Montag, 27. Januar 2014

Streit um Urheberrechte am Holocaust

Zum Glück ist das ZDF dann doch noch eingeknickt. Erst hatte das zweite deutsche Gebührenfernsehen hartnäckig darauf beharrt, die Lebensgeschichte der Anne Frank zu verfilmen, obwohl der in Basel ansässige Anne-Frank-Fonds, der die Erben vertritt, seine Zustimmung dazu verweigert hatte. Das Projekt sollte ohne Rücksprache mit der Familie realisiert werden, die alle Rechte an der Leidensgeschichte des jüdischen Mädchens besitzt, das von den Nazis ermordet worden war.

Der Fonds hatte sich geweigert, weil er einen eigenen Anne-Frank-Film plant, der auf den Tagebüchern der Schülerin, neu publiziertem Archivmaterial und anderen Dokumenten basiert, wie es in einer Mitteilung der Rechteverwertungsstiftung heißt. Zwei Anne-Frank-Filme seien einer zu viel, es bestehe die Befürchtung, dass konkurrierende Projekte einander kannibalisieren könnten. Zuschauer wären eventuell nur bereit, einen der Streifen anzusehen. "Das verstößt nicht nur gegen Usanzen, Fairness und Anstand, sondern stellt ein respektloses Verhalten gegenüber einer im Holocaust weitgehend vernichteten Familie dar", heißt es in einer Stellungnahme. "Nur ein Mangel an Sensibilität im Umgang mit jüdischem Erbe führt zu solchen Exzessen." Die Rechte der Familie müssten aber konsequent respektiert werden.

Das ZDF, das anfangs noch auf den deutschen Beitrag zur Geschichte von Anne Frank verwiesen hatte, ohne den es vermutlich keine Filmrechte an der Tragödie geben würde, hat jetzt eingelenkt. Es könne natürlich, hieß es in Mainz, nur einen Film geben.
Die weltweite Lizenz für einen deutschsprachigen Spielfilm hat der Fonds bereits „exklusiv“ an eine Tochterfirma der Verlagsgruppe von Holtzbrinck vergeben, die ehemals mit Hilfe von Verwandten des Firmengründers in der Privatkanzlei Hitlers den Auftrag bekommen hatt, die Schaufeleinheiten der Deutschen Arbeitsfront mit den DAF-Zeitschriften "Schönheit der Arbeit" und "Freude und Arbeit" zu beliefern. NSDAP-Mitglied Holtzbrinck war 1948 mit einer Geldstrafe von 1200 Reichsmark wegen seiner Beteiligung an der Hitlerdiktatur belegt worden und gilt seitdem als entnazifiziert.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Nur ein Mangel an Sensibilität im Umgang mit jüdischem Erbe führt zu solchen Exzessen."

Exzesse? So ein Quatsch, der hat sich sicher Versprochen und wollte sagen
"Nur ein Mangel an Sensibilität im Umgang mit jüdischem Erbe führt zu solchen Pogromen."

Anonym hat gesagt…

Und ich dachte, dass 70 Jahre nach dem Tod die Urheberrechte ablaufen?!

Teja hat gesagt…

"Das ZDF, das anfangs noch auf den deutschen Beitrag zur Geschichte von Anne Frank verwiesen hatte, ohne den es vermutlich keine Filmrechte an der Tragödie geben würde." Ganz finster.:D

Schicke Story mit dem Holtzbrinck. Hier trifft Holocaust-Industrie auf schmutzige Wäsche in der Vergangenheit.

eulenfurz hat gesagt…

Die können aber "Mein Kampf" verfilmen, an diesem Thriller hat das Land Bayern die Exklusivrechte.

ppq hat gesagt…

teja, mich gruselte es beim schreiben auch. darf man das? so sagen? ich fürchte fast, man darf nicht. da muss man dann

Orwell hat gesagt…

Naja, Anonym 2, die Urheberrechte an den mit Kugelschreiber eingetragenen Episoden im Tagebuch sind noch nicht erloschen. Denn das arme Mädchen konnte aus dem Jenseits nach der Erfindung des Kulis erst diese Passagen hinzufügen. Denn von Fälschungen werden wir uns hüten auszugehen.

Bei se weh, - beim Großtrödler Ebay wurde gerade der Judenstil entdeckt!

<a href="http://www.central-organ.de/2014/01/27/sensation-bei-ebay-judenstil-jugendstil-entdeckt/>Judenstil bei EBAY!</a>

Ob das mit dem heutigen Datum zu tun hat? Oder dem Skandal um die Filmrechte?

Morphogenetische Felder? - Hm. Ich muss mir ein Bier kaufen gehn.

Orwell hat gesagt…

Oh, hier hats den Link zerkloppt. Hmpf.