Samstag, 19. Oktober 2013

Gegen Ende des Endes

Mitten in der größten Krise seit jenem Sommer, in dem es in der DDR keine Zigaretten zu kaufen gab, weil die Devisen für den Tabakimport nach Bayern transferiert werden mussten, sind die alten, lange nicht mehr aufgelegten Bücher die, in denen die erhellendsten Dinge über das steht, was vorgeht.

Albert Speer etwa, als Hitlers Architekt und Rüstungsminister in Nürnberg verurteilt und anschließend in Spandau inhaftiert, blickte seinerzeit nach 13 Jahren Haft auf ein paar Briefe von daheim und staunte. "Die Briefe von zu Haus zeigen, dass die Festtage abliefen wie zu meiner Kinderzeit auch", schreibt er in sein Tagebuch, "einige der Kinder sind zum Skifahren, Margareth wird die Silvesternacht mit Freunden verbringen." Daraus steige die "vertraute Atmosphäre von gestern hervor".

Wie könne das sein? Speer ist ratlos. "Als sich gegen Ende des Krieges, weit über die Niederlage hinaus, der Zusammenbruch abzeichnete, hatte ich immer das Gefühl, dass hier nicht nur dieses Regime und dieses Reich, sondern eine ganze Welt zusammenbräche." Alles schien zu Ende, schreibt er: "Wir waren völlig sicher, dass nicht nur die Funktionäre des Regimes abtreten würden, sondern auch die alten tragenden Schichten". Eine ganze Welt mit ihrer Bildung, ihrem Besitzanspruch, ihrer Moral würde einfach zu bestehen aufhören. "Wir gegenwärtigten eine Zeit unterschiedsloser Armut und innerer Bescheidenheit. Autos, Flugzeuge, technischer Komfort würde es nach dem Untergang nicht mehr geben."

Doch alles kommt anders. "Die Revolution, die wir erwarteten und die damals so sicher schien, hat offensichtlich nicht stattgefunden, das sagt mir jeder Brief von zu Haus, ob er von Studentenbällen oder dem Leben im Heidelberger Ruderclub berichtet. Am überraschendsten ist für mich, welchen Wohlstand es schon wieder gibt, die Kritik daran scheint das Hauptthema der Literatur der Gegenwart zu sein. Auch die Technik ist wiedergekehrt, triumphaler denn je, alle Warnungen vor ihren Gefahren sind verhallt. Manchmal machen die Zeitungen geradezu den Eindruck, als sei die ganze Bundesrepublik ein einziges Industrierevier, unablässig Requisiten des Wohlstands produzierend. Wie zählebig sind doch die Verhältnisse."

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

... saß ich wieder am Wasser und beobachtete seinen Lauf. Ich war ruhig und sehr wach. Und auf einmal veränderte sich meine Wahrnehmung: das Fließen des Wassers hatte sich von außen in mich hinein verlegt. Mein Wesen war in den Strom des Lebens eingetreten und ich wusste, dass dieser Strom ins ewige Leben führte.
Lichtüberschwemmt saß ich da. Ich war in einem Zustand höchster Entzückung und schmeckte den göttlichen Nektar. Plötzlich sah ich den Planeten Erde als eine reine Lichtkugel vor mir, transparent, leicht zitternd, unendlich schön im Licht der ewigen Sonne.
Und in diesem Licht erschlossen sich mir unendliche Zusammenhänge: Zwischen Mensch und Erde, zwischen Erde und Sonne und dem zentralen Gestirn unserer Milchstraße, die wiederum eingebettet war in noch größere Systeme. Alles ist miteinander verknüpft und voneinander abhängig.
Eine unermessliche Intelligenz war unaufhörlich dabei zu erschaffen, sie unterhielt alles Erschaffene und löste das so Zusammengesetzte in unbegrenzter Liebe wieder auf. Das in dieser Weise Erschaffene und Erlöste wurde zu bewusstem, gereinigtem Licht und strahlte in ewig zunehmender Glorie die Herrlichkeit des einen, unergründbaren Gottes aus.
Das reine Licht ist kein System, keine Form, kein Kommen und Gehen, es war keiner Geburt und keinem Tod unterworfen. „Meine Lichtseele ist dieses unbefleckte Licht, mein Körper mit seinen Bewusstseinsinhalten ist geboren und muss gemäß seines innewohnenden Gesetzes sterben“, dachte ich. Ich wusste, dass ich das Wahrgenommene selbst bin.
Mit diesem Eintreten in den Strom des Lebens hatte ich die ersten Schritte aus dem Vergänglichen ins Unvergängliche, vom Sterblichen ins Unsterbliche getan. Die tiefen Einsichten, die damit verbunden waren, lösten gewaltige Kettenreaktionen in mir aus, ich hatte das Gefühl, meine Begrenzung zu sprengen, innerlich zu explodieren. Doch alle diese tiefen Erfahrungen waren erst der Beginn des Weges. Ich ahnte, dass ich mich..

Anonym hat gesagt…

..erst in einer Vorbereitungsphase befand. Deshalb hatte der Meister mich hierher geschickt. Ich hatte nun das Süße und das Bittere in ihren Extremen kennengelernt, aber endgültige Erlösung war nicht eingetreten.
Zwei Tage blieb ich noch hier und dachte intensiv über die vergangenen Tage nach. Wie erschreckend leicht war ich in die schlafende Lethargie der Unachtsamkeit zurückgeglitten!
Nun war die Zeit der Rückkehr gekommen. Ich machte mich auf.
Als ich spät abends beim Meister eintraf, schaute er mir tief in die Augen.
„Das Weltenmeer hat nur einen Geschmack: den Geschmack des Salzes. Das göttliche Gesetz hat nur einen Geschmack: den Geschmack der vollkommenen Erlösung“, sagte er dann. „Du hast wichtige Erfahrungen hinter dir, hast schwierige Situationen durchlebt und kontrolliert. Doch Kontrolle ist noch nicht Überwindung. Sie ist erst der Anfang. Erfahrungen sind wichtig, doch Wissen nützt überhaupt nichts, das weißt du selbst.“
Damit hatte der Meister genau das ausgesprochen, was ich tatsächlich geahnt hatte: Ich war wie ein Kleinkind, das soeben die ersten Schritte getan hatte, aber immer wieder auf seinen kleinen Hintern fiel...

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