Samstag, 5. Mai 2007

Ansturm auf geklaute Räder

Aller Jubeljahre quellen die Lager des Fundbüros über und die Behörde lädt zur Versteigerung der Drahtesel, die von irgendwem gefunden und abgegeben, aber von niemandem vermisst und abgeholt wurden. So zumindest lautet die offizielle Sprachregelung, inoffiziell ist natürlich klar, dass es sich bei den zum Teil ladenneuen Ladenhütern überwiegend um Räder handelt, die irgendwo von irgendwem geklaut und später einfach anderswo abgestellt worden sind. Die rechtmäßigen Besitzer belassen es meist bei einer formellen Diebstahlsanzeige, die Staatsanwaltschaft belässt es daraufhin immer bei einer rein formellen Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen "unbekannt", das mit traumwandlerischer Sicherheit nach zwei Monaten eingestellt wird, "weil ein Täter nicht ermittelt werden konnte". Da die Versicherung zahlt, kommen viele Opfer von Fahrraddiebstählen gar nicht auf die Idee, im Fundbüro nach ihrem Rad zu suchen.
Außer an den Tagen, an denen - wie an diesem Samstag - versteigert wird. Während der Auktionator, malerisch auf einem Pickup platziert, die Gebote ausruft wie ein Rinder-Versteigerer im amerikanischen Mittelwesten, achten zwei bullige Schießhunde in unauffälligen Zivil peinlich darauf, dass kein Neugieriger den ausgestellten Rad-Hundertschaften vor dem erteilten Zuschlag nahekommt. "Zurück hinter die Absperrung", grollen die Ordnungshüter vom Ordnungsamt die Kundschaft an, ungeachtet der Tatsache, das nirgendwo eine Absperrung zu erkennen ist. Dem Schwung des im Handelsdeutsch "Abverkauf" genannten Geschäfts tut die eigensinnig ausgelebte Art der Kundenfreundlichkeit allerdings keinen Abbruch: Räder, die im Baumarkt für 159 Euro weggehen, bringen hier schnell mehr als 200. "Da fehlt nur die eine Pedale", strahlt der stolze Käufer, derweil er die quitschende Mühle vom Hof schiebt.

4 Kommentare:

  1. die absperrung ist auf dem unteren bild sehr gut zu erkennen :-) was wichtiger ist: wer hat mein fahrrad gekauft?

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  2. der typ im ersten bild - ein echter symphatieträger.

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  3. hmm, auch hier war ich ihm god-mode. mir schleierhaft.

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  4. die absperrung vorn war nicht diejenige, die er absperrte, das war die seitlich, die nicht da war, ergo selbst auf dem foto, das ihn zeigt, nicht zu sehen sein kann

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