Donnerstag, 16. Januar 2014

Spekulatius vom Jens


"Sachsen-Anhalt verdient mit Pensionsfonds viel Geld" lässt Landesfinanzminister Jens Bullerjahn eben stolz über alle Kanäle weitersagen: Im vergangenen Jahr habe der Pensionsfonds des Landes 4,03 Prozent erwirtschaftet, im Jahr davor sogar 8,41 Prozent - Ergebnis der Finanzmarktaktivitäten des notorisch klammen Landes, das nur die Hälfte seiner Ausgaben selbst erwirtschaftet, so heißt es in Magdeburg, wo von "hohen Renditen" bei "zukunftssicheren Anlagen" die Rede ist.

Frucht eines kalkulierten Risikos, das der SPD-Politiker Jens Bullerjahn vor drei Jahren einging. Damals ließ er sich Prokura geben, künftig nicht nur mit langweiligen Anleihen und Festgeldern arbeiten, sondern auch in Derivate, Rohstoffe, Aktien und Währungsfutures einsteigen zu dürfen.

Der Rechnungshof forderte seinerzeit, die vermeintlichen "Erfolge" dieser hochriskanten Anlagestrategie an einem vergleichbaren Portfolio zu messen - das tut Jens Bullerjahn allerdings bis heute nicht, denn sehr schnell würde der vermeintliche Großgewinn aus der Spekulation mit "15 Prozent europäischen Aktien, 60 Prozent europäischen Staatsanleihen, 13 Prozent Unternehmensanleihen und 12 Prozent globalen Wandelanleihen" im Ansehen schmelzen: Während der Pensionsfonds mit einem Volumen von rund 400 Millionen Euro in den vergangenen beiden Jahren jene 4 und 8,4 Prozent Gewinn machte, stieg der deutsche Aktienindex Dax im selben Zeitraum
um 25 und 29 Prozent.

Verglichen damit hat Sachsen-Anhalt mit seinem "Gesamtkonzept für die Geldanlage" und dem "Risikotragfähigkeitskonzept für den Einsatz von Derivaten" binnen zweier Jahre Verluste in Höhe von 21 und noch einmal 21 Prozent gemacht. Gemessen allein am Gesamtvolumen des Pensionsfonds von 400 Millionen macht das in absoluten Zahlen die stolze Summe von 170 Millionen Euro entgangenem Gewinn. Rechnet man Gelder der Steuerschwankungsreserve und das Kapital des Altlastensanierungsfonds hinzu, die in Sachsen-Anhalt traditionell nicht nur in Anleihen mit niedrigem Risiko, sondern auch spekulativ in Aktien, Derivate und Wandelanleihen angelegt werden, fehlen zwischen Haben und Hätte-haben-können rund 400 Millionen Euro. Auch ein bisschen stolz sei er auf diese Bilanz, sagt Jens Bullerjahn.

6 Kommentare:

Cordt hat gesagt…

ppq zählt zu den feindlich-negativen Kräften, die unsere Erfolge kleinreden, stets nach einem Haar in der Suppe suchen und schlecht informierte Bürger verwirren.
Selbstverständlich benötigen unsere Genossen in den Führungspositionen konstruktive Kritik in ihrem täglichen Kampf um eine gerechtere Welt, wir sollten aber unseren liberalen Umgang mit Blog-Lizenzen überdenken.

Anonym hat gesagt…

Also sehr geehrter Herr PPQ: das haben Sie doch wieder einmal frei erfunden. Sie wollen mir erzählen, dass ein Bundesland wie Sachsen-Anhalt jeden Monat doppelt soviel an Beamte, Politfunktionäre, Transferempfänger usw verballert, wie der in Geld ausgedrückte Abgabenanteil an der Wertschöpfung der Einwohner dieses Landes beträgt. Die fehlende Hälfte kann ja denklogisch nur aus drei Quellen kommen: Geschenke, Verkäufe (Grundstücke etwa) und Kredite. „Geschenke“ laufen wohl unter dem Euphemismus Länderfinanzausgleich, was ja nichts anderes ist als Raub an den Arbeitnehmern bei Daimler oder Audi. „Kredite“ gibt einem Land wie Sachsen-Anhalt (oder Schleswig Holstein oder Griechenland) natürlich kein Mensch freiwillig. Von Verkäufen ist nichts bekannt. Also subsummieren wir Kredite an Sachsen- Anhalt auch unter Geschenke (via EZB und Bundeshaushalt). Und jetzt geht jemand (Bullerjahn), der den Haushalt seines Gemeinwesens zur Hälfte aus Raub bezieht, hin und trägt die „Geschenke“ in die Spielbank in Goldman-Sachsenhausen. Und dieser jemand ist noch dazu ein Geistesgigant wie Bullerjahn *? Das impliziert ja, dass in diesem Land lauter Vollidioten „Verantwortung“ tragen. Das hieße ja auch, das eine Nahles Minister werden könnte. Das haben Sie alles erfunden!

*Nach dem Besuch der Polytechnischen Oberschule in Bernburg (Saale) machte Bullerjahn von 1979 bis 1981 eine Ausbildung zum Elektromonteur. Anschließend diente er bis 1984 bei der Nationalen Volksarmee. Danach absolvierte er eine Weiterbildung an der Fachschule Magdeburg, die er 1987 als Elektroingenieur beendete. Von 1987 bis 1990 war Bullerjahn als Ingenieur für Prozessautomatisierung im Mansfeld-Kombinat tätig.
Im Oktober 1989 wurde Bullerjahn Mitglied der Sozialdemokratischen Partei der DDR (SDP). Er gehört seit 2005 dem Bundesvorstand der SPD an und ist seit Dezember 2005 Vorsitzender des Forums Ostdeutschland der SPD.

ppq hat gesagt…

@anonym: du weißt offenbar nicht, wie hart die nva-ausbildung war! und drei jahre! da lernte jeder, den kapitalismus mit den eigenen waffeln zu schlagen

Anonym hat gesagt…

Man kann sicher sein, da wo von "hohen Renditen und zukunftssicheren Anlagen" gesprochen wird, diese gesäuselten Worte sich nach Bezahlung der Wertpapiere etc. nach 2 Jahren in Luft auflösen wird. Genauso mit den Pensionskassenfonds.
Ein grosser Teil hat sich seit dem Börsencrash aufgelöst, und der Rest wurde danach verteilt oder wird immer noch verteilt. Ja von was sprechen sie denn noch? Das ist die Rendite von den jetzt einfliessenden Geldern!

derherold hat gesagt…

Länderfinanzausgleich:
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, M-V: ca. 2,5 Mrd. Euro

Bärlin: 3,3 Mrd. Euro

Sachsen-Anhalt und Thüringen mit jeweils ca. 2,2 Mio. Einw. bekommen genau so viel L...ausgleich wie Bremen.

Steueraufkommen Soli 2012: 13 Mrd. Euro
Soli an Ostdeutschland: 6,5 Mrd. Euro
Soli an Ostzone abzgl. Vergnügungssteuer (Berlin): 5 Mrd. Euro

ppq hat gesagt…

es gibt eben auch im westen gebiete, die unterstützt werden müssen. und berlin hat einen hauptstadtbonus, immer schon.