Mittwoch, 27. September 2017

Andrea Nahles: Die immer lacht

Das Pech des einen führt zu Verzückung bei anderen: Andrea Nahles genießt die schwärzeste Stunde der SPD.
Als Martin Schulz an diesem Wahlabend auf die Bühne tritt, haben sie sich alle hinter ihm versammelt, mal mehr, mal weniger. Sigmar Gabriel versteckt sich hinter Manuela Schwesig,  Schäfer-Gümbel ragt hinten heraus, Oppermann ist da und Heil. Aber eine Frau zieht alle Blicke an, ein mächtiges Weib in gestreiftem Jackett und weißer Bluse. Während Schulz am Mikrophon ums Überleben haspelt, schließt diese Frau die Augen. Ihr Mund wird breit und breiter. Andrea Nahles schmeckt die Niederlage genüsslich ab. Ja, das ist ihr Moment. Und sie genießt ihn. Andrea Nahles, die "Trümmerfrau der SPD" (n-tv),  weiß, dass ihre Stunde geschlagen hat. Endlich.

Nahles vor dem Lebensziel


20,5 Prozent. Martin Schulz, hochrot im Gesicht, könnte jetzt sagen: Hoch verloren, kein einziges Tor gemacht, abgestiegen in die zweite Liga. "Ich übernehme Verantwortung", könnte er sagen. Sagt er aber, obwohl er so gern Fußballmetaphern benutzt, am Sonntagabend im Willy-Brandt-Haus nicht. Obwohl es gut passen würde. Man benötigt einen Neuanfang, eine frische Taktik, auch personelle Verstärkungen. Vielleicht auch einen neuen Cheftrainer.

Der Trainer der SPD heißt Schulz. Er hat null Punkte aus den letzten vier Spielen geholt. Immer verloren, kein Tor geschossen. Die Öffentlichkeit bedauert ihn. Die Partei weiß, dass sein Stuhl wackeln müsste. Wäre auch nur einer da in der Riege hinter ihm, der sagen würde, Martin, du hast das verbockt, dann wäre es das.

Aber es sagt zum Glück keiner. Martin Schulz hat vorgesorgt: Nahles, die vor Jahren schon mit einem Theoriepapier zum "Guten Leben" Ambitionen über den Posten einer Parteisoldatin hinaus erkennen ließ, bekam das Angebot, die künftige, schwer geschrumpfte Bundestagsfraktion führen zu dürfen. Wenn sie einwilligt, Schulz nicht unmittelbar nach der Wahl zu stürzen.

Nahles, die schon in der Abiturzeitung angegeben hatte, entweder Hausfrau oder Bundeskanzlerin werden zu wollen, hat zugestimmt. Es steht die Niedersachsenwahl vor der Tür. Gut, wenn Schulz eine mögliche Niederlage dort noch auf seine Kappe nimmt. Dann kommt sie: Auch früher bei den Jusos nie ein schmales, zartes Mädchen. In den Jahren in der Nähe der Macht aber zu dem gewachsen, was auf Dörfern Wuchtbrumme genannt wird - ein matronenhaftes Machtgerät, schwer überschminkt, in Kleidern, wie sie die ähnlich gestaltete Claudia Roth hoffähig gemacht hat.

Ein Blick, und der Zuschauer meint, das schwere, süßliche Parfüm zu riechen. Roberto Cavalli Signature. Rossmann. Atemberaubend.

20,5 Prozent. Die Bundestagsfraktion ist um ein Drittel geschrumpft, die Macht futsch. Franz Müntefering war es, der immer gesagt hat: Opposition ist Mist. Und nun muss Martin Schulz, sein Nachfolger, auf dem Parteitag Anfang Dezember vor die Delegierten treten und sagen: Wählt mich wieder, ich führe euch in die Opposition, Opposition ist toll.

Wuchtbrumme genießt still


Andrea Nahles hat alle Karten in der Hand. Schon am Sonntagabend auf der Bühne genießt sie die Aussichten. Im Wahlkampf hat sie sich klug zurückgehalten, die Kampfreserve der Partei, deren Stunde nun schlagen wird, weil die Männer abgewirtschaftet haben und außer ihr und Manuela Schwesig niemand mehr da ist, der in vier Jahren als Kanzlerkandidat für eine SPD antreten könnte, die in etlichen Bundesländern zur Splitterpartei geschrumpft ist.

