Montag, 22. Oktober 2012

Auch Täter sind nur Opfer


In der guten alten Zeit waren es die von Rechtsradikalen besetzten "national befreiten Zonen", die es Völkerscharen unmöglich machten, Großveranstaltungen wie die Fußball-WM 2006 in Deutschland zu besuchen. Zum Glück hat der Fortschritt nicht Halt gemacht, in den letzten Monaten erwähnten nur die "taz" und die "FR" "national befreite Zonen" als Gefahr für die junge deutsche Demokratie.

Dafür drohen nun allerdings "rechtsfreie Räume", wie Experten wenige Tage nach dem tödlichen Überfall einer Jugendbande auf einen Jugendlichen auf dem Berliner Alexanderplatz warnen. Bei "rechtsfreien Räumen" handelt es sich per definitionem um national befreite Zonen ohne Rechte, Rechtsextreme und Rechtsextremisten. Durch diesem Umstand sind die entsprechenden Gewalttaten weit weniger schlimm als die der umherschweifenden Nazibanden früherer Jahre. "Wir sind in Deutschland weit entfernt von Verhältnissen wie in einigen französischen Vorstädten oder amerikanischen Großstädten", sagt der Konstanzer Gerhard Kriminologe Spiess, der auf die Entwicklung von Jugend- und Gewaltkriminalität spezialisiert ist. Auch von der Situation in Syrien unterscheidet sich die Lage in Deutschland derzeit trotz der jüngsten brutalen Übergriffe noch deutlich.

"Ist die Gewalt gerechtfertigt", fragt die Bild-Zeitung, während der Deutsche Fußballbund in einem "Strategiepapier" angekündigt hat, die zunehmende Gewalt in den Stadien mit neuer Torlinientechnik eindämmen zu wollen.

Die Gefahr, Opfer von Straßenkriminalität zu werden, ist allerdings sowieso nicht in Stadien, sondern nachts und im Umfeld von Discos oder Bars am größten. Hier befinden sich die neugeschaffenen "rechtsfreien Zonen". Opfer von Gewalt werden in ihnen häufig die, die genausogut auch Täter werden oder sein können. Opfer und Täter würden sich sowohl im Alter als auch im sozialen Hintergrund ähneln, beschreibt der Experte: "Täter- und Opfergruppen überlappen sich teilweise."

Auch die Täter sind so gesehen nur Opfer der Umstände und der gesellschaftlichen Verhältnisse. Es handele sich um "kaputte Jugendliche, geistig verwahrloste Menschen", sagt ein Berliner Jugendrichter. Dass sich an Auseinandersetzungen zwischen Opfern häufig auch andere Opfer beteiligen, hat ein Richter in Süddeutschland herausbekommen, ist typisch "jugendspezifisches Verhalten", das man den Betroffenen nicht zum Vorwurf machen kann, auch wenn es gelegentlich gerade dadurch zu ernsteren Verletzungen oder gar Todesfällen kommt.

1 Kommentar:

eulenfurz hat gesagt…

Wenn sich in den rechtsfreien Räumen nur die Opfer befinden, dann befinden sich in den nazionalen Befreiungszonen zwangsläufig die Täter.

Also benötigen wir mehr Geld gegen Rechts (aber dalli, bald ist Weihnachten und dann beginnt ein neues Steuergeld-Ausschüttungsjahr)!