Dienstag, 20. Januar 2015

Pegida: Neue Fatwa von Fahimi

Während einige CDU-Politiker mit Pegida ins Gespräch kommen wollen, reagiert die SPD mit einer neuen Fatwa von Generalsekretärin Yasmin Fahimi auf Versuche, die deutsche Sozialdemokratie in einen Dialog mit der "Schande" (Maas) zu verwickeln.

Die SPD lehnt nach den Worten ihrer Generalsekretärin Yasmin Fahimi Gespräche mit den Pegida-Organisatoren geschlossen ab. "Unmittelbar mit den Organisatoren von Pegida den Dialog zu suchen, sehe ich für uns nicht", sagte Fahimi. In einer kardiologischen Ferndiagnose aus Berlin habe sie die Bewegung als nicht hilfreich enttarnt. Sie "schürt Ressentiments und Hass und versucht, einen Keil durch Deutschland zu treiben". Ihr Eindruck als SPD-Generalsekretärin mit langer Ausbildungsgeschichte in der Gewerkschaftsbewegung sei, dass sich die Pegida-Bewegung "einem vernünftigen Dialog bisher verweigert hat". Nun nehme sie für die SPD in Anspruch, mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Fahimi verwies zudem auf deren "zunehmende Vernetzung mit gewaltbereiten Neonazis und Hooligans", von der sie im Fernsehen gelesen habe.

Statt eines Dialoges biete die SPD, in deren stolzen, starken Reihen Männer wie Sebastian Edaythy und Thilo Sarrazin wirken, zahlreiche Veranstaltungen nicht nur in Sachsen und anderen Städten an, wo sie sich den Sorgen und Nöten der Bürger stelle, sagte Fahimi weiter. Möglich seien Reisen in den unterdrückten Iran unter dem Motto „Von Zarathustra zur Schia" , ins krisengeplagte Griechenland unter dem Motto „Herz der Antike“ und nach Sizilien, wo gemeinsam Flüchtlingsboote aus Nordafrika begrüsst werden.

„Die Mehrheit der Deutschen denkt anders als Pegida", hat Fahimi durchgezählt. Sie könne das "wiederaufkeimende Verständnis für die Bewegung und ihre Anhänger nicht nachvollziehen", fügte die SPD-Politikerin hinzu, schließlich lehre das politische Geschäft, dass man seinem Gegner nie zuhören und seine Beweggründe keinesfalls anerkennen dürfe. Kein Sozialdemokrat dürfe mit einem Pegida-Marschierer sprechen,  Parteimitglieder müssen familiäre oder freundschaftliche Beziehungen mit Pegida-Extremisten sofort beenden.

Dass ihre eigene Dialogbereitschaft mit Pegida "sehr eingeschränkt" sei, erklärte Fahimi auch damit, dass sie selbst Anfeindungen aus den Reihen der islamkritischen Bewegung ausgesetzt sei, obwohl sie kürzlich erst gefordert hatte, die Terrorgruppe IS nicht mehr als "radikal-islamisch" zu bezeichnen, weil das die Muslime beleidige.

Sie zitierte aus einem Schmäh- und Drohbrief von Anfang Januar, der gespickt ist mit sexistischen und rassistischen Beleidigungen. “Ich habe geweint“, bekannte Fahimi. Als Absender ist "Pegida Magdeburg" aufgeführt, seinen Namen gab der Verfasser selbst nicht preis. Damit sei klar, dass es ein fanatischer Pegida-Anhänger sein müsse. Fahimi ist Niedersächsin mit iranischem Vater und deutscher Mutter. "Auch ich werde offensichtlich als Gefahr der deutschen Identität wahrgenommen", sagte die SPD-Generalsekretärin in etwas verquerem Deutsch.

13 Kommentare:

Geier hat gesagt…

Und recht hat die Genossin Fahimi! Man sieht ja, wo es hinführt, wenn Sozialdemokraten sich auf einen Dialog mit Pegida einlassen, z. B. am Exempel des Genossen Thierse,
der sich bei Jauch erbost gibt, daß Pegida den Satz »Wir sind das Volk« usurpiert habe, an dem doch er, Thierse, das alleinige Urheberrecht habe, da er 89 die SED-Diktatur hinweggefegt habe, weswegen auch er das Volk sei. Daß seine Partei gerade die erneute Machtergreifung selbiger SED ermöglicht hat, hat er in diesem Moment irgendwie vergessen zu erwähnen und auch keinem der Diskutanten scheint die unbeschreibliche Obszönität von Thierses Auftritt aufgefallen zu sein und ich war in diesem Moment (und es gab mehrere solcher Momente bei Thierses Aussagen) sehr, sehr traurig, daß Jauch vergessen hatte, mich einzuladen, und andererseits war ich dann auch erleichtert, nicht dortgewesen zu sein, denn zwar darf Thierse den Souverän ungestraft beleidigen, aber ob auch der Souverän den Thierse ungestraft hätte beleidigen dürfen, ist ja nicht ausgemacht.

ppq hat gesagt…

ging mir genauso. dennoch denke ich, das gespräch mit moderaten sozialdemokraten sollte weiter möglich sein

Geier hat gesagt…

Das ist eine ziemlich gewagte These. Was kommt da als nächstes? Thierse hat nichts mit der Sozialdemokratie zu tun? Die offiziöse Unterscheidung zwischen Sozialdemokraten und Sozialdemokratisten? Ich weiß nicht. Und wer soll das überhaupt sein, diese »gemäßigten Sozialdemokraten«? Schäuble? Merkel? Ich habe bisher eigentlich nur radikale Sozialdemokraten erlebt, die sogar noch die steilsten sozialdemokratischen Themen (Frauenwahlrecht etc.) befürworten.

Geier hat gesagt…

Postscriptum: Hast Du Lust, heute Abend um sieben in der VHS Leipzig die öffentliche Legida-Podiumsdiskussion zu bereichern?
Man könnte sich vorher treffen, da müßtest Du mich aber in der nächsten Dreiviertelstunde über mein Kontaktformular anschreiben, ab halb drei bin ich unterwegs.

ppq hat gesagt…

war auch unterwegs

aber was ist vhs? das, was ich vermute? wie können die denen eine plattform bieten?

Die Anmerkung hat gesagt…

@Geier

... denn zwar darf Thierse den Souverän ungestraft beleidigen, aber ob auch der Souverän den Thierse ungestraft hätte beleidigen dürfen, ist ja nicht ausgemacht.

Auch so ein Satz, den ich gerne mal ausborgen täten wollte. Kriegst ihn auch zurück.

@ppq

moderate und friedliebende Sozialdemokraten

So viel Zeit sollte auch unterwegs sein.

Das Volk wird sich doch noch in seiner eigenen Hochschule mit sich selber beschäftigen dürfen. Wenn es so viele nicht sind, eben auch auf einem Podium.

derherold hat gesagt…

VHS
Vereinigte Hogesaner Sachsens
Volker hört Signale
Vogtländische Hochschule für Soziale Berufe
Veranstaltungsort für Hochkultur in Stötteritz
Karl-Heine-Stiftung für Lekasteniker
Völkische Hatlerfreunde Siebenbürgens
Volkmarsdorfer Hochwasserschutz e.V.
Vrije Hogeschole ’s-Hertogenbosch
Völkerschlachtdenkmal, Haupteingang Süd

Anonym hat gesagt…

"gespräch mit moderaten sozialdemokraten sollte weiter möglich sein"

Wenn schon Bullshit-Bingo, dann richtig.
Nicht nur mit den moderaten Sozialdemokraten, auch mit dem pragmatischen Teil der Sozialdemokratie sollte man den Dialog wagen.


Der Herold hat gestern gesagt, ", da gibt es einen gewissen Sound, da braucht man keine IP". Deshalb heute mal ohne Unterschrift.

Geier hat gesagt…

Ja, die VHS darf Plattform bieten. Eingeladen hatte aber ein Pegida-kritischer Bürgerrechtsverein. Es waren auch keine offiziellen Pegida-Vertreter da, ich weiß auch nicht, ob die offiziell überhaupt eingeladen waren, aber Das Volk™ war jedenfalls zahlreich erschienen.
Sowohl Spaßfaktor als auch Informationsgehalt waren eher beschränkt. Pegida-Gegnern muß insofern rechtgegeben werden, als eine nicht zu unterschätzende Gefahr auch von der Idiotisierung des Abendlands ausgeht. Diese zeigt sich im Unvermögen, sich zu überlegen [A] ob man überhaupt etwas zu sagen hat, [B] was man sagen will und [C] wie man es in verständliche Sätze packt, die eine logische Struktur haben. Das trifft Diskutanten jeglicher Couleur.
Ein kleines Mädchen, wohl Lehramtsstudentin, hat den Saal heulend verlassen, weil ihr wohl der dritte Hauptsatz der Thermodynamik (If you can’t stand the heat, stay out of the kitchen!) bis dahin nicht bekannt war. Dabei lief alles sehr gesittet ab. Ihr ganzes Problem war, daß auf ihre naiven Gefühligkeitsschwurbeleien hin ein älterer Herr im Saal (ich wars nicht!) aufstöhnte: »Jung müßte man sein«.
Überhaupt war alles furchtbar emotionslastig und man hatte über weite Strecken den Eindruck einer therapeutischen Selbsthilfegruppe, die froh ist, mal ihren ganzen Weltschmerz auskübeln zu dürfen. Der Stuhlkreis, indem die Diskutanten saßen, hat diesen Eindruck noch zusätzlich verstärkt. Ihr habt sicher alle mal »Einer flog übers Kuckucksnest« gesehen. So ähnlich halt, nur ganz anders.
Eine andere Lehramtsstudentin stellte sich als christliches Mädchen mit einem muslimischen Freund vor und war ganz traurig über die vielen Rassisten und Diskriminatoren. Ich habe ihr kein Wort geglaubt, weil ein wirklich christliches Mädchen, das ihren Paulos ehrt, in einer öffentlichen Versammlung geschwiegen hätte. Vielleicht bringt ihr das paradoxerweise aber ausgerechnet ihr muslimischer Freund noch bei.

Pegida scheint wirklich mehrheitlich eine Art Rentneraufstand zu sein, zumindest, falls diese Veranstaltung irgendwie repräsentativ war. Daß daraus eine politische Kraft entstehen könnte, die Deutschland nachhaltig zum besseren verändert, fällt nicht leicht zu glauben, zumal ja auch die Organisatoren keine Strategie zu haben scheinen und auch, soweit ich das bisher sehen konnte, nicht den Eindruck erwecken, als hätten sie die tiefen Teller erfunden.

>> Die Anmerkung: Aber pfleglich behandeln, nicht daß der Satz hinterher schmuddelig ist oder zerschrammt oder Kaffeeflecken hat. Vielleicht sollte der Satz überhaupt besser heißen: »… denn zwar darf Thierse die Intelligenz des Souveräns ungestraft beleidigen, aber ob auch der Souverän den Thierse ungestraft hätte beleidigen dürfen, ist ja nicht ausgemacht.«

>> ppq: Falls Du willst, kannst Du Dich trotzdem bei Gelegenheit melden, habe Deine Mailanschrift bei irgendeinem Rechnerumzug verdödelt.

ppq hat gesagt…

schöner bericht, schön geschrieben. darf ich den nutzen? so denkt man sich das aus der heimischen küche, aber aus erster hand ist es dann doch unmittelbarer, als leseerfahrung

deckt sich mit meinen beobachtungen von leuten, die da hingehen. ist so ein grummelgefühl, ein stein unter der sohle und man kann sich nicht mehr selber bücken. da spielt europa rein, die sehnsucht nach betreuung, verbunden mit dem wunsch, dann aber individuell genau so betreut zu werden, wie man sich selbst betreuen würde.

und das massenhaft.

auf der anderen seite eine regierung, die sich - wie meine letzte - für die guten hält, folglich ist alles, was sie tut, gut, und wer das nicht gut findet, ist böse. undankbar zudem.

thierse hat das mit seinem anspruch auf "wir sind das volk" ja gut auf den punkt gebracht. er versteht es nicht, witzigerweise auf dieselbe art, wie honecker nicht verstanden hat, dass die leute ihm nicht total dankbar waren.

gott, oder meinetwegen allah, wenn es ihn gibt, hat wirklich humor.

@sepp: dein eintrag ist der beweis, dass gefährderansprache möglich, verständnis herstellbar und ein sound verbesserbar ist. das haben die stones nie hinbekommen, beide nicht, die band und die moderaten sozialdemokraten in der spd. danke, ich habe den glauben an die menschheit ein stück weit zurückgewonnen.

Anonym hat gesagt…

@ Geier: Eine Antifa gab es schon vor gut 1700 bis reichlich 1500 Jahren, nur hießen sie anders. Man gurgele unter Anachoreten, Wüstenväter, Räubersynode ... Ungepflegte Erscheinungen, mit kognitiven Defekten behaftet, mit Knüppeln bewaffnet, mit unangemessen großem Selbstbewußtsein versehen.
- Halbgott in Weiß -

Geier hat gesagt…

Mach wie Du denkst; bei mir zu hause muß ich ja immer ein ganz klein bißchen philanthropischer schreiben, was nicht immer leichtfällt. Aber spendiere wenigstens noch einen Wortzwischenraum (indem >> in dem).

In eben dieser VHS wurde mir übrigens früher™ das Abitur verwehrt wegen fehlender FDJ- und FDGB-Mitgliedschaft. Denn ohne diese kann man sowieso nie ein künftiger Leitungskader in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft sein, weswegen man da also sowieso kein Abitur braucht. Dabei war ich extra in der Freiwilligen Betriebsfeuerwehr, um nicht in die Kampfgruppe zu müssen. Ihr kennt das. Ich vermute, das Argument, daß ich das Abitur ja unter Umständen noch nach dem Ende der DDR weiterverwenden könnte, hätte mich in der Situation damals (so 1983?) auch nicht sonderlich weitergebracht.

Anonym hat gesagt…

Wie sagte Schwejks Kumpel, der Sappeur Woditschka (sinngemäß): So ein Trottel. Er hätte schwören sollen, und dann scheißen auf den ganzen Schwur ...
-- Halbgott in Weiß --