Sonntag, 6. April 2014

Hades-Plan: Enthüllungsbuch klagt Eliten an

Werner Todt ist ein Sprachrohr der Schwachen, sein neues, wichtiges Buch "Hadern mit dem Hades-Plan - wie Deutschland Europa übernahm" (Eichsack-Verlag Görzig) formuliert ein herausragendes Stück Wissenschafts- und Kulturgeschichte, das erhellende Einblicke in den tiefen Staat vermittelt, dessen führende Repräsentanten im September 1991 beschlossen, die Ergebnisse beider Weltkriege ohne einen Schuss zu revidieren. Ein knappes Vierteljahrhundert später ist das Ziel erreicht, "Geld ist Waffe, Schulden sind Waffe. Kredit schafft Knechtschaft", wie ein Teilnehmer der Planungsrunde sagte, die seinerzeit im Kanzlerbungalow in Bonn der heute berühmten "Hades-Plan" zur gewaltlosen Übernahme Europas durch Deutschland entwarf.

Werner Todt, bekanntgeworden durch seine Besuche in den arabischen Krisenländern, auf der Krim und Gran Canaria, deckt in seinem Buch die Hintergründe auf, er nennt die Drahtzieher und klagt die Verantwortlichen an. Für ppq.so sprach Hagen Schull in dessen Heimatort Wörbzig mit Todt über Schuldknechtschaft, Revanchismus und den weiteren Weg Europas.

PPQ: Herr Toth, Sie behaupten in Ihrem Buch, die Euro-Krise sei willkürlich herbeigeführt worden, damit Deutschland gemäß eines geheimen „Hades“-Planes ganz Europa unterjochen kann. Sind Sie ein Verschwörungstheoretiker?

Todt: Nein, das ist keine Verschwörungstheorie. Ich beziehe mich durchweg auf Fakten, auf Gespräche, die ich in Bonn, in Dresden, in Griechenland und auf der Insel Rügen mit Ökonomen, ehemaligen Geheimdienstagenten, Geschäftsführern, Regierungsmitarbeitern der Administration Kohl und politischen Analytikern geführt habe und auf Papiere zu einer Abhöraktion, die von einem mutigen Mitarbeiter aus der Behörde des Stasiunterlagen-Beauftragten geschmuggelt wurden. Vor allem aber auch auf Geschehensabläufe, die wir alle in Europa sehen können. Wir haben Europäische Verträge, verbindliche Abkommen, umfassende soziale Rechte und Vereinbarungen. Doch sie alle scheinen in Zeiten der Euro-Krise nicht mehr gültig zu sein. Eine kleine Elite konnte sich hingegen mit ihrer neonationalen Politik durchsetzen. In den letzten Jahren hat Deutschland geschafft, was zuvor in zwei Weltkriegen nicht gelungen ist: Es hat sich gegen den Willen der Mehrheit der Bürger der europäischen Länder als Führungsmacht an die Spitze des Kontinentes gesetzt. Für mich ist das ein klassischer Putsch. Daher auch der Buchtitel.

PPQ: Wer sind diese Putschisten konkret?

Todt: Mehrere Akteure ziehen an einem Strang. Zunächst mal unter anderem ein ziemlich undurchsichtiger Bund von hochkarätigen Politikern, die von den weitreichenden Plänen wissen, die unter Namen „Hades“ von Helmut Kohl und einer ganz kleinen Clique von Vertrauten erdacht wurden. Dazu kommen Medienrepräsentanten und Banker, deutsche Konzernlenker und Einflüsterer der Politik. Dann gibt es europäische Politiker wie etwa die portugiesischen Politiker Perdro Passos Coelho (Ministerpräsident), José Manuel Barroso (EU-Kommissionspräsident) und Eduardo Cotroga (Ex-Finanzminister), die glauben, ein deutsches Europa sei besser als ein zersplittertes Europa. In der Euro-Krise bekamen diese Politiker dann Schützenhilfe der USA – dort war man mit eigenen Problemen beschäftigt, man meinte deshalb, Europa müsse sich selbst helfen und sei es um den Preis der Rückabwicklung der Ergebnisse beider Weltkriege. Das Ergebnis wird gerne verschwiegen: Dieser Putsch hat Deutschland zu der Weltmacht gemacht, die es nie wieder sein sollte.

