Montag, 3. Januar 2011

Warnung vor dem Wutbürger, historisch

Wir Bürgermeister und Senat,
Wir haben folgendes Mandat
Stadtväterlichst an alle Klassen
Der treuen Bürgerschaft erlassen.

Ausländer, Fremde, sind es meist,
Die unter uns gesät den Geist
Der Rebellion. Dergleichen Sünder,
Gottlob! sind selten Landeskinder.

Auch Gottesleugner sind es meist;
Wer sich von seinem Gotte reißt,
Wird endlich auch abtrünnig werden
Von seinen irdischen Behörden.

Der Obrigkeit gehorchen, ist
Die erste Pflicht für Jud und Christ.
Es schließe jeder seine Bude
Sobald es dunkelt, Christ und Jude.

Wo ihrer drei beisammen stehn,
Da soll man auseinander gehn.
Des Nachts soll niemand auf den Gassen
Sich ohne Leuchte sehen lassen.

Es liefre seine Waffen aus
Ein jeder in dem Gildenhaus;
Auch Munition von jeder Sorte
Wird deponiert am selben Orte.

Wer auf der Straße räsoniert,
Wird unverzüglich füsiliert;
Das Räsonieren durch Gebärden
Soll gleichfalls hart bestrafet werden.

Vertrauet Eurem Magistrat,
Der fromm und liebend schützt den Staat
Durch huldreich hochwohlweises Walten;
Euch ziemt es, stets das Maul zu halten.

5 Kommentare:

VolkerStramm hat gesagt…

Als Nachtrag noch den Titel
"Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen"

Zu DDR-Zeiten wurden Verse aus dem Gedicht gern zitiert.
Und mir scheint, wir marschieren wieder in den Krähwinkel.

Sax hat gesagt…

Und ich dachte, PPQ hätte das selbst gedichtet!

ppq hat gesagt…

historisches kann ppq nicht dichten.

Kurt hat gesagt…

Tolles Foto!
In Halle gabs noch Haue. In Dresden hat die Birne dann blühende Landschaften versprochen. ( Das Denkmal für Ihn vor der dresdner Frauenkirche ist immer noch nicht ganz vom Tisch, auch wenn es im Ortsbeirat abgelehnt wurde.)
Im übrigen haben wir doch gar keine Zeit für Wutbürgereien. Der Aufschwung ist da ... Vollbeschäftigung voraus ... nur ein abhängig beschäftigter Mensch ist ein guter Mensch ...

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank fur intiresnuyu iformatsiyu