Sonntag, 29. Dezember 2013

Strammstehen zum Appell


Dieser Post sollte eigentlich nur ein müdes Lächeln darüber garnieren, wie die "internationale Gemeinschaft" (dpa et. al.) glaubt, mit Appellen und Protesten kriegerische Konflikte lösen zu können und sich dabei gleichzeitig der deutsche Journalismus nicht zu doof ist, die Verwunderung über das Ausbleiben von Friedensverhandlungen nach Appellen und Protesten groß und breit und ganz ernsthaft in die Welt zu tröten. Man sieht die sudanesischen Warlords regelrecht vor den Appellen und Protesten erzittern, um sich dann im letzten Moment und nach reiflicher Überlegung doch zur Fortsetzung des aktuellen blindwütigen Terrors zu entschließen: "Hast du gehört, sie haben appelliert und protestiert. Ist echt doof, und Angst macht es mir auch. Aber ..." usw. usw.

Dass sich dabei gleichzeitig via Google die Gleichförmigkeit der Berichterstattung über tausende Tote und 120.000 Menschen auf der Flucht selbst entlarvt, ist ein unvorhergesehener Nebeneffekt unserer tiefgründigen Recherchen zum Thema. Jetzt kann nur noch Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Welt retten, der jenseits wohlfeiler Parolen einen Satz wie Donnerhall im Gepäck hat: "Das Morden muss ein Ende haben."  

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, der Warlord hat es natürlich nicht leicht. Ich meine, wer sorgt denn für hunderte von Tausenden von Arbeitsplätzen in der deutschen Entwicklungshilfeindustrie? Ohne Warlords kein Hunger, keine Massenschlachtungen, keine verwüsteten Felder, keine absurd runtersubventionierten Lebensmittellieferungen aus der EU, keine Waffenlieferungen, keine Entwicklungshilfe.
Und andererseits stelle man sich vor, ein deutscher Außenminister würde nicht den ganzen „Arbeitstag“ mit dem „Warnen“ vor Gewalt und dem Verfassen von Pressemitteilungen darüber verbringen. Ok, die Mitteilungen verfassen Praktikanten (Stundenlohn 3,65 Euro), aber dann schauen ja noch einige Ministerialbeamten (Monatsgehalt 10000 Euro) acht Stunden drüber. Was wäre in Afrika oder dem arabischen Raum los, würden Westerwelle und Steinmeier nicht „warnen“? Nicht auszudenken.
Und abends die Hintergrundgespräche in Ulan Bator mit den 50 mitgereisten „Journalisten“ von SPIEGEL;SPON;ZEIT;SZ;FR;FAZ;TAZ;USW. Der Außenminister gibt Einblicke in seine Gedankenwelt... Inhalt: Die nächste Reise geht nach Rio. „Was haltet ihr davon?“ „Super! Mit Kapitalismuskritik?“ „Aber Ja!“
Schön, dass Monty Python eine Dokumentation (http://www.youtube.com/watch?v=IqhlQfXUk7w) über den Arbeitsalltag im Außenministerium und den Hauptstadtbüros der Praktikantenmedien gedreht hat. Ich fühle mich gut aufgehoben. Bin allerdings auch kein Afrikaner.

Volker hat gesagt…

Sicher, es sträubt sich in einem alles. Die Fernsehzuschauer sehen die schrecklichen Bilder und jeder denkt spontan "tut doch endlich was". Man will das nicht, das Abschlachten.
Insoweit offenbart das Politiker-Dummschwätz eine Mischung aus Demagogie, Allmachtsfantasie und Entsetzen über die eigene Hilflosigkeit.
Denn leider ist es so, wie Edward Luttwak (Give war a chance) das auf den Punkt bringt:

"Since the establishment of the United Nations, great powers have rarely let small wars burn themselves out. Bosnia and Kosovo are the latest examples of this meddling. Conflicts are interrupted by a steady stream of cease-fires and armistices that only postpone war-induced exhaustion and let belligerents rearm and regroup. Even worse are U.N. refugee-relief operations and NGOs, which keep resentful populations festering in camps and sometimes supply both sides in armed conflicts. This well-intentioned interference only intensifies and prolongs struggles in the long run. The unpleasant truth is that war does have one useful function: it brings peace. Let it."