PPQ: Das sind harte Vorwürfe.

Todt: Das ist schlicht die Wahrheit, die ich belege. In den südeuropäischen Ländern hat heute kein Politiker mehr etwas zu sagen. Alle hängen am Tropf der Deutschen. Das hört sich vielleicht provokant an, ist aber nicht zu leugnen. Ich habe beim Schreiben des Buchs mehrmals fast geweint, als ich diese Hoffnungslosigkeit beschrieben habe und die Erinnerungen an die Menschen, mit denen ich vor Ort gesprochen habe, wieder hochgekommen sind.

PPQ: Die Sparprogramme, die die Troika mit den Nationalstaaten ausgehandelt hat, sollen die Krisenländer am Leben halten. Geld gegen Reformen, heißt es. Was ist daran verwerflich?

Todt: Es geht um die zentrale Frage, wer für die Verschuldung verantwortlich ist und wer die Lasten der Verschuldung nun trägt und wer davon profitiert. In all den Ländern, insbesondere in Griechenland und Portugal kann man das beispielhaft sehen, ist die regierende politische Elite für die Schulden verantwortlich, nicht die Mehrheit der Bevölkerung. Und profitieren tut immer nur ein Land: Deutschland, gegen dessen Willen zwischen Lissabon und Kaunas nichts mehr läuft.

PPQ: Einspruch. Die Bürger wollten am Euro-Aufschwung teilhaben und haben überall gewaltige Lohnsteigerungen gefordert. Die Produktivität konnte nicht im gleichen Maße gesteigert werden. Erst sank die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, dann sanken die Gewinne. Der Staat nahm weniger ein, die Schulden stiegen. Sprich: Ganz so unschuldig sind auch Gewerkschaften und Arbeitnehmer nicht.

Todt: Das mag ein Teilaspekt sein. Das Grundübel aber ist die herrschende politische Klasse in Deutschland, die den Kontinent gezielt in die Überschuldung geführt hat, um ihn danach umso besser am Gängelband führen zu können. Transparency International sagt etwa, dass ein Großteil der Verschuldung auf die korrupten politischen Strukturen zurückzuführen sind. Das entspricht genau den Plänen, die nach den Hades-Protokollen damals im Bonner Kanzlerbungalow ausgebrütet wurden: Alle sollen sich verschulden und damit unter die Knechtschaft Deutschlands geraten. Das geht so nicht.

PPQ: Die Korruption ist ein großes Problem, da gebe ich Ihnen Recht. Aber Fakt ist auch, dass die Lohnkosten etwa in Griechenland zwischen 1999 und 2008 um sagenhafte 95 Prozent nach oben geschossen sind. Jeder deutsche Tourist hat gemerkt: Der Urlaub in der Türkei ist plötzlich deutlich billiger - bei besserer Leistung - als auf Rhodos oder Kreta. Es ist also nachvollziehbar, dass Deutschland Reformen einforderte.

Todt: Reformen müssen her, das sehe ich genauso. Aber ich sehe nicht, dass die Mehrheit der Bürger für die Reformen so leiden muss. Es müssten die Verantwortlichen zur Kasse gebeten werden. Herr Kohl, Herr Seiters, Herr Schäuble, die müssen das bezahlen. Die Erhöhung der Löhne ist doch kein Grund zur Klage, das ist doch gut für alle. Mit dem Lohn der Arbeit muss ein menschenwürdiges Leben möglich sein, nicht nur in Deutschland, sondern überall.

PPQ: Was ist konkret Ihr Vorschlag? Wie sind die Krisenländer zu reformieren?