Nahles selbst spricht nicht. Aber würde sie etwas sagen, dann: "Wir sollten das Ergebnis erstmal sacken lassen und sorgfältig analysieren, und nicht Entscheidungen aus dem Ärmel schütteln." Die Parole "Kühlen Kopf bewahren" verbreiten alle, die mit dem Aufschwung der Schröder-SPD an die Fleischtöpfe drängten und nun sehen müssen, wo sie bleiben. Kühler Kopf bedeutet an diesem Abend auch, den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz gleichsam aus dem Ergebnis heraus zu rechnen. Noch ist nicht die Zeit, offen Ambitionen anzumelden, Genossen zu schlachten und selbst nach Stühlen zu greifen.

20,5 Prozent? Die SPD-Spitze hat sich darauf geeinigt, zu sagen, es habe nicht am Kandidaten gelegen, es dürfe jetzt kein Scherbengericht geben. Jetzt. Man müsse nun weitersehen, "aber grundsätzlich war das Thema Gerechtigkeit richtig", sagt Schäfer-Gümbel aus Hessen. "Grundsätzlich" heißt hier so viel wie "eigentlich". Und eigentlich meint natürlich "eigentlich nicht". Alle warnen sie hinter vorgehaltener Hand, es gehe jetzt nicht um die Suche nach "Sündenböcken". Jetzt. Alle haben Angst, hinzugezählt zu werden.

Nur Andrea Nahles lacht. Sie genießt den Augenblick. Ihre Aussichten sind blendend, sie ist der Egon Krenz der SPD, ein alter Kader, der so glaubwürdig für einen Neuanfang steht wie damals Admiral Dönitz, der von Flensburg aus Reichskanzler spielte. Aber jemand anderes ist ja nicht da, niemand, den man kennt in der Chefetage, niemand, von dem man weiß, dass er einem selbst nicht ans Leder geht, wenn er erst an der Spitze steht.

Dann lieber Nahles, die schon im Studium als Mitarbeiter eines SPD-Abgeordneten im Bundestag begann, mit 28 in den Bundestag einzog, sich hochdiente, ohne jemals ernsthaft gearbeitet zu haben. Und nun bald ganz oben stehen wird.

"20,5 Prozent sind so schrecklich", sagt einer aus der SPD-Presse-Riege, "da liegt Revolte in der Luft." Mit Schulz, in dessen Büro im fünften Stock des Willy-Brandt-Hauses sich die SPD-Führung schon in der Woche vor dem Wahltag versammelt hatte, ist fest verabredet, dass die Revolution ausfällt. Keiner der SPD-Präsiden widerspricht Nahles Ernennung zur Fraktionsvorsitzenden, die den Gepflogenheiten an einem feudalen Hof folgt, auch nicht die SPD-Landes- und Bezirksvorsitzenden, die später in einer Telefonkonferenz zugeschaltet werden.

Und was wird mit Schulz? Die Teilnehmer der Spitzenrunde beteuern unisono, über den Parteivorsitz sei gar nicht gesprochen worden. Doch schon nach der letzten desaströsen Wahl war Nahles im Gespräch. Diesmal wird sie sich den Posten holen. "Irgendwann muss eine Machtalternative aufgemacht werden", sagt ein Kenner der Materie, der der dicken, blassen Nahles zutraut "Merkel zu stellen".

Hierfür bedürfe es nur eines Parteichefs, der zur Linken zähle, weil es die CDU nun bald nach rechts ziehen werde, sagt ein Bundestagsabgeordneter. Sigmar Gabriel, der das letzte Mal noch alles tat, um Nahles zu verhindern, hat mit seinem Manöver, Schulz in die Schlacht gegen Merkel zu schicken und selbst den bequemen Außenministerposten zu übernehmen, jedes Vertrauen in der Partei verspielt. Er kann sich der neuen Frau an der Spitze nicht mehr entgegenstellen, ebensowenig kann es Martin Schulz. Es ist Zeit.

Andrea Nahles wird künftig noch mehr Grund zum Lachen haben.

