Mittwoch, 1. Juni 2016

Das Menschenbild der deutschen Sozialdemokratie

Das Menschenbild der deutschen Sozialdemokratie hat etwas Beruhigendes. Glaubt der Bürger bei der Betrachtung anderer Teile der Wirklichkeit zuweilen, die Gesellschaft habe bereits den Zustand endgültiger Erstarrung erreicht - keine Ziele mehr außer dem Ausstieg aus diesem und jenem und Visionen ohnehin noch nie -, dann überzeugt ein Blick auf das Spitzenpersonal der früheren Arbeiterpartei und dessen öffentliche Äußerungen doch schnell vom gegenteil.

Hier tut sich was, hier ist Bewegung drin, auch nach mehr als 100 Jahren noch. Der Parteivorsitzende vornweg lebt das Prinzip, ich kann selbst nicht maßhalten, deshalb leite ich andere dazu an. Dahinter folgt der biernasige Prolet aus Würselen als großer Populator, Martin Schulz, das schlechte Gewissen des Arbeitskreises linke Bürokraten in der SPD. Und als wäre das nicht schon genug, um das Projekt 10 in Eile voranzutreiben, hat sich die SPD mit Katarina Barley nun auch noch eine Generalsekretärin gesucht, deren Lebensgeschichte bis zur Einstellung im Willy-Brandt-Haus dem so vieler anderer Schreckensschicksale deutscher Sozialdemokratinnen gleicht.

Wie ihre Vorgängerin Yasmin Fahimi, Juso-Chefin Johanna Uekermann oder Partei-Vordenkerin Andrea Nahles hat Barley nur ganz kurz versucht, in der freien Wirtschaft Fuß zu fassen. Nach dem gescheiterten Unterfangen, sich als Rechtsanwältin für Medizinrecht in einer Hamburger Großkanzlei durchzusetzen, verschlug es sie ins Milieu des betreuten Wirkens als Beamte. Zwei Jahre Landtagsverwaltung, zwei Jahre Bundesverfassungsgerichtsverwaltung, zwei Jahre beim Land NRW "in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit". So werden große Karrieren in der SPD vorbereitet.

Barley wiederum bereitet die Gesellschaft darauf vor, ihrem Weg zu folgen. "Geschlechtergerecht wäre es, wenn Männer und Frauen innerfamiliär gleiche Pflichten übernähmen. Daran arbeiten wir", drohte sie den Deutschen jetzt auf Twitter.

Schluss mit der Selbstorganisation, Schluss mit dem Kuddelmuddel, wer den Abwasch macht, wer sich ums Essen sorgt und die Spiegel wienert. Die SPD wird nächstens ein Haushaltsarbeitsverteilungsgesetz (HAVTG) in den Bundestag einbringen, in dem Wasch-, Putz- und Kochquoten für Familien und Paare verbindlich festgelegt werden. Den Menschen mit klaren Vorgaben und Verboten zu helfen, ein Leben zu führen, wie es der Parteivorstand für gut und richtig erachtet, das ist die Aufgabe der SPD. Und die erfüllt sie.


9 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Die EsPeDe hat selbstverständlich ein kleines Problemchen: Ihre Funktionäre sind (akdemisiertes) Kleimnbürgertum und ihre zum großen Teil "einfache Leute.
Das ist ein Interessenkonflikt.

Der führt dazu, daß die Panik angesichts der anrollenden Wahlen in Börlin, MV und NRW nach irgendetwas gesucht werden muß, um auf sich aufmerksam zu machen.
Man denke nur an Siggis "150 Mrd. Euro Steuern, die die Mächtigen dem Staat entziehen".

Lustig wird es, wenn tatsächlich eine Vermnögensaufstellung, die selbstverständlich zu 90% die Normalos treffen wird, an das Finanzamt übergeben werden muß. :-))

derherold hat gesagt…

Ihre Funktionäre sind (akademisiertes) Kleinbürgertum und ihre Wähler zum großen Teil "einfache Leute".

ppq hat gesagt…

darin liegt ein teil des problems, sicher. interessant ist die entstehung dieses phänomens dadurch, dass eben dieses milieu auf permanentes kräftegleichgewicht aus ist. da wirkt das tall-poppy-syndrom, wer rausragt, wird rasiert. seit schröder gibt es ja keine figur mehr in der spd, nur luschen, lauis, bürokraten und opportunisten

die spd gleicht deshalb, aber auch deswegen insgesamt einer beamtenpartei. es gibt dort keinen natürlichen aufstieg, sondern man wird, gut zu sehen auch bei der barley, zuvor schon bei schwesig und vielen anderen, aus dem kreml nach oben gerufen.

die da wen rufen, rufen selbstverständlich immer ihresgleichen. das ergibt ein festgebackenes milieu aus leuten, die sich nicht in die linke trauen, weil sie ja auch geld verdienen müssen. und leuten, die keine grünen sind, weil vati immer schon in der spd war und die ja auch posten zu vergeben hat.

derherold hat gesagt…

Apropos, "auch posten zu vegeben".

