Mittwoch, 27. Juni 2007

Leonardo Di Caprio: Transfusion mit Rotgardistenblut

Zum 100. Jubiläum des Volksparkes in Halle plant Hollywood Großes. Nachdem die deutschen Behörden es dem bekennenden Scientologen Tom Cruise verboten haben, einen Film über Graf Stauffenberg zu drehen, will dessen Kollege Leonardo di Caprio jetzt daran, die ganze Wahrheit über das bewegende Schicksal des so genannten "Kleinen Trompeters" zu enthüllen. Diese mythische Gestalt der deutschen Arbeiterbewegung war unter dem Namen Fritz Weineck am 26. März 1897 in Halle (Saale) geboren worden. Als Hornist des Roten Frontkämpferbundes nahm Weineck am 13. März 1925 an einer Wahlveranstaltung der damaligen KPD im "Volkspark" teil. Als der Polizeioffizier Oberleutnant Pietzker eine Räumung des Saales veranlassen wollte, weil um den eben eingetroffenen Arbeiterführer Ernst Thälmann ein Tumult entbrannte, gab Pietzker den Befehl zu schießen. In der nachfolgenden Panik drängten die Zuhörer auf den Galerien zum Ausgang, die Geländer brachen, zehn Menschen starben, die meisten durch Schüsse. Darunter auch Fritz Weineck, der - so die Legende - seinen Führer Thälmann mit dem eigenen Körper gedeckt habe.

Die Wahrheit aber verrät erst "Little Red Trumpet", der erste große Hollywood-Film, der in Mitteldeutschland spielt. Durch einen Zufall ist PPQ in den Besitz von Auszügen aus der unredigierten Fassung des noch streng geheimen Drehbuches gekommen, das im kommenden Jahr unter der Regie von Kino-Genie Aris Kaurismäki an Originalschauplätzen verfilmt werden soll.

Leider liegt uns nicht das komplette Script vor, da es einem Wasserschaden an der Quelle gab. Doch die hier erstmals und exklusiv dokumentierten Auszüge verraten, dass ein echter Historienkracher auf uns zukommt, zu vergleichen allenfalls mit Dan Browns Reißer "Sakrileg".

Wir beginnen nun mit der unredigierten Dokumentation: Prolog, Gegenwart: Alter Mann (gespielt von Peter Sodann - angefragt) sitzt im Schauckelstuhl in einem dunklen Zimmer. Er spricht. "Als ich damals tot war, brachten mich die Genossen nach Moskau." Kamera zoomt langsam weg, während der alte Mann weiterspricht. Alter Mann erzählt vom Moskau Stalins, von Wodka und Wetter. Stimme wird leiser. Musik eingemischt. Trompeterlied, instrumental. Kamera jetzt voll aufgezogen. