Freitag, 22. April 2016

Zuhause im Hass: Eine Expedition nach Dunkeldeutschland

Bezeichnend für die Stimmung in der Region: Fremdenfeinde hängen Deutschland-Fahnen an ihre sanierungsbedürftigen Mietskasernen.
Was für ein Land, was für Unmenschen! Auch hier in Freital gilt das Grundgesetz, auch hier wäre es - zum Beispiel - verboten, einen ausländischen Staatschef "Ziegenficker" zu nennen, so lange keine Beweise für seine Vorliebe vorgelegt werden können. Und doch leben hier Reste einer Gesellschaftsordnung weiter, die die üblen Seiten der beiden deutschen Diktaturen mit deren übelsten Seiten kombinieren: Hass auf alles Fremde geht zusammen mit einer fetischistischen Heimatliebe, es wird getrunken und gegessen, als habe die Welt weder Hunger- noch Wasserversorgungsprobleme. Fluchtursachen sind den Einheimischen egal - dabei fliehen ihre Kinder in großer Zahl in die metrosexuellen Großstädte mit ihrem bunten, multikulturren Flair.

Was zurückbleibt, ist ein Gemenge aus Angehängten, Aufgegebenen, Kranken, Alten und Widerborstigen, die Importböller auf Ausländer werfen und ihre Häuser trotzig mit Deutschlandfahnen schmücken. Gerade das deutet bekanntermaßen auf eine verhärtete faschistische Gesinnung. Zusammen mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat PPQ eine Expedition in dieses dunkle Herz Deutschlands durchgeführt. Die dabei entstandene Reportage lesen Sie nachfolgend.

"Daheim" nennt dieser Hausbesitzer seine Kate.
Sachsen ist im deutschen Vergleich ein Notstandsgebiet. Von den Einwohnern, die zur Wendezeit hier ihr dasein fristeten, sind die meisten fortgegangen. Einige siund noch übrig, aber sie schleichen langsam über die mit Spenden aus dem Westen aufgehübschten Straßen. Noch sind es ein paar Hunderttausend, die im Süden von Dresden leben, in zehn Jahren werden es noch einmal viel weniger sein. Zehntausende Arbeitsplätze fielen dem Strukturwandel zum Opfer, keine Region Deutschlands hat es härter getroffen.

Von den Dagebliebenen, die sich bei "Penny" und "Netto" versorgen und ihr Bier jenseits der Grenze kaufen, weil es dort noch billiger ist, ist ein Viertel über 65 Jahre alt. Weggegangen sind die Jungen, Aktiven, die, die was mit Medien machen wollen, und vor allem die Frauen zwischen 18 und 30 Jahren. Dramatisch sind die daraus resultierenden Verwerfungen. Landkreise melden Frauendefizite von bis zu 20 Prozent. Das heißt: Junge Männer, hier oft stiernackig und mit einer Glatze, haben keine Chance auf Familiengründung. Eine ausgewogene Entwicklung im Sinne unserer Gesellschaft wird unmöglich. Wenn auch Wissenschaftler sagen, dass die ausfallende Fortpflanzung bei den Ungebildeten, nur für Hilfsarbeiten zu gebrauchenden Teilen der Bevölkerung in der Bergregionen letztlich zu mehr gesellschaftlichem Wohlstand führen wird.

Für die Unmenschen hier, die das Leben nicht anders kennen als fortdauernde Qual, Mühsal und gelegentlichen Vollrausch, ist es dennoch schwer. Ihre Perspektiven schwinden weiter: Das Geburtendefizit erreicht hier Spitzenstände, die benachbarten Pegida-demonstrationen schrecken Touristen ab. Gewalt gegen alles, was anders ist, macht die Suche nach investoren schwer. Der Wanderungssaldo hat einen negativen Wert. Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss ist rekordverdächtig.

Die fortsetzungsfähige Elendsliste findet auf den schmalen Straßen in den Bergdörfern ihre reale Entsprechung. Zum Beispiel im Kirnitzschtal, einer völlig abgehängten Gegend zwischen Deutschland, Polen und der tschechischen Republik. An einem Mittag der vergangenen Woche, die GSG 9 ist gerade aus den nahegelegenen Freital abgerückt. Alte Frauen, den Einkaufsbeutel am Rollator, mühen sich Richtung Fleischereimobil, vorbei an Lücken, die eingefallene Altstadthäuschen hinterlassen haben, vorbei an vernagelten oder blinden Schaufenstern, die von gescheiterten Versuchen zur Existenzgründung künden. Häuser heißen hier "Daheim" oder "Mein" oder auch "Heimat". In ihnen wohnen AfD-Wähler, Fremdenfeinde und Schulabbrecher.

