutschland geschieht. Die Täter schreckten dabei immer weniger vor Gewalt zurück, teilte Ziercke beim Herbstkongresses der Kriminalexperten mit - nachdem die Zahlen der in den letzten Jahrzehnten zuverlässig für das nahe Ende des Abendlandes verantwortlich gemachten Straftaten von Rechtsextremisten zuletzt zurückgingen, hat Ziercke inzwischen aber Ersatz gefunden.

Rock ist das neue Rechts, Gewalttaten von organisierten Motorradbanden ersetzen die ideologisch motivierten Umsturzversuche der letzten versprengten Skinheadbanden, die nicht hatten halten können, was Jörg Ziercke sich von ihnen versprochen hatte. "Die Gewaltkriminalität nahm binnen zehn Jahren um elf auf 208.500 Fälle zu, die Zahl der Fälle von Körperverletzung sogar um 30 Prozent auf 150.000 Fälle", zählt das Krimi-Magazin "Bild" beunruihigt auf, ohne zu erläutern, welche Zahl in welcher anderen enthalten ist.

Zwar werde Gewaltkriminalität "zu über 80 Prozent von männlichen Tatverdächtigen begannen, wobei der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger über deren Anteil an der Gesamtkriminalität” liege, rechnet der dem Vorsorgegedanken verpflichtete Bundeskriminalist vor. Das Hauptaugenmerk der Bekämpfungsbemühungen des Staates müsse deshalb den "90 kriminellen Rockerbanden mit fast 6000 Mitgliedern" gelten, die "in mehr als 460 sogenannten Ortsgruppen" organisiert "eine in sich geschlossene Subkultur mit internen Ritualen und strengen Hierarchien” bildeten, wie man sie etwa auch bei den Nachwuchsorganisationen der großen Parteien, in Studentenverbindungen und bei den Castor-Gegnern finde.

Laut BKA wurden 2009 in Deutschland 200 Ermittlungsverfahren gegen Rockerbanden mit rund 450 Tatverdächtigen geführt. Das belege, das bereits rund 0,09 Prozent aller Gewalttaten von organisierten Kuttenträgern begangen würden, ein Anteil, der beinahe zehnmal niedriger liegt als der Anteil der Computerstraftaten an der Gesamtkriminalität in Deutschland, die Ziercke zuletzt als Alarmthema entdeckt hatte.

Der Fleiß der "deutschen Rockerbanden" macht nicht einmal mehr an den offenen Grenzen halt: Inzwischen, teilte Ziercke mit, versuchten sie sogar, sich international in den Drogen- und Menschenhandel zu integrieren.

Der Staat steht derzeit noch daneben und übt sich, getreu dem bürgerschaftlich engagierten Motto "Hingucken statt Zuschauen" in Geduld. BKA-Chef Ziercke: „Aktuell beobachten wir besonders intensiv die Ausdehnung der Hells Angels nach Südosteuropa, vor allem in die Türkei und nach Albanien." Dort, diese Botschaft wird gehört werden in Ankara und Tirana, muss man sich wappnen gegen die Einwanderer aus einem fremden Kulturkreis.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tolles Bild ! "Black Forest" Schwarzwald klingt ja auch so nach Kaffeekränzchen. Wie nennen sich die Kollegen Rocker aus der Lüneburger Heide ? Klingt ja auch mehr nach Modern Walking und frischen Frühlingsquark.

Paula hat gesagt…

Die 0,09 % könnte man glatt dritteln, würde es nicht auch als "organisierte Kriminalität" gewertet, wenn organisierte Kuttenträger ab und zu mal eigenmächtig eine Kreuzung absperren, um gemeinsam bei einem Treffen zu mehreren Dutzend in einem Rutsch über die Kreuzung fahren zu können.

Paula hat gesagt…

Der Ziercke lenkt mal wieder ab. Es gibt so gut wie gar keine "Ausdehnungen" (jedenfalls keine Ableger) in Südosteuropa, sondern weltweit die meisten neuen Ableger der Hells Angels gibt es tatsächlich in Deutschland, allen voran Ostdeutschland (Rostock, Schwerin, Potsdam, Leipzig, Dresden usw.). Aber auch einige in Westdeutschland (Landau, Siegen, Karlsruhe usw.).

Grund dafür ist vermutlich das Abdanken des Rechtsstaats und die damit verbundene teilweise "Umfunktionierung" der Clubs zu einer Art bizarrer Bürgerwehr, die über weite Strecken durchaus die Unterstützung von Oma Klawuppke und Co. genießt, und das nicht nur beim Sommerfest bei Spare Ribs und Bier. Da weiß Oma wenigstens, dass ihr keiner die Handtasche klaut. Das ist ja auch schon mal was. Und ob die ihre Einnahmen aus dem Edel-Puff oder Tattoo-Studio versteuern, dürfte Oma dann ganz herzlich egal sein, denn ein örtliches HA-Chapter hält erfahrungsgemäß lästiges Gesindel fern und den Rasen sauber.

Anonym hat gesagt…

@Paula Ja Klasse! Wenn das so ist fehlt ja nur noch das Ehrenamt im Ortsbeirat und die Armbinde " Freiwilliger Helfer der Volkspolizei", die hier am Brett auch schon zu sehen war. Unweit meines Wohnortes, in Scandinavien, schießen sich die Herren Rocker auch mal mit Panzerfäusten gegenseitig vom Moped. Da hilft dann auch die Kutte nicht.

Es ist und bleibt organisierte Kriminalität und muss verboten werden !!!

ppq hat gesagt…

ich will da jetzt niemandem ins wort fallen oder träume platzen lassen, die völlig zu recht geträumt werden dürfen, denn das ist ja ein freies land.

aber der hinweis muss gestattet sein: wenn es organisierte kriminalität ist, dann ist es schon verboten, glaube ich. ach, was sage ich: ich weiß es