Samstag, 27. Januar 2018

Martin Schulz in Washington: Ruft doch mal Martin!

Am Ende eines Gesprächs, das Donald Trump (natürlich rechts) viele neue Einsichten brachte, bedankte sich der US-Präsident bei Martin Schulz (natürlich links) für die wertvollen Hinweise. Der Besucher aus Deutschland bekam für seine guten Ratschläge einen dicken, dicken Blumenstrauß in den Würselener Traditionsfarben geschenkt.

Noch bangte Martin Schulz um seine eigene Zukunft, noch war nicht klar, ob es der letzten Patrone der deutschen Sozialdemokratie gelingen würde, die Weltrevolution für mehr Gerechtigkleit weiter voranzutreiben oder ob die im Schatten des Schulz-Hypes herangewachsene Schulz-Jugend ihren Ziehvater wegen erwiesener Knieweichheit davonjagen würde. Aber Martin Schulz, der Kämpfer, dachte nicht an sich in diesen Momenten. 


Er sah auch in der Stunde der Not, in den Augenblicken existenzieller Bedrohung von Einnahmequellen und gesellschaftlicher Stellung das größere Bild, die größere Gefahr: "Seit einem Jahr ist Trump nun im Amt", sorgte er sich, "ihn abwählen können nur unsere amerikanischen FreundInnen". Eine frustrierende Erkenntnis, denn könnte Martin Schulz diesen Posten besetzen wie er die Posten in seiner Partei zu verteilen pflegt, wäre der US-Präsident längst genauso im Orkus der Geschichte verschwunden wie es sich die Amtsblätter zwischen Hamburg, München und Berlin so sehnlich wünschen. Aber leider, leider, vom Wünschen im Brandt-Haus geht der Weltenbrand im Wartestand nicht weg: "Wir können ihm und den anderen Hetzern die größte Demokratiengemeinschaft der Welt entgegensetzen: Europa."

Botschafter der Demokratie


Es wird ein besonders schöner Augenblick werden, wenn Martin Schulz nach seinem ja doch noch möglichen Sieg im Wettrennen um den Posten des deutschen Außenministers zum ersten Mal in Washington empfangen wird. Sigmar Gabriel wird sich zurückgezogen haben, ein Königsmacher und früherer Freund, geschlagen in Goslar, auf halbe Ration gesetzt, vormittags vorm Fernsehgerät, in dem Schulz vor dem Westflügel des Weißen Hauses aus einem Elektromobil steigt, umgeben von einem willigen Schwarm an Beratern, die ihm letzte englische Vokabeln zuflüstern.

An der Treppe wartet US-Außenminister Rex Tillerson, nach übereinstimmenden und nie dementierten Berichten der "Fake-News-Presse" (Trump) bereits im letzten Jahr und mehrfach entlassen. "Take me to the baiter", sagt Schulz, man kann es von seinen Lippen lesen - der Deutsche kommt nicht als Untertan, er kommt als selbstbewusster Vertreter eines Reiches, in dem - französischen und niederländischen Kolonien sei Dank! - die Sonne niemals untergeht.

Während sich die Fans der 17-Prozent-Partei noch fragen, "Was wäre die SPD ohne diese Frauen?", fragt sich die Welt, was sie wohl wäre ohne diesen charakterfesten, überzeugungsstarken Mann, der da mit der ganzen Länge seiner nur auf SPD-Pappstandbildern auf 1,80 gedehnten Größe von 1,68 Metern die Stufen zum Office des Vorsitzenden der Achse des Bösen hinaufstiefelt, um den mächtigsten Mann der Welt ins Gebet zu nehmen. Knappe 40 Stimmen beim SPD-Parteitag haben dem 63-Jährigen gereicht, noch einmal durchzustarten. Und wie! "Herr Trump", wird Schulz gleich sagen, "Sie sind ein rebel-rouser!"


Ein Beben in der Macht


Ein Beben in der Macht wie damals, als der ein wenig jüngere, aber kaum weniger bestimmt auftretende Joachim von Ribbentrop sich mit Joseph Stalin im Kreml traf, um dem Schlächter von Millionen Menschen zu sagen, was die deutsche Bevölkerung von ihm hält. Der Unterschied: Martin Schulz wird sich von Trump, der seinen Erkenntnissen nach "glaubt, Politik sei eine Boxbude“ (Schulz) keinen Frieden abhandeln lassen. „Ich glaube, da bin ich besser als Frau Merkel“, hat der charismatische Retter der Sozialdemokratie vor Monaten schon offenbart, "Männer wie Trump brauchen am Ende das, was sie selbst verbreiten: klare Ansagen."

Die wird Schulz an jenem Tag mitbringen, an dem der Showdown stattfindet zwischen den Kräften des Untergangs, der Steuersenkungen, des America-First, der Grenzsicherungsversuche und der Atomkriegssehnsucht und dem kunterbunten EU-Europa, das - zumindest was Deutschland betrifft - wie ein Mann für seine alternativlose Strategie des Weiterso steht.

"Europa wird aber nur mit der SPD stärker", hatte Schulz vor seiner Wahlk an gedroht, Trump bekommt nun zu spüren, was das heißt. "You are visperish", eröffnet ihm Schulz mit dem für ihn typischen sympathischen kleinen ch-Fehler, kaum dass die drei Politiker im Oral Office Platz genommen haben, "you´re a economic knight of fear an preacher of a brutalisation of morals".

