Freitag, 4. Juli 2014

Gesänge fremder Völkerschaften: Am großen Rad

Eine "Mother I´d like to fuck" will sie sein, die US-Amerikanerin Tori Amos, die seit 25 Jahren in einer Liebesbeziehung mit einem Bösendorfer-Flügel lebt. "I I I am a M-I-L-F don' you forget, M-I-L-F don' you forget, M-I-L-F don' you forget" singt sie in "Big Wheel", einem Hit, der schon wieder so lange her ist, dass ganze Generationen von selbstbewussten jungen Sängerinnen seitdem gekommen und gegangen sind. Amos, das Wallekleid noch immer türkis, das Haar flammend rot und die Absätze spitz, ist immer noch da, 50 inzwischen und ohne die Geschmackskompromisse, die die Sängerin aus North Carolina früher gemacht hat.

Es geht ihr nicht mehr um den einzelnen Song, sondern mehr oder weniger um Songsammlungen, aus denen größere Geschichten ersteigen. Die erzählt sie mit einer Feenstimme, schuneklnd auf den Flügeln fragiler Melodien, die nicht immer gleich erkennbar sind, weil Tori Amos auf den meisten Zierrat, der frühere Platten umgab, längst verzichtet. Ob aus künstlerischen oder Kosten-Gründen ist unklar, aber zumeist sitzt sie allein auf der Bühne, häufig seitwärts zwischen Flügel und E-Piano geklemmt, und spielt auf zwei Instrumenten gleichzeitig zu einem Lied.

Zirzensisch, aber natürlich bedeutungslos, was die Frau aus North Carolina offenbar aber nur anstachelt. Ihre Lieder sind ein langer, ruhiger Fluss, die Texte ein Schwall an verrätselter Bedeutsamkeit. Don't you throw that shade on me, I've been drinkin' down your pain, gonna turn that whiskey love into rain and wash it away", singt sie zu einem schon eher zackigen Beat, den die Stöckelschuhe stampfen. Glücklich ist, wer nicht vergisst, wo hier mitzusingen ist.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Rülps ! -Äh ! -Pardong, -Schluck ! -Räusper !- Aso es, - hust, -hust -, stösst einem immer wieder sauer auf hier, wie die an sich ansprechende Sequenz von geistreichen Beiträgen immer wieder von devoten Huldigungen an irgendwelche Banalo-Kadenz-Musicke, meist anglo-amerikanesischer Provenienz durchlöchert wird. (Ganz zu schweigen von den ebenso kropfamhals-artigen Auslassungen übere diverse hallensische oder sonstwie-ige Fussball-Proll-Figuren oder Ereignisse)
Könnte man derartigen Beiträgen nicht eine Art warnendes Pictogramm verpassen, mit deftiger Ikonografie und Symbolik, wie Totenköpfe , Blitze, rote Ampeln, u. ä.
somit wäre es ein leichtes derlei Beiträge gleich zu „skippen“, ohne das Risiko einer akuten Blutdruckerhöhung, so man der einschlägigen Jestalten, Umgebungen, bzw. Töne und Geplärre gewahr wird.

Mit vorauseilendem heissestem Dank

Kein Poppp-Musik???-Fän und noch wenigericher Fussball-Fän

Orwell hat gesagt…

Auf heftigste zustimm!

Orwell hat gesagt…

Oh, hier liegt noch ein kleines "s" rum. Naja. Das ist bestimmt vom "Auf" abgebrochen.

lesandi hat gesagt…

Ist schon traurig, wenn man den Blick über den Tellerrand nicht mehr schafft.

Volker hat gesagt…

Äh, also, der Blogwart hängt hier so rein, was ihm gerade gefällt.
Sagt ja keiner, dass alle die gleiche Meinung haben müssen. Die Schönheit liegt im Auge des Betra... im Ohr des Hörers.

derherold hat gesagt…

Ich finde auch, daß die Musikauswahl von @ppq schlecht ist.

Das ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit !

Die Anmerkung hat gesagt…

Ton abschalten und sich die Balleteinlage der Dame reinziehen, vielleicht hilft das ja beim Verständnis des PPQschen Musikschmacks.

Konservative Musikgeschmäckler ziehen sich dann eben die Sachen rein, die immer funktionieren, John Lennons Herzensdame.

Anonym hat gesagt…

Glücklich ist, wer verfrisst, was nicht zu versaufen ist...
(Kneipenspruch bei Heinrich Zille, nach der Oper "Rette die Fledermaus".)

Anonym hat gesagt…

Wenn jemand stirbt, der dir sehr nahe war, dann ist der unmittelbare Schmerz des Verlustes dieses Menschen psychisch und physisch. Die starken Bilder, Erinnerungen, Eindrücke und Emotionen werden im Laufe der Monate und Jahre nach dem Tod dieses Menschen schwächer, kraftloser und blasser. Der Schmerz und die Trauer lassen allmählich ganz von selbst nach.
Doch das, was du wirklich bist, wird nie stärker oder schwächer, da du nichts Erlebbares bist. Du bist nichts, das kommt und geht, und du warst nie ein Körper, der sterben könnte. Somit gibt es auch keine Erinnerung, die verblassen könnte, denn du hast Raum und Zeit nie berührt und nie betreten.
Der überlagerte, vergängliche Fleischkörper existiert nur als Eindruck im Bewusstsein. Also warum identifizierst du dich mit dem, was du nicht bist? Warum leidest du unter dem, was du nie warst? Du bist todlos und formlos, glanzvolles, heiliges Licht!

Das Verlassen des Körpers bedeutet das Zurücklassen alles Geliebten: die Menschen, die einem nahe waren, die farbenträchtige Natur, die magischen Momente nach Sonnenuntergang, wenn das indirekte sanfte Licht den Abendhimmel einfärbt, alle Geräusche, alles Wissen und alles Erlernte. Der Tod ist der Untergang alles Bekannten und die Auflösung aller Formen.
Nie wieder Tag, nie wieder Nacht, nie wieder Lachen, nie wieder Weinen, nie wieder Gewinnen, nie wieder Verlieren, nie wieder Kranksein, nie wieder Gesundwerden.
Gedanken an die endgültige Zerstörung des physischen Lebens und Leibes, an das Verfaulen des eigenen Körpers im Feuer – diese emotional geladenen Gedankenbilder lösen tiefes Unbehagen und archaische Ängste aus. Diese Gedankenkonstrukte führen in eine unbekannte, stumme Nacht.
Wirst du den Körper verlassen oder wird der Körper dich verlassen? Wer wird wen verlassen?
Stirb, bevor du tot bist, dann werden alle überlagerten Ängste, Konzepte und Vorstellungen verschwinden. Da du nie ein Körper warst, wird auch niemand da sein, der ihn verlassen könnte!