Montag, 13. August 2012

NSU: Rettung durch Rechtsrotz

Das war verdammt knapp. Am 18. August läuft der Termin ab, zu dem die Bundesanwaltschaft ihre Klage gegen die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe vorlegen muss. Bisher aber klang aus den Echokammern der der offiziellen Federführer der Ankläger nur ein dünnes Zwitschern. Es schien fast so, als würde aus dem größten deutschen Nazi-Verfahren seit Nürnberg ein kleiner Prozess wegen Brandstiftung werden.

Zum Glück aber haben die Ermittler noch einmal das Innerste nach Außen gedreht. Und sie sind fündig geworden: Als wollte Gott selbst die gute Sache unterstützen, wurden auf einer Jogginghose, die in der ausgebrannten Wohnung der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) in Zwickau sichergestellt worden war, Blutspuren gefunden, die sich der 2007 ermordeten Polizistin Michele Kiesewetter zuordnen lassen, hat das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ermittelt. Glücklicherweise fanden sich in den Hosentaschen der braunen Buchse außerdem zwei gebrauchte Taschentücher, die DNA-Spuren des NSU-Terroristen Uwe Mundlos aufwiesen.

Damit steht nun immer noch nicht fest, dass Mundlos beim Mord an Kiesewetter anwesend war, erklärte ein Terrorexperte, denn die DNA-Spuren wiesen leider kein Entstehungsdatum auf. Deshalb könne es sein, dass der NSU-Gründer die Hose irgendwann später in der Caritas-Kleiderkammer gefunden und mitgenommen habe, warnten Ermittler. Sicher sei man sich hingegen, dass Beate Zschäpe als sogenannte Haushälterin der NSU offenkundig überfordert war. "Wenn es wirklich Mundlos´ Lieblingshose war, hätte sie die als anständige Hausfrau in fünf Jahren wenigstens fünfzig Mal gewaschen", glaubt ein Ermittler. Dann wäre es schwer geworden, noch Blutspuren zu finden, auch die Mundlos-DNA hätte ein regelmäßiges Leeren der Hosentaschen vor der Wäsche wohl nicht überstanden.

So aber profitiert die 300-köpfige Aufbauorganisation "Trio" davon, dass der braune Dreck auch privat ein unreines Leben führte. Bei der Jogginghose handelte es sich um ein seltenes feuerfestes Exemplar, zudem wurde es glücklicherweise nicht oder doch nicht allzu häufig  gewaschen. Nach dem letzten Tragen verblieben die wichtigen Taschentücher mit den Rotzspuren des erkälteten Uwe Mundlos dann glücklicherweise auch noch am Ort.

Vielleicht aber geht noch mehr: Die Bundesanwaltschaft hat jetzt angewiesen, die zusammengeknüllten Rotzfahnen zu öffnen. Die Ermittler gehen davon aus, dass der kunstsinnige Uwe Mundlos auf die Zellstoffbahnen Tatortskizzen und kleine Tagebucheintragungen zu den Verbrechen seiner Terrorbande vorgenommen hat. "Unter Umständen", hofft ein Mitarbeiter der CSI Frühlingsstraße, "finden wir noch ein datiertes Bekennerschreiben im Inneren."


Ein Land schreibt einen Thriller:
NSU: Schreddern mit rechts
NSU: Softwarepanne halb so wild
NSU: Neues Opfer beim Verfassungsschutz
NSU: Im Namen der Nabe
NSU: Handy-Spur ins Rätselcamp
NSU: Brauner Pate auf freiem Fuß
NSU: Rufmord an den Opfern
NSU: Heiße Spur ins Juwelendiebmilieu
NSU: Eine Muh, eine Mäh, eine Zschäperättätä
NSU: Von der Zelle in die Zelle
NSU: Die Spur der Schweine
NSU: Gewaltbrücke zu den Sternsingern
NSU: Gebührenwahnsinn beim Meldeamt
NSU: Nun auch auf dem linken Auge blind
NSU: Die Welt ist klein
NSU: Verdacht auf Verjährung
NSU: Weniger hats schwer
NSU: Terrorwochen abgebrochen
NSU: Rechts, wo kein Herz schlägt
NSU: Was steckt dahitler?
NSU: Neue Spuren ins Nichts
NSU: Tanz den Trinitrotoluol
NSU: Der Fall Braun
NSU: Honeckers rechte Rache
NSU: Die Mundart-Mörder
NSU-Todeslisten: Sie hatten noch viel vor
NSU: Was wusste Google?
NSU: Kommando späte Reue
NSU: Die tödliche Bilanz des braunen Terrors
NSU: Mit Hasskappen gegen den Heimsieg
NSU: Mordspur nach Möhlau

33 Kommentare:

Cordt hat gesagt…

Bei der Hose und den Taschentüchern handelt es sich zweifellos um Trophäen.