Wie Schulz auch seinen ersten Kampf nach der Wahl verlor

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na, na, keine Spitzen gegen fette Frauen. Mit einer Charismatikerin, wie Frau Nahles, wird die SPD eventuell weiter abstürzen. Selbst als Opposition.

Anonym hat gesagt…

Mit einer feisten Fraktionschefin geht die SPD nun die 10% Hürde an. Die schaffen das.

Anonym hat gesagt…

Innerhalb ihres daher halluzinierten, paranoiden Linksgrünmukufemi-Parallel-Universums deliriert diese "Protagonist.In" irgendwo bemerkenswert "konsequent". - Denn "konsequent-paranoide Konklusio" aus dem Debakel: Die Äss-Pää-Dää muss noch linker, noch bolschwewistischer werden.- Und, klaro, unter ihrer Leitung, dieser narzistischen, selbstbeweihräucherischen "Genie.In". -
Indes, nix beseres, wäre dieser Irren-Meute zu gönnen. - In den Orkus der Bedeutungslosigkeit, auf den Müllhaufen der Geschichte (den sie selber so oft und so süffisant bemühen)gehören dies Linken Paranoiker. - Als hätte dieser Planet nicht schon zig Millionen Tote, Millionen Entrechtete, Vertriebene, Enteignete, Ruinierte, lebenslang Eingekerkerte erlebt, nur aufgrund einer gigantischen Wahnidee, ihrer Derivate und "Varianten". Und hätten nicht schon genug "Aficionados" dieser Wahnidee, die sich selber als grosse Heilsbringer und Weltenretter halluzinieren, schon fast ein Jahrhundert lang, und mindestens den halben Planeten terrorisiert, tyrannisiert und verwüstet.

Anonym hat gesagt…

Kloiner Nachch-Schlachch:

Trotz (oder gerade wegen) der perfiden, schon mindestens 80%-gen Dää-Dää-Ärr-Isierung der Bää-Ärr-Dää kristallisierte sich ein neues "West-Fernsehen" heraus, nämlich das Internet. - Alldorten kann man (noch)"Gegenentwürfe" zu den Lügen-Mantras der Matrix-Aktuellen-Kameras (AA-Ärr-Dää, Zätt-Dää-Äff u. Komplizen) goutieren. -
Ergo kein Wunder, dass Äss-Pää-Dää-Ober-Hundsfott Meiko Haas alles daran setzt, dem Netz immer dickere Knebel zu verpassen und Wahrheiten und Entlarvungen der Mega-System-Heucheleien und infamen System-Lügen als "Häät-Spietsch" zu etikettiern, zu verunglimpfen und zu zensieren. -

ppq hat gesagt…

mir gefällt, wie zufrieden sie lächelt

Anonym hat gesagt…

Iss zwar noch net erforscht, aber vermutl. isses das "auto-relationale" Lächeln der Musterexemlare des "Dunning-Kruger"-Effekts.-
Also wohlan, all ihr Psücho-Logen, bzw. Psycho-Anal-lytiker allhier, wäre doch ein Thema für eine bahnbrechende Dissertation. - :-) :-):-) :-):-) :-).

Anonym hat gesagt…

Na, wos hobi neulich gsogt ????

Zitat:

"Sollte der Grand Zukunfts-(Licht)-Gestalter auf seinem Triumph-Marsch dann doch eher nirwanawärts abbiegen müssen, könnte er immerhin noch als Katalysator für einen Neologismus firmieren, nämlich, alt: "Schuld-Zuweisung", neu: "Schulz-Zuweisung"

Zitatende.

Die Phase kommt demnächst, sollte indes des Versagen des Grand "Yes-I-CAN-di-Daten" als noch jämmerlicher estimiert werden, wird als nächste Stufe auf der nach oben offenen "Kicher-Skala" das dröhnenden Totschweigen angeschmissen werden. -So alla: "Chulpf wer, Chulpf wie ?, diesen Namen hört ich nie !"

Anonym hat gesagt…

Quo vadis Hannelore Kraft?

Anonym hat gesagt…

Die grinsende Quellwurst will schlicht die Sklaverei einführen - vorläufig nur für Arbeitslose und auf drei Jahre begrenzt.