Donnerstag, 31. Mai 2012

Worthülsenfabrik unter Strom

Neuer, genialer Streich aus der Bundesworthülsenfabrik (BWHF): Nach dem "Rettungsschirm" und der "Energiewende", der "Schuldenbremse" und dem "Wachstumspakt" haben die Sprachexperten aus der Geschwätzschmiede unter dem Bundeskanzleramt mit dem Begriff "Stromautobahnen" (Abbildung oben) einen neuen Scoop gelandet. Wie Rainald Schawidow, der Chef der BWHF, gegenüber PPQ sagte, habe seine Behörde die "in sich nicht im ersten Moment schlüssige Vokabel" geschaffen, um die Bemühungen von Kanzlerin Angela Merkel um die Energiewende "noch stärker ins Bewusstsein zu rücken". Die Anforderung dazu sei vom neuen Bundesumweltminister Peter Altmeier gekommen.

"Besonders erfreut sind wir, dass die Kreation unserer Kreativen so gut angenommen wird", sagte Schawidow, der der auf Beschluss der Regierung Kohl vor Jahren direkt im Berliner Regierungsviertel unterhalb der Kanzlerwaschmaschine in den märkischen Restsand gegossenen Anstalt öffentlichen Rechts seit der Gründung vorsteht wurde. Mehr als 200 deutsche Zeitungen hätten den "eigentlich ja von keiner inneren Logik angegriffenen Begriff stante pede" übernommen, freut sich der Fachmann. Überall sei die Rede davon, dass die natürlich in Wirklichkeit nicht existenten "Stromautobahnen" in den nächsten zehn Jahren quer durch Deutschland gebaut werden müssten, um das Abschalten der Atomkraftwerke aufzufangen.

"Wir wissen selbstverständlich, dass es um Stromtrassen geht", beschreibt Schawidow die Arbeit am neuen Konsensbegriff zur Beschreibung eines politischen Nichts. "Stromtrassen klinge aber zu unpersönlich, um im politischen Tagesgeschäft Verwendung finden zu können. "Autobahn dagegen kennt jeder, Autobahn klingt verlässlich, gut, sauber und schnell." Die "kleine Unschärfe", dass auf Autobahnen Autos fahren, während durch Stromleitungen Strom fließe, wodurch Stromleitungen eigentlich "Strombahnen" genannt werden müssten, nehme man dankend in Kauf, auch wenn einige wenige Kunden sich über die fehlende Sprachordnung beschwert hätten. "Aber keine Angst, wir werden Autobahnen deshalb jetzt nicht in Autoautobahnen umbenennen", tröstet Schawidow.

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8 Kommentare:

Tolotos hat gesagt…

an und für sich finde ich diese hülse auch hervorragend. bekanntlich ist nichts deutscher als die autobahn und genauso verhält es sich mit unserem energiezirkus.

bleibt abzuwarten, ob sie die analogie auch konsequent durchziehen: staus, baustellen, vollsperrungen und massenkarambolagen müssen wie auf den autoautobahnen aussehen, denn sonst ist es ja keine autobahn mehr.

Anonym hat gesagt…

Spätere Generationen werden sagen, ja, damals unter der Merkeln, das war schlimm, aber sie hat Stromautobahnen gebaut.
Bleibt zu hoffen, dass ihnen das Schicksal der Datenautobahnen der späten Kohlzeit erspart bleibt.

Corax hat gesagt…

Der unkrude Ausdruck "von keiner inneren Logik angegriffener Begriff" hat allerdings mein Zwerchfell arg krude angegriffen!

ppq hat gesagt…

da muss ich den autoren mal evrteidigen. so sprechen sie halt im politischen berlin! da das ein zitat ist, kann man das nur wörtlich nehmen

Anonym hat gesagt…

Die Deutschen lieben Autobahnen.
So kann man Proteste auch abbiegen.


Nur Vögel und Fledermäuse können mit den Stromautobahnen kollidieren und einen Stromschlag erleiden.

Also, für den BUND immer ein paar Millionen in der Hinterhand haben.

Die Gründen damit dann eine Stiftung.
Stichwort Goldistal.

Anonym hat gesagt…

betr.: Stromautobahn / Abb.

wurde hier aus der Elektronenperspektive die Reise des Teilchens auf der S-Autobahn aufgenommen ?

VRIL

ppq hat gesagt…

unter dem elektronenautobahnmikrophon

Torsten Werner hat gesagt…

Gibt es von den Grünen nun auch ordentlich Protest gegen den neuerlichen Autobahnbau?