Samstag, 10. Juni 2017

Tiervergleiche: Die Animalisierung des Anderen

Lehre aus der Weltkriegspropaganda: Bezeichne dein Gegenüber als Tier.

Erst kommt immer die Nazi-Gleichsetzung. Dann irgendwann die Entmenschlichung durch den Tiervergleich. Der Andersdenkende, Andershandelnde, der Abweichler, das Gegenüber, der Feind wird zum Tier entmenscht, von dunklen Trieben beherrschtes Wesen, mit dem nicht mehr debattiert werden kann, weil es Vernunftgründen nicht zugänglich ist.


Bei Donald Trump wird ein Witz bemüht, den der gesamte deutsche Pressechor in einer Tonart singt. Der US-Präsident wird zum "Trumpeltier" erklärt, das mit "Peinlichkeiten, Rüpeleien und mangelnder Fachkenntnis" (MoPo) irritiert. "In Riad tanzt er mit den Saudis, in Europa beschimpft er die Verbündeten" (Nordwest-Zeitung) - ein Mensch in unserem Sinne ist der nicht mehr, eher ein wandernder Demokratieschaden, den ausmerzen zu helfen sich jeder anständige Deutsche vornehmen muss.


Gegen dieses vertierte Wesen helfen nur noch Liebesentzug, die brutalstmögliche Propagandapeitsche, Beschimpfung, bis er es gelernt hat. Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, der als erstes Völkerkonflikt mit industrialisierter Propaganda auf beiden Seiten Kampfstimmung erzeugte, feiert die Menschheit mit einem großen Revival rein ins runde Jubiläum: Alle wieder da, außer Erich Honecka - die Dämonisierung des Gegners, die Selbsterhöhung, die Tierkarikaturen und das beharrliche Reklamieren der eigenen altruistischen, ausschließlich für das Gute, Fortschrittliche und Moralische eintretenden Motive, die sich grundsätzlich unterscheiden von den grauenhaften und düsteren Absichten der vertierten, entmenschten Gegenseite.

Die zielt mit jedem Nachrichtensatz auf militärische Propaganda, während man selbst die Wahrheit meldet und nichts als die Wahrheit und das natürlich unter lauterer Berufung auf das allgemeine Interesse der gesamten Menschheit. Dagegen Trump, ein pelziger Unmensch im Affenkostüm (Karikatur FAZ), von niedersten Instinkten getrieben

Experten marschieren auf, die lauteren Herzens die Stilisierung der USA zur Heimat des Bösen betreiben und die verbliebenen Postdemokratien des Westens zum Verwirklichungsort der höchsten Menschheitswerte. Von Deutschland aus gesehen fällt der einstige Verbündete in Übersee zurück in Despotie, Diktatur und mittelalterliche Günstlingswirtschaft.

War es 1914 das "War Propaganda Bureau", das fleißig am Bild von den deutschen Kriegsverbrechern malte, um die eigene Bevölkerung für den Kriegseintritt zu mobilisieren, während auf der anderen Seite die Zentralstelle für Auslandsdienst versuchte, Deutschland als Opfer höherer Mächte dastehen zu lassen, sind es diesmal handzahm gefütterte Medien wie Tagesschau, Spiegel, Stern oder Bild, die ihrem Publikum extrem überzeichnete polemische Bilder der anderen Seite übermitteln. Der amerikanische Präsident als tumber Tor, als "Irrer" (FR), "Wahnsinniger" (Spiegel) und "Hassprediger" (Steinmeier), der mit dem Schicksal der Welt spielt und nur noch als bluttrünstiger Taliban dargestellt werden kann.

Harold Lasswell hat das in seinem 1927 erschienenen Buch "Propaganda technique in the World War" detailliert analysiert. Fünf Kennzeichen reichen für die Denunziation des Gegners: Entmenschlichung durch Tiervergleiche, die Diffamierung durch Vorwürfe wie Alkoholismus oder Vergewaltigung, die Dämonisierung etwa dadurch, dass Gewalt gegen Kindermord, Arme oder gläubige Minderheiten angeprangert wird, die Personalisierung weltgeschichtlicher Vorgänge durch eine Zuschreibung von Handlungen auf einen einzigen Menschen ("Erdogan-Türkei", „Trumps Pläne“, „Trumps Staat ohne Diener") und eine Mythologisierung des Gegenübers als normalen Vernunftgründen einfach nicht zugängliche Spielernatur.

Demokratische Systeme sind nicht gefeit, sondern unter Umständen gar anfälliger für ein Aufschauckeln von Hass und Kriegslust: "Demokratische Regierungen wirken auf die öffentliche Meinung und die öffentliche Meinung wirkt auf die Regierung", hat schon Lasswell festgestellt. Das Ergebnis ist wie erwartet.

Damals wars, im vorigen Krieg



2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ach ja, war da nicht noch mal so 'ne bekannte „Minderheit“, die da ihr absolutes Macht/Meinungs/Finanz-Monopol seit Dekaden schon richtig verwöhnt auslebt. - Jetzt kam dennoch ein dummer„Go...“, pardon, ein WASP daher, der ihnen nicht mehr so brav aus der Hand frisst. -
Ergo müssen alle Register gezogen, alle Töne auf der Klaviatur der Propaganda angeschlagen werden, solch Abtrünnling zu diffamieren, ridikülisieren, marginalasieren und schliesslich auszubremsen. -
Mal neugierig welche Infamien aus dem prallen Füllhorn ihrer Lügen, Verdrehungen und Horror-Mythen v. Jennen demnächst herausgelassen werden, um in einem perfide inszenierten nationalen Eklat diesen Präsidetnen zu Fall zu bringen. -
Das unser Quall-Li-Täääts-Presse in derlei Matras einstimmt, ist ja fast keiner Hinterfragung mehr Wert, ist sie doch lupenreines Hirnvollwaschprodukt der „Kritischen Theorie“ bzw. „Frankfurter Schule“, mit genau dem Ziel eine Masse kulpatisierter, neurotisierter, pathologisierter Masochisten heranzuziehen.

Anonym hat gesagt…

Da pflege ich einen sehr, sehr vorsichtigen Optimismus, denn er ist mit dieser Minderheit, nebbich, versippt.
Und diese Minderheit ist eine Hirtengenossenschaft, die sich ofenkundig gerade wieder ein bißchen darum kabbelt, wie mit uns, dem Nutzvieh, im einzelnen zu verfahren wäre. Sämtliche Optionen scheinen aber unerfreulich.

Halbgott in Weiß