Eine Gruppe schwarzafrikanischer junger Männer macht den Rollatoren-Frauen Platz, die Frau, sie kennt es nicht anders, pöbelt die netten jungen Leute an. Einige deutsche Arbeitslose in der Nähe, wenig qualifiziert, ohne Frauen, das Mittagsbierchen in der Hand, beäugen die Situation misstrauisch und sprungbereit. Eine kleine Provokation bräcuhte es nur und sie würden von der Grünanlage, die Ein-Euro-Jobber nachlässig pflegen, herbeigelaufen kommen und gewalttätig werden.

In der Luft liegt Resignation. was sich noch bewegt, ist alt oder unqualifiziert, übergewichtig, fastfood-begeistert und darauf versessen, sich am Rande von Fußballspielen mit Gleichgesinnten zu prügeln. Die letzte Schule am Ort ist längst zu, die Einstellung der Bahnlinie Geschichte: Zum Facharzt oder einem Psychologen, der vielleicht helfen könnte, sind es 30 oder gar 50 Kilometer Anfahrt. Was sollen junge Männer machen, die ihre Fahrerlaubnis längst verloren haben und nicht mehr Auto fahren können? Oder die zu alt dazu sind?

Der Alltag hier im dunkelsten Winkel Dunkeldeutschlands ist in einem für Gäste, die aus ziviliserten Städten kommen, schwer vorstellbaren Maß beschwerlich. Es herrscht das Gefühl vor, man habe nichts mehr zu verlieren, selbst dann nicht, wenn man AfD wählt, bei den Fremdenfeinden von Pegida mitmarschiert oder Böller auf Asylbewerberheime wirft.

Dies sei, sagt ein junger Mann mit Glatze, der an einem Dönerimbiss sein Mittagessen aus Dürum und Tschechenbier verzehrt, unter diesen Umständen kein rechter, rassistischer Akt, sondern eine Botschaft des Protests gegen die Vernachlässigung, das Abgehängtsein. Die typische Opfermentalität der Jammerossis, die unter Luftabschluss aufblüht wie ein bösartiger Schimmel. Klar ist: Die Leute wollen ernst genommen werden, auch wenn es für niemanden auf der ganzen Welt einen Grund gibt, sie ernst zu nehmen.

Es fehlt an allem: Wohnkultur, Bildung und Außendämmung der Häuser.

8 Kommentare:

Borsig hat gesagt…

Die geplante Residenzpflicht wird reichlich "Farbe" in das Alltagsgrau in Dunkeldeutschland bringen. Übrigens auch in die Eifel, auf den Deich und die Schluchten des Westharzes. Mutti kümmert sich schon.....

derherold hat gesagt…

Wichtig ist vor allem, daß auch mal in das 600-Seelen-Dorf, wo @ppq wohnt, Talente kommen.

Der schöne Anblick im Sommer von Frauen >50 jahren mit Hiqab und beinahe bodenlangem Mantel bei 30 Grad im Schatten, sollte auch bei @ppq Toleranz erzeugen. Früher nannte man so etwas Sadismus; nach Auskunft des mdr könnte man die Frauen auch als "Aktivistinnen" bezeichnen.

fatalist hat gesagt…

Wären unter den Flüchtlingen zu 80% junge Frauen zu finden, alles wäre perfekt. Stiernackige Sachsenskins rechtester Gesinnung würde verzückt am Bahnhof stehen, und "Willkommen" rufen...

derherold hat gesagt…

Thailänderinnen ... @fatalist... oder Vietnamesinnen. Oder Mittel- und Südamerikanerinnen.
Frauen aus Thailand und Südamerika suchen Perspektive. Deutschland sollte Frauen 18-25 Jahre eine Möglichkeiten geben, sich hier zu integrieren. Das erfordert die Barmherzigkeit !

Gernot hat gesagt…

Bei Südamerikanerinnen wäre ich vorsichtig. Es könnten Weiße sein!
Die Folgen sind dann bekannt: Eine neue Generation von Billig-Biere Trinkenden, stiernackigen, tätowierten, dönerverzehrenden, McDonald-besuchenden, wenig mit Ausländern erfahrenen, teilweise blonden, gepiercten Werfern chinesischer Polen-Böller mit stechendem Blick, die sich noch etwas ungeschickt in der westlichen Zivilisation bewegen.

Da muss doch 'was zu machen sein! Es gibt auch hunderte Millionen Schwarzafrikanerinnen.

ppq hat gesagt…

1243 und überwiegend ohne seele, @herold

Anonym hat gesagt…

https://derdritteblickwinkel.wordpress.com/category/aus-fremder-feder/

Anonym hat gesagt…

Wann wird die Verfilmung zu sehen sein @ppq?

Reichsfilmwart aus Preußen