Oels hat gesagt…

Eine Bekennerhose. Sollte eigentlich am Tag X an das Büro von Petra Pau verschickt werden.

Anonym hat gesagt…

... und sich dann selbst entzünden. Wie perfide.

Anonym hat gesagt…

Genau. Zweifellos sind das Trophäen. Würde mich nicht wundern, wenn auch noch Kiesewetters Tagebuch in den Tatorttrümmern auftauchen würde, in dem sie ihre Ermordung durch das Terroristen - TRio detailgenau schildert.

Anonym hat gesagt…

" wenn auch noch Kiesewetters Tagebuch in den Tatorttrümmern auftauchen würde, in dem sie ihre Ermordung durch das Terroristen - TRio detailgenau schildert"

Wenn man bedenkt, dass die Realität noch immer die Satire überholt ...

VS

Hans Karl Bühl hat gesagt…

Ob dem 'Spiegel' seine Meldung selbst inzwischen peinlich ist?

SPON jedenfalls übernimmt sie nicht, und auch sonst wird sie fast nirgends aufgegriffen.

Anonym hat gesagt…

"SPON jedenfalls übernimmt sie nicht, und auch sonst wird sie fast nirgends aufgegriffen."

Selbst die Prantl-Prawda traut sich nicht.

Aber WELT und FOCUS.
Am besten sind die Kommentare.

VS

Die Anmerkung hat gesagt…

Spannend auch die Reportage von Andreas Förster über seinen Haftbesuch bei Beate Zschäpe. Würdig für den Prantl-Preis.

Ich habe mich mal forensisch schlau gemacht. Blutspuren auf Kleidung können einige Waschmaschinenläufe überstehen. Für die Extrahierung von DNA reichen minimale Reste, die auch Spee nicht weggerubbelt hat. Der Rest ist Routine.

Die Rotztücher sind dann aus diesem Jahr.

Der Sachverhalt ist so möglich. Ob er auch so war, das steht sehr wohl auf einem anderen Blatt. Vor allem macht nachdenklich, welche Not die Ermittler hatten, diese "gesicherte" Erkenntnis dem Spiegel exklusiv ins Blatt zu schmieren und mit Propaganda zuzukleistern.

Die Anmerkung hat gesagt…

Quark, die Rotztücher sind aus dem vergangenen Jahr oder von vor zwei Jahren.

derherold hat gesagt…

"Blutspuren auf Kleidung können einige Waschmaschinenläufe überstehen."

Es bleibt dabei: keine Zeugen = keine Tat.

Hans Karl Bühl hat gesagt…

Mal eine Frage an die Juristen in der Runde:

All diese Spuren (die Česká,CDs, Computer, Zeitungsausschnitte und nun eine blutbefleckte Jogginghose samt benutzten Taschentüschern sind ja im ausgebrannten NSU-Hauptquartier gefunden worden - ist es da eigentlich normal, dass so ein Haus abgerissen wird, bevor die Ermittlungen (geschweige denn: der Prozess) abgeschlossen sind?

Krimileser hat gesagt…

"Blutspuren auf Kleidung können einige Waschmaschinenläufe überstehen."

Ja, aber das steht doch auch im "Do it yourself des erfolgreichen Serienmörders in 13 Lektionen", das jeder Terrorist am Anfang seiner Karriere liest - und ausgerechnet die erfolgreichsten Naziterroristen seit Ableben des Führers sollten das nicht gewusst haben?

Der Fall ist voller Rätsel.

Die Anmerkung hat gesagt…

@derherold

Die Tat hat es gegeben. Das bestreitet niemand. Ergo gibt es auch Täter. Die zu finden, das ist quiet schwierig.

Toten Tätern eine Tat zu beweisen ebenfalls, sofern es keine Zeugen gibt.

DNA-Spuren sind forensisch betracht sehr starke Indizien, keine Beweise, ich weiß, trotzdem sehr stark, weil zu 99,99% objektiver Natur.

Die Ermittler können momentan nur sagen, der oder die waren es mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit, weil diesen 17 Indizien dafür sprechen.

