Freitag, 14. April 2017

Terror-Tatort: Überall, nur nicht mehr im Fernsehen

Am 1. Januar sollte der "Tatort: Sturm" ausgestrahlt werden – "wegen der thematischen Parallelen zum Terroranschlag in Berlin" (so die ARD) wichen die Ermittler aus Dortmund aber kurzfristig den Kollegen vom "Polizeiruf 110". Dabei ist es seitdem geblieben: "Tatort" für Terror ist mittlerweile überall. Nur im Fernsehen nicht.


Auch den Ersatztermin am 29. Januar haben Faber (Jörg Hartmann) und Bönisch (Anna Schudt) abgegeben – "aus organisatorischen Gründen", weil es der Senderleitung nicht geraten schien, direkt nach dem Macheten-Angriff am Louvre Unruhe im Land zu verbreiten. Seitdem hat die ARD nahezu jede Woche versucht, den inzwischen als lästig betrachteten Film zu zeigen. Immer wieder aber machten Terroristen, die den Islam für ihre Zwecke zu missbrauchen versuchen, den Planern einen Strich durch die Rechnung. Der "Tatort" scheint nur noch gehalten, eine Atmosphäre zu verbreiten, die die Bevölkerung verunsichern könnte.

Spiel zwischen IS und ARD


Es ist wie ein Spiel zwischen dem IS und der ARD: Nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche hatten die Programmplaner des Erste den „Tatort: Sturm“ aus dem Programm genommen, um islamistische Kreise nicht unnötig zu provozieren, die aufgeheizte Stimmung im Land zu beruhigen und das Thema erstmal ein wenig sacken zu lassen.

Diese Strategie hatte sich schon 2015 beim wegen Terrorparallelen verschobenen Til-Schweiger-Tatort „Der große Schmerz“ als erfolgreich erwiesen. Statt Hetze und Hass zu potenzieren, hatte sich eine Diskussion um die Verschiebung um sich selbst herum bewegt. Als der Film schließlich gesendet wurde, blieb er folgenlos, selbst rechtsextremistischen AfD-Kreise gelang es nicht, eine Hetzkampagne gegen die derzeit erfolgreichste monotheistische Religion damit zu befeuern.

Brennpunkte liefern Terror live


Bei „Sturm“ aber geraten die Senderverantwortlichen langsam in Terminnöte. Zwölfmal seit Neujahr war Gelegenheit, den „hochspannenden“ Fall auszustrahlen. Zwölfmal nahm die ARD davon Abstand – „aber mit Rücksicht auf die Opfer, ihre Angehörigen, Betroffene und das Empfinden von Zuschauern“, die jeweils gerade geschockt durch einen aktuellen Terroranschlag in London, St. Petersburg, Stockholm oder Alexandria war. Die ARD musste jeweils handeln, hatte sie doch angekündigt, man wolle „diesen ‚Tatort‘ mit größerem zeitlichen Abstand“ zu akuten Terrorlagen zeigen.

Das wird nun schwer und immer schwerer, denn die Dortmunder Kommissare Faber (Jörg Hartmann) und Bönisch (Anna Schudt), die im Film einen flüchtigen Terroristen jagen, passen so gar nicht in eine Zeit, in der "Brennpunkte" zu echten Terroranschlägen und Pressekonferenzen echter Bundesanwälte zu sehr viel niedrigeren Kosten produziert werden können. Der "Sturm" aus Dortmund bleibt so vorerst im Giftschrank , bis sich eine ausreichend große Lücke im Terrorplan der einsamen Wölfe, verwirrten jungen Männer und missgeleiteten Enttäuschten auftut.


3 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Die Anmerkung hat gesagt…

Nach dem Bomben-Anschlag auf den BVB steht Deutschland unter Schock!
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Ich frage mich, in welchem Deutschland der Erdscheibe das sein soll, das mit diesem von Springers Sudelblatt gedichteten Schock.

Nix Schock, außer bei den Berufsgeschockten, die dafür gelöhnt werden, Zitronengesichter durch die Gegend zu schleppen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Der Speichel hat schon alles verraten.

Das Ende dieses Dortmunder "Tatort" ist bereits bekannt: Ein Transporter rollt auf einen öffentlichen Platz, eine Autobombe wird gezündet, dann liegen rund ein Dutzend Tote und Verletzte auf dem Steinpflaster.

Bewertung: 5 von 10
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Ich weiß schon, warum ich kurz nach der Jahrtausendwende beim Tatort aufgegeben habe. Hat sich gelohnt. Ich habe viel Lebenszeit für mich gewonnen.