Todt: Ich glaube, man bekommt die Lage nicht verbessert, so lange die bisher regierende politische Dynastie in Deutschland an der Macht bleibt. Da regiert doch unterschwellig immer noch das Bedürfnis, die Ergebnisse der beiden Weltkriege zu korrigieren und Deutschland als erste Macht auf dem Kontinent dauerhaft zu etablieren. Wir müssten die handelnden Personen austauschen. Gleichwohl weiß ich, dass das nicht möglich ist, ich bin ja kein Träumer. Aber eine Verbesserung der Situation erleben wir nur, wenn die deutschen Eliten nichts mehr zu sagen haben, die Zinsknechtschaft abgeschafft wird und Deutschland Zahlungsversprechen nicht mehr an Wohlverhalten knüpfen darf.

PPQ: Die Bürger hätten durchaus die Möglichkeit, dem zuzustimmen. Aber glauben Sie nicht, dass die gute Situation, in der sich Deutschland befindet, den Menschen besser gefällt als etwa die Krise in Griechenland?

Todt: Das bedauere ich sehr und kann es auch gar nicht genau erklärte. Man muss nicht in allen Punkten gegen die deutsche Politik sein, aber man muss Wut haben als Bürger, wenn man sieht, dass das Land, das zwei Weltkriege verloren hat, sich auf einmal aufschwingt, seinen Nachbarn vorzuschreiben, wie sie Schulden zu machen und welche Zinsen sie zu zahlen haben. Deutschland ist in den europäischen Vereinigungsprozess mit dem Versprechen gegangen, eine Nation unter Gleichen sein zu wollen. Und als es dann die Macht hatten, waren alle Versprechungen gebrochen.


PPQ: In der Tat ist es so, dass die Eliten ihre Pfründe längst gesichert haben und die Deutschen in der Krise reicher wurden. Was ist zu tun: Hilft etwa eine Vergemeinschaftung aller Schulden, wie Sie die Südländer fordern?

Todt: Nein. Das sind höchstens Trostpflaster, aber kein wirksamer Hebel. Man hätte rechtzeitig den Einfluss der kleinen Clique, die den Hades-Plan erdacht hat, begrenzen müssen. Ich rede nicht gerne von Revolutionen, aber wenn sich etwas ändern soll, braucht es einen Systemwechsel, der dafür sorgt, dass die Deutschen keinen Einfluss mehr haben.

6 Kommentare:

Orwell hat gesagt…

Na wenn schon beim "Honigmann" über den Hadesplan diskutiert wird, - hehe-, dann isses ja gut.

Könnt mich kringeln... :D

ppq hat gesagt…

das ist eine auszeichnung. man weiß, die ahrheit ist in der fantasie der leute angekommen

Anonym hat gesagt…

Rächts.xträmsmus : Himmler beendet "Wetten dass" ;wie das zettdé-eff soeben mitteilt hat der Himmler das Ende der quälenden Langeweile beschlossen .

der Sepp

Volker hat gesagt…

Hat dieser Autor was mit Fritz Todt zu tun?

eulenfurz hat gesagt…

@Volker
Nein, es ist nur der Sohn von Gevatter Todt.

Anonym hat gesagt…

"Kredit ist Knechtschaft", dazu hatte ich letztens bei einer Bismarck-doku doch etwas sehr interessantes gesehen, dazumal wurde in Preußen die Leibeigenschaft(Knechtschaft)abgeschafft, aber nicht einfach für lau, in der spielszene durfte sich die arme kinderreiche magd für 3500 Geldeinheiten "freikaufen", diese mussten im Zweifel auchnoch die Nachkommen abstottern. Ein sehr anschauliches Beispiel wie ich finde... und auch zum Thema Verantwortlichkeit (diffuse Majoritätsbeschlüsse in "Gremien" gegen klare Verantwortlichkeiten eines Chefs)hatte O.v.Bismarck schon kluges zu sagen, aber das ist wieder etwas anderes