Es sei denn, die Zschäpe macht das Maul auf, wovon deren Anwälte abraten werden, wenn es gute Anwälte sind.

Konstrukt A: Zschäpe war dabei, hat Schmiere gestanden. Das wäre die beste aller Lösungen, so sie es verrät.

Konstrukt B: Zschäpe war nicht dabei, weiß auch nichts, bezeugt aber, die beiden waren's. Dann sind die Ermittler auch zufrieden, könnten sie allerdings mit Tat- und Tatortwissen ausquetschen und der Zwecklüge überführen.

Konstrukt C: Zschäpe weiß es, weil es ihr die beiden unmittelbar nach der Tat erzählt haben. Bezeugen kann sie nur, daß es ihr erzählt wurde, gesehen hat sie nichts.

Unterm Strich für die Ermittler eine wenig beneidenswerte Situation. Aus der Sicht ist eine mit 99,995 Wahrscheinlichkeit zuordenbare DNA-Spur ein starkes Indiz. Außerdem wissen wir nicht, was sie sonst noch an Spuren ausgewertet haben und auf die Waage nutzbarer Indizien packen können.

Daß das alles nicht zufrieden stellend ist, hatten wir erst kürzlich in diesem zigsten RAF-Aufguß, wo das Urteil ein Geschmäckle hatte. Wir sind überzeugt, sie waren es nicht, verurteilen sie aber trotzdem, weil sie's hätten gewesen sein können.

Darauf wird wohl auch alles in diesem Falle hinauslaufen, also im Fall der Polizistin.

In den anderen 10 Fällen oder so ist es "politisch korrekt", zu behaupten, die waren es, und niemand wird einem widersprechen, weil die PC es will, daß sie es waren.

Volker hat gesagt…

""Blutspuren auf Kleidung können einige Waschmaschinenläufe überstehen.""

Kann sein. So wie jedes einzelne erschütternde Detail sein kann. Es kann auch sein, dass einer zehnmal hintereinander den Jackpot abräumt. Aber würden wir einem so was glauben?

Fürs Protokoll hier die aktualisierte Liste der „Beweismittel“, die die … oh my god, fast hätte ich Fälscherbande geschrieben … BAO Trio aus der Wunderasche „geborgen“ hat:
- lesbare Bekenner-DVDs
- lesbare USB-Sticks
- lesbare Festplatten
- echte falsche Pässe
- Namenslisten mit 88 Namen
- Namenslisten mit zehntausend Namen
- Handschriftliche Aufzeichnungen
- Geldbanderolen
- Stadtplanausrisse mit Notizen
- Tierarztrechnungen
- Bankbelege
- Quittungen
- Rabattmarken
- Sattelschutzhüllen
- zahlreiche Zeitungsausschnitte ohne Fingerabdrücke von Zschäpe
- Zeitungsausschnitte mit Zschäpes Fingerabdrücken
- Ein gefälschter Tennisklubausweis, ausgestellt auf Mandy S.
- Zschäpes Foto
- ein alter Personalausweise, ausgestellt auf den Namen Böhnhardt
- ein alter Personalausweise, ausgestellt auf den Namen Mundlos
- ein alter Personalausweise, ausgestellt auf den Namen Zschäpe,
- ein Reisepass,
- zwei Führerscheine,
- eine Krankenkassenkarte
- Zschäpes Geburtsurkunde.
- eine Visitenkarte Nordbruchs
- neun Bücher
- Telefon
- eine die Rufnummer dieses Telefons lautende Rechnung
- eine helle Cargohose
- helle Turnschuhe
- Jogginghose von Mundlos, mit intakter DNA von M. Kiesewetter
- zwei Taschentücher mit intakter DNA von Mundlos

Karl_Murx hat gesagt…

@Volker:

"- lesbare Bekenner-DVDs
- lesbare USB-Sticks
- lesbare Festplatten

...

- Jogginghose von Mundlos, mit intakter DNA von M. Kiesewetter
- zwei Taschentücher mit intakter DNA von Mundlos"

Und alles feuerfest, würde ich noch der Vollständigkeit hinzufügen.

Volker hat gesagt…

"DNA-Spuren sind forensisch betracht sehr starke Indizien, keine Beweise, ich weiß, trotzdem sehr stark, weil zu 99,99% objektiver Natur."