Donald Trump, der es nicht gewohnt ist, von seinem rückgratlosen Gesinde kritisiert zu werden, wird die scharfe Kritik verblüfft schlucken. Und noch in das entsetzte Schweigen der Amerikaner, die plötzlich merken, was sie seit Anfang der 20er Jahre des vfergangenen Jahrhunderts alles falsch gemacht haben, setzt Martin Schulz nach: "Ich fordere Sie auf, die US-Atomwaffen aus Deutschland abzuziehen", sagt er.

Schulz entfernt die Atomwaffen


Ein Mann, ein Wort. Zwar ist Schulz nicht wie versprochen Kanzler geworden und der Abzug der Kernwaffen steht auch nicht im Sondierungspapier, das der Menschheit so frohe neue Perspektiven eröffnet hat. Doch obwohl sich noch keine Bundesregierung zum Vorhandensein der laut Verschwörungstheorien in der Eifel lagernden Atomwaffen bekannt hat, wird Schulz sie Trump zurückgeben. "No discussion", sagt er dem grob blondierten Milliardär mitten ins Gesicht, "wir geben Ihnen zwei Monate Zeit, alles zu organisieren." Schulz´ Körpersprache lässt keinen Zweifel: Niemand wird den Mann aus Würselen umstimmen. Er hat entschieden, und so wird es gemacht. Punkt.

Das Gespräch muss danach gar nicht fortgesetzt werden. Martin Schulz hat heute auch noch mehr vor. Eine wegweisende Rede vor der Uno, ein Besuch bei den Freunden in Kuba, die Befreiung Chiles von neoliberalen Joch, die Senkung der Inflation in Venezuela. Die Woche ist kurz, das Wetter draußen vor dem Weißen Haus viel zu warm, wie immer, seit die Amerikaner aus dem Weltklima ausgestiegen sind. Aber darum wird sich Martin Schulz morgen kümmern. Heute stehen Hunderte gegenüber hinter dem Zaun, sie rufen "Ruf doch mal Martin!" und halten Schilder hoch, auf denen "Now it will Schulz!" steht. Martin Schulz winkt bescheiden zurück, wie es seine Art ist.

Ein Riese nicht nur von Wuchs


Dann steigt er bescheiden die wenigen Stufen hinunter und mischt sich ungeachtet der Proteste der Sicherheitskräfte unter die fröhliche Menge, für die er das Symbol einer besseren Zukunft ist. Ruhig schreitet Martin Schulz die Pennsylvania Avenue entlang, körperlich kein großer Mann, aber schon nach diesem ersten Amerika-Auftritt ein Riese so groß, als sei Churchill auf die Schultern Eisenhowers gestiegen, der auf den Schultern von Charles de Gaulle sitzt, der auf dem Kopf George Washingtons steht.

Es ist eine Sternstunde, ein Triumph, vielleicht die größte Stunde eines Sozialdemokraten seit Brandts Kniefall von Warschau. Daheim in seinem tristen, kahlen Haus mit der halbvertrockneten Blattpflanze wendet sich Sigmar Gabriel erschüttert ab. Der frühere SPD-Vorsitzende, immer noch amtierender Pop-Beauftragter seiner Partei, weil am Ende auch noch vergessen wurde, den Posten an einen anderen, jüngeren, erfolgreicheren und besseraussehenden Genossen weiterzugeben, weint heiße Tränen.

Es sind Tränen der Wut und Tränen des Neids.


6 Kommentare:

Florida Ralf hat gesagt…

so jelacht nu binnich wieder wach.

Anonym hat gesagt…

Haha, sehr treffsicher parodiert, diese schulzige Null-Nummer. - Evtl. könnte man daraus ein "Motto" für die Srandard-Persönlichkeitsstörung aller Ober-Sozen extrahieren, nämlich einen gängigen Begriff aus der zum weltweit beweihräucherten Credo avancierten Pseudo-Wissenschaft "Psüchow-Anal-Liese",nämlich "Pubertärer Almmachtswahn", ein Wahn, der die Befallenen zeitlebens im Griff hat, der sich sogar im Laufe des Lebens beträchtlich verstärkt.

Anonym hat gesagt…

"Ruft doch mal Martin!"

Vor einigen Tagen habe ich, irgendwo in den Welten des zwitschernden Vogels, zum Thema Groko eine sehr schöne Karikatur gesehen. Uns Martin betrat den Bundestag und die zukünftigen Koalitionäre riefen: "Martin, Martin!". Eine Person flüsterte dabei der anderen ins Ohr: "Er bestand drauf, daß wir das machen".

Leider habe ich diese Karikatur nicht mehr gefunden und was mich noch mehr ärgert, entgegen meiner Gewohnheit auch nicht gespeichert.


Adebar

Anonym hat gesagt…

Die größte Ehre, die man dieser Figur angedeihen lassen sollte, wäre: Den "Dunning-Kruger"-Effekt in "Matin-Schulz"-Effekt umzubenennen. -
(Fraglich indes, ob möglich, denn Ersterer ist der Erste, der den Effekt BESCHRIEB, Zweiterer hingegen ein prachtexemplarischer Vertreter, der diesen Effekt ZEIGT.)

Volker hat gesagt…

Ja, der SPD geht es schlecht. Kommt demnächst ein Generationswechsel, dann wird es ihr noch viel schlechter gehen. Das Projekt 10 Prozent ist keine Utopie mehr

Volker hat gesagt…


Du weißt, dass Deine Partei am Ende ist, wenn der Hoffnungsträger Kevin heißt