Mittwoch, 19. November 2014

Die OSZE und Poroschenkos Phantasien

Für Petro Poroschenko gibt es keinen Zweifel. "In meinem Land sind tausende russische Soldaten, hunderte Panzer, schwere Artillerie. Es ist eine der größten Armeen der Welt, die uns und ganz Europa bedroht", berichtet der ukrainische Präsident der Bild-Zeitung. Das sind keine Phantome eines Hutmachers, das sind echte Feinde: "Unabhängige Organisationen wie die OSCE haben die Präsenz von russischen Truppen in der Ukraine bestätigt", sagt Poroschenko. Auch der Nato-Oberbefehlshaber Philip Breedlove hatte zuvor versichert, dass die Nato in der Ostukraine dasselbe sehe wie die OSZE. Nämlich russische Truppen auf dem Boden der Ukraine.

Allerdings bleibt unklar, wo und wem gegenüber die OSZE solche Beobachtungen mitgeteilt haben soll. In den offziellen Berichten der OSZE-Ukraine-Mission SMM ist nirgendwo die Rede davon, dass russische Truppen in der Ukraine gesichtet wurden. Zwar hatten deutsche Zeitungen zu Dutzenden zitiert, dass Breedlove sich auf die OSZE berief, die angeblich russische Soldaten mit einem Fahrzeugkonvoi voller Waffen in der Ostukraine gesehen habe. Doch bei Lichte besehen hat die OSZE dergleichen nie berichtet, ganz im Gegenteil: "The SMM did not see any individuals or persons in uniform travelling on these trucks."

Die einzigen russischen Konvois, die die OSZE-Beobachter ausmachen konnten, waren die eines “Humanitarian help from the Russian Federation"-Fahrzeugzuges, die von Mitarbeitern des Ministry of Emergency Situations der Russischen Föderation begleitet wurden.

Petro Poroschenko, der angibt, dass sein Land "auf das Szenario für diesen totalen Krieg vorbereitet" sei, beruft sich dennoch auf die OSZE. Deutsche Zeitungen berufen sich auf Poroschenko, weil es ihnen offenbar untersagt ist, selbst nachzuschauen, was die OSZE-Beobachter wirklich gesehen und was sie berichtet haben. Nächste Woche wird sich Philip Breedlove dann auf deutsche Zeitungen berufen. Und danach wird Poroschenko Breedlove als Zeugen für seine Phantasien benennen. Die OSZE wird weiter berichten, was sie sieht. Und die Propagandisten werden weiter behaupten, es seien russische Truppen. Und so werden Phantasien Wirklichkeit.


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