Nicht mehr.
Am Anfang gab es eine DNA-Euphorie. Heute DNA-Katzenjammer.
Die DNA-Analyse funktioniert ganz gut. Problematisch ist festzustellen, wo die herkommt. Die DNA ist nämlich sehr beweglich, diffundiert um die ganze Welt. Deshalb ist die für sich isoliert betrachtet wenig wert.
Trio-DNA auf dem Polizeiauto - das wäre ein Beweis. Dann würde ich nicht mehr zweifeln.
Aber Kiesewetters feuerfeste DNA auf einer feuerfesten Hose - Ziercke, denk Dir was besseres aus!

Abgesehen davon dass die ganze Geschichte von hinten bis vorne nicht zusammenpasst.
Gewissenlose Verbrecher, die bei ihren Taten ein hohes Risiko eingehen; und sich beim Anblick von zwei zig Meter entfernt stehenden Streifenpolizisten aus Angst vor dem Tod selbst abknallen.
Die 24 Verbrechen hochprofessionell begehen, dass die sowohl bei den Vorbereitungsarbeiten als auch bei der Tatdurchführung keine einzige brauchbare Spur hinterlassen.
Die gleichzeitig so furchtbar blöd sind, eine unendliche Menge angeblichen Beweismaterials in der Wohnung zu horten.
Die so intelligent sind, unbrennbares Papier, feuerfeste USB-Sticks, feuerfeste Festplatten und feuerfeste DVDs herzustellen. Neuerdings sogar feuerfeste Hosen und Taschentücher. Die es sogar hinkriegen die DNA so geschickt zu kapseln, dass auch die die Flammenhölle übersteht.
Und die so dämlich sind, nach dem Verbrechen die kontaminierten Klamotten nicht etwa zu beseitigen, sondern für die Polizei als Tatbeweis griffbereit zurechtlegen.

VS

Anonym hat gesagt…

"Alles feuerfest"- sagt die Bundesanwaltschaft nicht, es habe nicht die ganze Wohnung gebrannt, wg. Verpuffung und so?

Da faend ich's schon gut, wenn das Haus noch stuende. So kann man's glauben oder nicht.

Die Anmerkung hat gesagt…

@Volker

Ich sag ja nichts anderes.

Wir sind überzeugt, sie waren es nicht, verurteilen sie aber trotzdem, weil sie's hätten gewesen sein können.

Ich betone allerdings nach wie vor, daß diese eine Spur, die DNA-Spur, ein starkes Indiz ist. Das bisher einzig starke Indiz. Da es sich um DNA aus einer Blutspur handeln soll, nicht Speichel, abgestorbene Hautzellen, Haare usw. lautet die Frage, wie kommt das Blut der Polizistin auf die Jogginghose der Verdächtigen?

Mein rationaler Verstand sagt, der Kerl war's. Mein schrifstellerischer Sachverstand sagt, da mache ich so an die 500 Seiten draus, da steht alles drin, das kostet 19,90 im Einband. Pappcover folgt ein Jahr später für 9,90.

Was die lange Liste der Spuren betrifft: Genau das kann sein, daß das alles Spuren sind, die bewertet werden müssen. Das ist der Job von Kriminaltechnikern, Forensikern, Gerichtsmedizinern, Ermittlern und Oraklern (Profilern). Welche Spur mit welcher Qualität von denen bewertet wurde, das weiß niemand. Die werden uns was husten, ihr Wissen offenzulegen. Möglicherweise, weil es einen Fehler im System gibt. Einen richtig schlimmen.

Aufklärungsquoten 2008 deutschlandweit.

Mord 97,6 %
Totschlag 96,7 %

Bei 11 statistisch zufällig übers Land verteilten Morden war die Aufklärungsquote identisch gleich 0.

Das etwas faul ist, daß das alles stinkt, wissen wir doch alle. Doch was es ist, das wissen nur ganz wenige oder gar keiner. Zur Ehrenrettung der Ermittler möchte ich gerne annehmen, sie wissen es. Die deutschen Medien sind nicht mehr zu retten, auch nicht der Ehre halber.

Was die Presse nämlich macht... Siehe oben, die 500 Seiten wären mir lieber.

derherold hat gesagt…

"...die DNA-Spur, ein starkes Indiz ist. Das bisher einzig starke Indiz..."

*räusper*
Es gibt keine DNA-Spur. Es gibt auch keine Jogginghose. Und keine Todeslisten. Und keine Stadtplanausrisse.

Volker hat gesagt…

@Hans Karl Bühl

Ich bin kein Jurist. Will trotzdem was dazu sagen.
Zunächst müssen wir klären, auf welches Land sich Deine Frage bezieht. Länder mit einer rechtsstaatlichen Ordnung oder Deutschland?

