Freitag, 17. März 2017

Saudi-Arabien: Wir und die Blutprinzen

Zurück zu alter Glaubwürdigkeit, kein Kungeln mehr mit der Macht, sondern scharfe Kritik ohne Tabus. Was das Nachrichtenmagazin "Spiegel" mit seinem weltweit vieldiskutierten Hass-Cover zu Donald Trump begonnen hat, setzt das Blatt aus Hamburg jetzt mit einem Titelblatt zu einer weiteren überaus gefährlichen Diktatur fort: Saudi-Arabien, vom "Spiegel" bisher mit Rücksicht auf deutsche Bündnisverpflichtungen immer sehr vorsichtig angefasst, lässt nun alle Zurückhaltung fallen. Und legt beim streng von der Außenwelt abgeschotteten Staat im Privatbesitz der Familie Saud erstmals ähnliche Maßstäbe an wie bei Israel.


"Wir und die Blutprinzen" überschreibt das Magazin eine umsichtige und tiefgründige Analyse der Ölmacht im Nahen Osten, die alljährlich tausende nach nicht einmal annähernd rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren hinrichtet, den sunnitischen Terror von Salafisten und IS-Kämpfern fördert, Frauen unterdrückt und Ausländern aus 191 Staaten der Welt keine Touristenvisa erteilt, weil Fremde der herrschenden Kleptokratie als Gefahr für die Anfang des vergangenen Jahrhunderts von Hussein ibn Ali mit Blut und Schwert geschaffene Einheit des 1924 mit Unterstützung Großbritanniens etablierten Landes gelten.

5000 bis 7000 Blutprinzen


Auf die aber sind 5000 bis 7000 sogenannte Blutprinzen angewiesen, die der Dynastie der Sauds inzwischen angehören. Sie alle müssen mit Einnahmen aus dem Verkauf von Öl nach Europa durchgefüttert werden, ihre enormen Hofstaaten sind zu bezahlen, ihre Vielehen und Prachtbauten müssen unterhalten werden. Dafür revanchiert sich Saudi-Arabien immer wieder durch den großzügigen Ankauf deutscher Militärtechnik und sichert damit deutsche Arbeitsplätze.

So morden auch die Verbündeten.
Der Titel mit den "Blutprinzen" erscheint vor diesem Hintergrund wie eine Kriegserklärung aus Hamburg an Riad. Der "Spiegel" dringt damit nach seiner US-Offensive erneut auf demokratische Veränderungen in einem Staat, der als enger Verbündeter gilt. Derzeit gibt es in Saudi-Arabien keine legalen politischen Parteien. Opposition, Gewerkschaften und Streiks sind vom König offiziell verboten. Deutschland hat dieses Verbot bislang stillschweigend hingenommen, auch der künftige Bundespräsident Walter Steinmeier hatte es bei seinem letzten Besuch erneut bei einer milden Mahnung belassen, doch bitte eine "selbstbewusste Zivilgesellschaft" aufzubauen.

#Muslimbann wie eine Offensive deutscher Willkommenskultur


Bislang sind die Sauds noch nicht dazu gekommen, auch halten sie derzeit noch stur und uneinsichtig an Einreiseregeln fest, gegen die Donald Trumps #Muslimbann wie eine Offensive deutscher Willkommenskultur wirkt. Dagegen macht die mutige "Spiegel"-Redaktion nun ebenso entschieden Front wie gegen die drei Diktatoren Putin, Erdogan und Trump, die seit Monaten mit gepfefferter Kritik der Journalisten aus Hamburg konfrontiert sind. Für seine Titelseite hat der "Spiegel" diesmal nicht auf ein Gemälde oder eine Fotomontage zurückgreifen müssen. Stattdessen stand das Bild einer Hinrichtung im Iran Pate, das offenbar symbolisch verwendet wurde, weil das  von saudischen Hinrichtungen verfügbare Material technisch von zu schlechter Qualität ist.





2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Spiegel ist wohl auf der verzweifelten Suche nach seiner Relevanz. An die wirklichen Probleme trauen die sich nicht heran, man will es sich ja nicht mit den anderen Regierungemedien verscherzen, und Trump-Bashing war entgegen der Vorhersagen ihrer linken Echokammern auch kein Selbstläufer. Also holt man Nebenthemen aus dem Fundus und versucht, sie als debattenträchtige Hauptthemen zu verkaufen.

Anonym hat gesagt…

die Putin und Trump Hetze zieht wohl nicht mehr ??