Ich amüsiere mich immer über Leute, die sich über die "hohen Abgeordnetetengehälter" erregen. Sicherlich, ein Landtagsabgeordnetengehalt ist besser als in die Hand gespuckt.

Aber den meisten ist überhaupt nicht klar, daß beinahe JEDER Posten in den Stadtverwaltungen, Landesbehörden, Eigen- und Wirtschaftbetrieben ... und die entsprechenden Beförderungen ... über Parteibuch läuft. Städte ab 100.000 Ew werden eher über den Personalrat der Stadtverwaltung als über den Stadtrat "regiert".

Volker hat gesagt…

"wer rausragt, wird rasiert. seit schröder gibt es ja keine figur mehr in der spd, nur luschen, lauis, bürokraten und opportunisten"

Es gibt Ausnahmen.
Ralf Stegner und Meiko Haas ragen aus der grauen Masse heraus - nach unten.

Anonym hat gesagt…

Das mit der gesetzlichen Hausarbeitsaufgabenregelung wird sich bald erledigt haben, weil die "einfachen" Leute als Wähler der Sozen bald zur Gänze wegfallen.

Anonym hat gesagt…

„Strelnikow ernährt sich nur mit Wasser und Brot Juri“
Klaus Kinsky in Dr. Schiwago

Hier der Strelikow der PiratenPartei, Landtagsabgeordneter in NRW
Zitat Anfang: Im Jahr 2012 habe ich mit Consulting als Diplom-Informatiker freiberuflich noch 510 Euro steuerpflichtigen Gewinn gemacht. Online-Marketing erbrachten 2.746 Euro steuerpflichtigen Gewinn, Handel einen Verlust von -1.316 Euro. Insgesamt entspricht das 1.940 Euro, oder umgerechnet knapp 162 Euro pro Monat steuerpflichtiger Nebeneinnahmen. Eine Aufteilung der Einnahmen auf die Zeit vor und nach dem Mandatsantritt ist bei selbstständigen Tätigkeiten nicht sinnvoll möglich.
Eine persönliche Bemerkung
Ein Abgeordneter verdient sicherlich nicht schlecht. Punkt. Es sei mir aber die Bemerkung erlaubt, dass ich auch schon früher, sowohl als Angestellter als auch als Selbstständiger, gut verdient habe. Um es klar zu sagen: Die Abgeordnetendiät stellt für mich finanziell eine Verschlechterung zu den Einnahmen der Vorjahre dar. Zitat Ende

Nachzulesen auf http://www.daniel-schwerd.de/glaeserner-mdl/reden-wir-ueber-geld/

Die Bürgerkrieg 90/60/90, das andere Bein ebenso rechnen mit 3500,- Netto im Durchschnitt.

Für eine vormalige Arzthelferin, sehr übergewichtig, mit beschränktem Intellekt, ist das viel Futtergeld. Auch für Türken Armin, ehemalig Gettoverwalter im Ministeramt, der aus dem Gedächtnis Noten vergibt, ist das auch mehr als ausreichend. Eine weitere Aufzählung mir persönlich bekannter lassen wir lieber mal weg.
Unter den 237 alleine im Landtag von NRW gibt es reichlich weitere die so einzuordnen sind. Dann kommen noch mal die vom Bund und der EU dazu. Bald kommt auf je 3 Einzahler ein Abgreifer.

Gruß vom Preußen

derherold hat gesagt…

"Bald kommt auf je 3 Einzahler ein Abgreifer."

Aber bevor die kleinen Kindern die Spardose klauen, sollen sie lieber ihr Gehalt bekommen. ... wobei die ja bis zur Jahrtausendwende - insbesondere bei den Grünen - richtig zur Ader gelesen wurden. Bis zu 30% des Netto-Gehalts wurde dann "gespendet" ... vorzugsweise der eigenen Partei (verdeckte Parteienfinanzierung).

Und immer noch besser als das Desaster bei der Stellenbesetzung in den Ämtern. Die EsPeDe im Ruhrgebiet war ja noch in den 90ern in den Stadtverwaltungen völlig skrupellos und hätte auch Sonderschüler auf Kämmererposten gesetzt.

... übrigens werden sie mittlerweile zum Vorglühen auf ihre Mandate gerne als "Unternehmnnsberater" beschäftigt.

derherold hat gesagt…

In Der Zeit. "Schweinchen Dick läuft Amok"