Für die erste Kategorie ist zu sagen, dass die Art des Zustandekommens bzw. der Erhebung des Beweismittels unter Umständen fundamental für die Täterfeststellung ist.

Vielleicht erinnerst Du Dich an den Sebnitz-Fall.
Fran Kantelberg-Abdullah ist mir Ihren Akten von Pontius zu Pilatus gelaufen und überall abgeblitzt. Nur Töpfchen-Pfeiffer hat ihr zugehört. Er hat nach der Aktendurchsicht die Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens empfohlen. Als erstes, schrieb er in seinem Gutachten, muss festgestellt werden, wie die Unmenge der von Kantelberg-Abdullah präsentierten eidesstattlichen Erklärungen zustande gekommen sind.
Die eidesstattlichen Erklärungen waren ein Fast-Beweis für den Mord. Die Art des Zustandekommens (die hatte mehrere Penner und Junkies für die Aussage bezahlt) jedoch machte die Erklärungen wertlos.

Wir merken uns:
Ein Beweismittel ist nichts wert, wenn nicht geklärt ist wie es erhoben wurde.

In unserem Fall liegt es ähnlich. Das hatten wir ja schon am Anfang, als der in der Dislozierungsszene hochgeschätzte Dislozierungsexperte Jörg Dislozierung Ziercke aus disloziatorischer Vorsicht hat Daten löschen lassen. Wie riskant das ist, lesen wir im Freitag:
Zwar verfügt das BKA über eine Kopie der Daten. Allerdings weicht die gewählte Vorgehensweise nach Informationen der „Bild“ offenbar von der gewöhnlichen Vorgehensweise und von der Dienstpflicht der Behörde ab. Demnach muss die Bundespolizei Ermittlungsergebnisse mindestens bis zum Abschluss des jeweiligen Gerichtsverfahrens aufbewahren, da Beamte unter Umständen vor Gericht aussagen müssen, auf welche Weise Daten gewonnen wurden.

Nehmen wir die angebliche Verpuffung. Meiner laienhaften Meinung nach chemisch nicht möglich.

Zschäpe hat angeblich das Benzin im Haus ausgekippt. Wie hat die das gezündet?
Unmöglich, dass in dieser kurzen Zeit das Benzin vollständig verdampft und sich mit der Luft im stöchiometrischen Verhältnis gemischt.

Noch unmöglicher die Explosionsschäden.
Das soll mal einer erklären, wie eine Verpuffung die mit Fenstern „durchlöcherte“ 36er Wand rausschmeißt. Jedoch die 12er Innenwände, die fadenscheinigen Innentüren, die Holzbalkendecken oben und unten verschont und die Pfannen auf dem Dach lässt.
Bei einer Verpuffung geht das nicht. Bei einer Verpuffung fliegen die Fenster raus. Und die Türen. Die Decke wird eingedrückt und evtl. fliegen die Pfannen vom Dach. Vielleicht fallen die 12er Innenwände um. Aber die 36er Außenwand bleibt stehen.
Tut mir leid, liebe Bundesrichter, diese Schäden sind keine Explosions-, sondern Detonationsschäden. Solche Schäden kriegt man nicht mit einem Benzinkanister hin, wohl aber mit Sprengstoff.

Für Sprengstoff spricht auch die Tatsache, dass die Explosion erst erfolgte, als Zschäpe draußen war und gerade die nationalsozialistischen Terrorkatzen den Nachbarn in die Hand drückte.

Wenn die Verteidigung nicht korrupt ist, wird die im Prozess genau diese Frage aufwerfen. Weil die Dank Abriss nicht mehr zu klären ist, greift in dubio pro reo.
Die Verteidigung könnte ebenfalls fragen, ob die Spurensicherung nach Sprengstoff gesucht hat.
Ich wage mal eine Antwort: NEIN.

Karl_Murx hat gesagt…

@Die Anmerkung:
Das etwas faul ist, daß das alles stinkt, wissen wir doch alle. Doch was es ist, das wissen nur ganz wenige oder gar keiner.

Die eigentliche Erkenntnis aus diesem Fall - und das ist so hanebüchen wie schockierend - ist der Umstand, daß es wie in besten SED-Zeiten bei solchen politischen Prozessen überhaupt nicht mehr auf Spuren, Beweise und Fakten ankommt, wie dieser Fall endet, sondern darauf, wie der Machtkampf der Nomenklatura in Justiz und Politik hinter den Kulussen am Ende ausgeht. Hier wurde und wird niemand getäuscht, sondern hier sind der Rechtsstaat und all dessen Prinzipien außer Kraft gesetzt, weil sich alle Verantwortlichen in dieser Schmierenkomödie einig sind, das Verfahren so ausgehen zu lassen, wie es das eigene politische Überleben erfordert.

