Dienstag, 1. Mai 2012

Der neue Wohlstand: Strom für alle

Nur vier Jahre liegen zwischen den beiden Meldungen, vier Jahre und eine ganze Welt neuen Wohlstandes, die für hunderttausende deutscher Familien den Unterschied ausmacht zwischen Dunkelheit und Herd aus und Licht bis tief in die Nacht nebst warmen Mahlzeiten aus der Microwelle. 2008, die Finanzkrise war noch ein rein "amerikanisches Problem" (Peer Steinbrück), musste der Kölner Stadtanzeiger aufgeregt Alarm schlagen. Die stetig steigenden Energiepreise setzten den Verbrauchern in Deutschland seinerzeit dermaßen zu, dass im wohlhabenden Nordrhein-Westfalen bereits "jeder fünfte Haushalt bei seinem Energieversorger in Zahlungsverzug" geraten war. Bei zwei Prozent, das waren allein in NRW insgesamt 59.000 Haushalte, hatte der Strom im Jahr 2007 sogar abgestellt werden müssen.

Experten warnten damals: Viele Kunden gerieten in einen Teufelskreis: Die Stromrechnungen können nicht mehr in vollem Umfang bezahlt werden, Mahngebühren fallen an, oft kommen noch Nachzahlungen in Höhe von mehreren Hundert Euro aus dem vergangenen Jahr hinzu. Der Berg türme sich immer weiter auf, schließlich werde die Versorgung gekappt.

Die Mahnung hat ihren Zweck erfüllt, denn neue Zahlen von der Stromfront, die jetzt nach einer Werbestudie eines Preisvergleichsportals von allen deutschen Qualitätszeitungen kostenlos nachgedruckt werden konnten, zeigen einen neuen Elektrowohlstand: War vor vier Jahren noch jeder fünfte Haushalt wegen seiner Finanzprobleme kaum in der Lage, seine Stromrechnung zu bezahlen, sind es nach den aktuellen Zahlen der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen nur noch "zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung", die "damit kämpfen, die stetig steigenden Energiekosten zu finanzieren“, wie Klaus Müller von der Verbraucherzentrale zufrieden konstatiert. Dies sei umso bemerkenswerter, weil der Strompreis in den vergangenen vier Jahren vor allem durch den von der Bevölkerung geforderten Energieausstieg und die Förderung des Solarbooms teurer geworden ist. Allein der durch die Geldpipeline von den Steckdosen der Stromverbraucher zu den Firmenkassen der neuen Solarstromgiganten flossen im vergangenen Jahr 18 Milliarden Euro zusätzlich. Sieben weitere Milliarden verschenken die vom neuen Wohlstand offenbar noch überraschten deutschen Haushalte, weil sie einfach keinen billigeren Stromtarif wählen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die liberalisierung des Strommarktes hat die Preise, nein nicht in Bodenlose fallen lassen, wie versprochen, sondern durch die Decke gehen lassen.

Ansonsten gilt immernoch das Wort meiner 85 jährigen Tante: Billig kauft oft.

So haben sich bei wechselfreudigen Kunden die Abschlagszahlungen im Vergleich zum Voranbieter verdoppelt.
Oder der neue Verein ist Pleite gegangen und der Vorabschlag war weg.

ppq hat gesagt…

liberalisierung? was hat die damit zu tun? 70 % der preissteigerungen seitdem sind höherer steuersätze gewesen

Anonym hat gesagt…

Wollt Ihr den totalen Morgenthau? Jaaaah!
Wer sich von dem fremden Onkel mit der Schokolade mitlocken läßt, wird halt übel gefickt...
Papitalismus muß putt!
Der HErr lenkt meine geschäftlichen Schritte gnädig, aber ein Meerwasseraquarium, mein Jugendtraum, schaffe ich mir doch nicht an.

Frank Martin hat gesagt…

Solange Anschluß- und Benutzungszwang besteht, kann von Liberalisierung keine Rede sein. Es hat mit Befreiung wenig zu tun, einem Hund die Kette zu verlängern.