Samstag, 29. Januar 2011

Wasserkocher an der Waterkant

Nächste Runde im Vorkarneval um "unmenschliche Rituale" an Bord des deutschen Vorzeigeseglers "Gorch Fock". Ein Kräftemessen zwischen Giganten der Unabhängigkeit von der Berichterstattung, ein Märchenfestival für Erwachsene, dass jedem zufällig neu hereingeratenen Besucher den Atem stocken lässt. 

"Eine Kadettin soll so lange gemobbt und schikaniert worden sein, bis sie weinend zusammenbrach", prangert die ehemalige "Bild"-Zeitung an. „Blonde Mädchen haben hier nichts verloren“, soll ein Ausbilder die Offiziersanwärterin angeschnauzt haben. „Die haben nichts im Kopf“, sie hätten auch nicht genug Kraft, um „aufzuentern“, also in die Takelage zu klettern. 

Dass Offiziersanwärter das müssen, war bisher nicht bekannt gewesen. dennoch schwingt sich ausgerechnet der "Spiegel", bisher Sturmgeschütze gegen die Kapitänsdiktatur an Bord des Seglers, auf, die Schiffsbesatzung der Fock zu verteidigen. Zwar hat die Bundeswehr der Stammbesatzung den Kontakt zur Presse verboten, doch das investigative Qualitätsmagazin hat dennoch einen "Brief der Stammbesatzung" vorliegen, in der sie sich bei Guttenberg beschwert

Wie viel Aufwand es erforderte, an das geheime Papier heranzukommen, das zuerst beim Spiegelfechter veröffentlicht worden war, offenbart ein nachgereichter Eintrag von Spiegelfechtermacher Jens Berger. "Der Brief, der SPON angeblich vorliegt, ist definitiv von mir. Ich hatte nämlich an zwei Stellen kleinere Fehler ausgebessert, die im Brief an Guttenberg drin sind und von SPON wörtlich zitiert werden." 

Das größte Nachrichtenmagazin der Republik hat sich den Originalbrief der "Gorch Fock"-Besatzung also offenbar mit Hilfe von Copy&Paste aus einer Quelle besorgt, die sich das authentische Papier ebensogut ausgedacht haben könnte. Nach dem Ausdruck war es dann ein "Spiegel Online vorliegender Brief". Völlig korrekt. "Die kochen auch nur mit "Wasser, kommentiert Berger amüsiert. Noch mehr Qualität: Diebe! Räuber! Contentklauer!


2 Kommentare:

rhein-main hat gesagt…

Die Untersuchung auf der Gorch Fock fängt gerade erst an, aber die Mannschaft ist schon vorverurteilt worden. Wie ist es denn mit dem Rechtsstaat, gilt hier nicht die Unschuldsvermuten. Seit Freitag untersucht eine Kommission unter der Leitung von Marineamtschef Horst-Dieter Kolletschke Vorwürfe, auf der Gorch Fock seien Offiziersanwärter schikaniert und sexuell belästigt worden. Er berichtete nach einem ersten Eindruck von Bord, die Stammbesatzung sei kooperativ. Das hört sich doch positiv an.

vakna hat gesagt…

Ich kann allen Soldaten nur raten, die Bundeswehr, -marine, -sonstwas zu verlassen und Sold im Ausland zu suchen. Deutschland will sie ja offenbar nicht, wozu auch?

Die Bundesregierung kauft sich mit den Steuergeldern "Freunde", die BILD enthüllt sowieso alle Angriffspläne schon vorher, der Spiegel ist im Notfall das Sturmgeschütz und BILD spricht danach als erste mit den Leichen.

Ist doch alles in Butter!