Die linksgrüne Medienmaschine kann und will sich nicht ein neues Super-Sebnitz leisten, die Vertreter der Dienste hätten bei Anwendung geltender Gesetze hohe Gefängnisstrafen zu befürchten, die Justizvertreter haben ihren politischen Auftrag zur Systemerhaltung, und deren Auftraggeber in der Politik haben es mittlerweile zur Staatsräson erkoren, daß hier eine rechtsextreme Terrorgruppe gemeuchelt hat, seitdem die Bundesregierung ohne jedes Urteil über Trauerfeiern und Entschädigungszahlungen die Mordserie ganz offiziell uns Deutschen in die Schuhe geschoben. Von denen kann keiner mehr zurück. Und solange das alles die Leute nicht weiter anzuheben scheint, von ein paar Blogs und einigen quer zum Mainstream liegenden Magazinen abgesehen, gibt es für die auch keine Veranlassung da etwas zu ändern.

Zur Ehrenrettung der Ermittler möchte ich gerne annehmen, sie wissen es.

Je höher einer dieser Bagage in der Hierarchie steht, desto mehr weiß er, und desto mehr Verantwortung trägt er in dieser Posse.

Die deutschen Medien sind nicht mehr zu retten, auch nicht der Ehre halber.

Der ganze Laden hat sich inzwischen in sich selbst verkapselt.

derherold hat gesagt…

"...wird die im Prozess genau diese Frage aufwerfen..."

Es wird keinen Prozeß geben.

"...linksgrüne Medienmaschine..."
Alle.
Als Carstens in der FAZ davon phantasierte, daß wohl im Saarland jahrelang Nazi-Brandanschläge gedeckt worden sein, um "den Strukturwandel nicht zu gefährden", dachte ich "holla, die haben aber nun wirklich ganz tief organisiert".

Und deshalb glaube ich, daß "mittlerweile" nicht den Kern trifft. Es wurde von Anfang SO inszeniert.

"...in der Hierarchie..."
Was mich wirklich wundert ist, daß es keinerlei "Kadettenverschwörung" gibt. Daß Chefredakteure, Ressortleiter, Amtsleiter, Regierungsräte, Gerichtspräsidenten, Generäle sich einig sind und auf div. Lohnlisten stehen ... okay.

Aber da gibt es doch die Ebene der Amtmänner, der Staatsanwälte, der zu kurz gekommenen Journalisten, der schneidigen Majore. Es kann mir doch keiner erklären, daß die "mundtot" gemacht wurden oder im Ulla-Jelpke-Fanclub sind.

Volker hat gesagt…

"Es wird keinen Prozeß geben."

Sage ich doch die ganze Zeit. Gerade erst vorgestern.

Nur will ich den Text nicht laufend mit "mal angenommen es würde wider Erwarten doch ein Prozess stattfinden" aufblasen.

Es muss ja einen Grund geben, warum alle Großkopfeten sich so verhalten, als würde kein Prozess stattfinden. Ich denke der Grund ist, dass kein Prozess stattfinden wird.

Allein dass die die Prozessakten vor der Hauptverhandlung an die Journaille verteilt haben, schließt einen regulären Prozess aus.

Hans Karl Bühl hat gesagt…

@Volker:

Danke für die Erläuterung.

Ehrlich gesagt, kann ich mir auf die ganze NSU-Chose keinen Reim machen:

Dass Uwe&Uwe zehn Jahre lang gemordet haben sollen, ohne Spuren zu hinterlassen, dass dann aber plötzlich Beweismittel auftauchen, die selbst das ahnungslose Klein-Fritzchen als erstes hätte verschwinden lassen: das scheint mir doch recht unglaubhaft.

Aber was ist dann die Erklärung?

Die meisten hier scheinen ja von einer Staats-Verschwörung auszugehen - tut mir leid, darin erkenne ich ebensowenig Sinn:

Die Toten waren ja nun keine Mollemänner und Barschels, für die sich so ein Aufwand gelohnt hätte, sondern eine Streifenpolizistin und neun Was-auch-Immer, jedenfalls doch wohl kleine Lichter.

Und um diese Morde zu kaschieren eine solche Staatsaffäre?

