Mittwoch, 14. März 2012

Immer mehr Arme immer reicher

Der Staat darbt, der Bundeshaushalt ist in den letzten zehn Jahren nur um ein Drittel aufgeblasen worden, die Schulden dagegen verdoppelten sich und die Armut stieg in einem Maße, so dass inzwischen nicht mehr nur arme Menschen von den Statistikern zu den armen Menschen gezählt werden, sondern auch schon Menschen, die Gefahr laufen, vielleicht, eventuell oder gar bald arm zu werden.

Als wäre das alles nicht schon schrecklich genug und eindeutiger Beleg dafür, dass der Deutsche jenseits des Jahres 2000 gezwungen ist, in einer durchweg lebensfeindlichen Umwelt zu vergetieren, schlimmer dran als seine vom Feudalherren gequälten Ururureltern und die Ureltern, die in dünnen Stiefeln bis nach Moskau marschieren mussten, legt die Bundesbank mit einer Art trotzigem Reststolz nun auch noch Zahlen zum vermeintlichen Reichtum im Lande vor. Denen zufolge werden die Menschen in Deutschland immer reicher: Ihr Geldvermögen soll im ersten Quartal 2011 auf einen neuen Höchstwert geklettert sein, weil Bankeinlagen, Wertpapieren und Ansprüchen gegenüber Versicherungen "kräftige Zuwächse" verzeichnet hätten. Insgesamt verfügten die deutschen Privathaushalte nun über ein Geldvermögen von 4,825 Billionen Euro - 40 Milliarden Euro mehr als Ende 2010 und 203 Milliarden Euro (4,4 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor.

In dieser fragwürdigen Statistik, die allen Bemühungen, Deutschland arm zu rechnen, Hohn spricht, sind Immobilienvermögen und Sachwerte nicht enthalten. Dennoch verfügen die Deutschen damit über Guthaben, die um weit mehr als das Doppelte über den Verbindlichkeiten ihres Staates liegen. Selbst wenn die privaten Schulden bei Banken und Versicherungen in Höhe von 1,5 Billionen Euro abgerechnet werden, könnten die Deutschen, wenn sie wollten oder müssten, alle bis heute aufgelaufenen Staatsschulden mit einem Schlag ablösen. Das sparte allen Steuerzahler jährlich 35 Milliarden Euro Zinszahlungen und, nach den früheren Projektionen des Finanzministeriums, dass die deutschen Staatsschulden um jährlich 10 Milliarden abbauen wollte, damit in den nächsten 200 Jahren eine Gesamtsumme von sieben Billionen Euro.

Ein gutes Geschäft eigentlich - und gute Geschäfte wittern die Deutschen mit der feinen Nasen geborener Spekulanten. Ohne dass je ein Politiker dies als Spekulation bezeichnen würde, haben die Deutschen die wachsende Unsicherheit über die Kreditwürdigkeit verschiedener Euro-Länder mit entschlossenen und massenhaften Verkäufen entsprechender Papiere beantwortet. Raus aus Staatsanleihen, rein festverzinsliche Wertpapiere und Geldmarktfonds. Diese verzeichneten im letzten Quartal Nettozuflüsse von 2,7 Milliarden Euro. Mit Ausnahme einiger krisenbedingter Dellen häuften die Deutschen, die immer ärmer werden, damit seit 1991 beinahe beständig mehr Geldvermögen an. Damals hatte verfügten die privaten Haushalte noch über Guthaben von 1,8 Billionen Euro, zehn Jahre später waren es knapp 3,5 Billionen und jetzt sind es 4,6. Beste Voraussetzungen, in Zukunft rasant zu verarmen.

Schere zwischen Arm immer reicher

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