Volker hat gesagt…

"Was mich wirklich wundert ist, daß es keinerlei "Kadettenverschwörung" gibt."

Vor 20 Jahren, als das eklige Konglomerat von CDU und Staatssicherheit den Osten ausgeschlachtet hat, hat mich das auch gewundert. Sehr sogar. Denn die OK bot Angriffsflächen groß wie ein Scheunentor, die kann man gar nicht verfehlen.

Im Landtag hat die CDU die PDS wie Aussätzige behandelt. Aber rätselhafterweise hat die PDS überhaupt keine Anstalten gemacht, das zurückzugeben. Und das, obwohl der korrupte Biedenkopf seine Raffgier nicht nur offen, sondern auch offen kriminell ausgelebt hat.

Heute wundert mich das nicht mehr. In der Einparteienqualle tut der linke Tentakel naturgemäß dem rechten nichts zuleide.

Und dass es keine Kadettenverschwörung gibt, wundert mich nicht mehr, seit ich am eigenen Leibe (zum Glück in einer Nebensache) spüren durfte, wie brutal in allen Bereichen von Legislative, Exekutive und Jurisprudenz das Führerprinzip, die Struktur von Befehl und Gehorsam durchgesetzt ist.
Ein Kadett der den Aufstand wagt, ist tot. Nicht physisch, aber sozial. Der kriegt sein Leben lang kein Bein mehr auf den Boden.

In D gibt es ungefähr ein Duzend Hofnarren-Planstellen. Wer darüber hinaus was riskiert, ist erledigt.

Der Chefredakteur entscheidet, was in die Zeitung kommt. Nicht der Volontär.
Der Richter auf Probe ist selbstverständlich unabhängig. Der Genosse Amtsgerichtsdirektor mischt sich da überhaupt nicht ein. Es steht dem Proberichter frei, die Ratschläge des Chefs nicht zu befolgen. Es steht im genauso frei, sein Staatsexamen in die Tonne zu treten. Der Effekt ist der gleiche.

derherold hat gesagt…

"Und um diese Morde zu kaschieren eine solche Staatsaffäre?"

Nö.
Die Morde werden schon so verübt worden sein, wie zunächst angenommen: im Bereich der organisierten Kriminalität.

Es geht nicht um die Toten, es geht um Uwe&Uwe&Beate: alle 2-3 Jahre inszeniert der Staat einen Reichstagsbrand.

... das ist so eine Art Antifaschistische Olympiade, bei der sogar auf DDR-Jargon wie "Aktivist" zurückgegriffen wird.

Man darf nicht vergessen, daß Ontofoschosmos das Einzige ist, was der Linken so an Themen übriggeblieben ist. Die Spitzenkarrieren ehem. PolPot-Unterstützer deuten ja darauf hin, daß diese eingebunden werden sollten ... irgendetwas muß man schon als neuen Überbau anbieten, wenn die Linken alles und jeden verraten sollen.

Ich warte ja noch darauf, wann Genosse Gysi zur Solidaritätsdemo für die demokratiestiftende US-Armee aufruft.

Karl_Murx hat gesagt…

@Volker:
"Im Landtag hat die CDU die PDS wie Aussätzige behandelt."

Alle haben damals einige Jahre nach der Wende die SED-PDS wie Aussätzige behandelt. Fast (ich betone fast) so wie heute die NPD. Ich staune, wie schnell das aus dem kollektiven Gedächtnis der Leute verschwunden ist.

"Heute wundert mich das nicht mehr. In der Einparteienqualle tut der linke Tentakel naturgemäß dem rechten nichts zuleide."

In der heutigen Mehrparteiendiktatur haben eben alle, die zur Zeit in den Parlametnen sitzen, ihr Auskommen und ihre Rolle zu spielen.

"Ein Kadett der den Aufstand wagt, ist tot. Nicht physisch, aber sozial. Der kriegt sein Leben lang kein Bein mehr auf den Boden.

In D gibt es ungefähr ein Duzend Hofnarren-Planstellen. Wer darüber hinaus was riskiert, ist erledigt."

Was denkst Du: War da Sarrazin eine echte Ausnahme, oder ist das auch Teil einer Inszenierung? Irgendwelche erkennbaren politischen Konsequenzen hat dessen Buch jedenfalls nicht nach sich gezogen.

derherold hat gesagt…

"War da Sarrazin eine echte Ausnahme..."

Als sein Buch erschien, sprach ich mit einem Bekannten, einem *räusper* ehem. Politoffizier der NVA:
Stell´ Dir vor, 1985 erscheint im Aufbau-Verlag der DDR ein Buch des Sekr. d. P. Bez. Suhl, in dem steht, daß der Sozialismus gescheitert, die Partei aufzulösen. Was würdest Du denken ?
Antwort: Säuberung. Moskau.

"... so wie heute die NPD"
Ähhh... Ich habe PDS immer übersetzt mit ParteiDerStaatsbediensteten.

Sie wurde abgeschossen im Hochschulbetrieb, in den Unternehmen, in der Justiz und auf den Spitzenpositionen(!) der Behörden. Geradezu nahtlos Übergang in den örtl. Verwaltungen, Versorgern, in den Lehrerzimmern und im Kulturbetrieb.

Mein kleiner Finger sagt mir, daß bereits 1991/92 beschlossen wurde, den Antifaschismus der DDR als Disziplinierungsmaßnahme weiterzuverwenden und ´98 ist man schnell und ohne Aufsehen zum *Block* übergegangen.

derherold hat gesagt…

P.S. Ebenfalls abgeschossen auf den Positionen der höheren Polizeioffiziere/-beamten, der Truppen- und Generalstaboffiziere, im Medienbetrieb.

Im Medienbetrieb wurde aber sehr schnell dazu übergegangen, softonDDR zu sein. Ich glaube, die Bevölkerung hätte sich schon noch gerne intensiver mit Wendehälsen auseinandergesetzt ... auch manches Immobiliengeschäft erschien seltsam ... aber bereits ´93 war Peter Sodann "die Stimme Kareliens" und "niemand hatte vor, eine Mauer zu errichten".

Volker hat gesagt…

Die im Karrierestau steckenden Westbeamten sind 1990 in den Osten geflutet. Die haben aus naheliegendem Grund die SED-Fuzzis vom Chefsessel geschubst.

Das Militär wurde mit dem Ende des kalten Krieges sowieso nicht mehr benötigt. Die Westoffiziere sind verbeamtet, also mussten die Ossis gehen. Einfach und logisch. Hatte nichts mit Politik oder Ideologie zu tun.

In den Unternehmen wurden die SED-Fuzzis nicht abgeschossen. Die meisten Unternehmen sind sowieso zusammengebrochen. Und die wenigen werthaltigen haben die SED-Führer meistbietend an die Westinteressenten und Fördermittelabfasser verhökert.
In der Treuhand wimmelte es nur so von diesen Typen.
Man hat gehört von Kombinatsdirektoren, die sich in Ihr Häuschen im Tessin zurückgezogen haben. Dass einer Sozialhilfe hätte beantragen müssen, ist nicht überliefert.

Im Übrigen bin ich ganz froh, dass in den Schulen nicht zu viel Revolution war. Im Vergleich mit dem perversen 68er Gesindel waren und sind die SED-Lehrer Spitzenklasse. Phonetisches Schreiben und anderer Dreck der Cutting-Edge Pädagogik sind unseren Kindern, Lenin sei Dank, erspart geblieben.

Mitte der 90er war die Neuverteilung abgeschlossen. Von da an war die SED eine normale Partei in der Nationalen Front.

Ich glaube, die Bevölkerung hätte sich schon noch gerne intensiver mit Wendehälsen auseinandergesetzt

Glaube ich auch. War aber nicht mehr möglich aus den oben genannten Gründen. Die CDU hält seit Mitte 90 die schützende Hand über den Juniorpartner.
Außer in Brandenburg. Da hat schon 1990 die SPDS regiert. Unter der segensreichen Führung der Person, die als „Stasi-Stolpe" zu bezeichnen das Bundesverfassungsgericht verboten hat.

derherold hat gesagt…

Protestantin_Ost: "Na klar war das einer von denen. Der sah schon so aus."

Anonym hat gesagt…

Lawentri Berija

Durch die hier veröffentlichten Kommentaren habe ich mehr an wahrhaften Informationen gewonnen, als wenn ich mir hundert Jahre Desinformations- Sender, wie ARD-Panorama anschauen würde.

Anonym hat gesagt…

Ja wenn sie schon die Lotto-Zahl Ziehung manipulieren innerhalb 2 Jahren 2 X 6 die gleichen Zahlen, was für ein Zufall, wieso sollte dann das mit dem bisherigen nicht auch gehen. Bei 9.11 haben sie ja auch Pässe und solches Zeug noch in gutem Zustand gefunden....
Aber langsam wird es zu offensichtlich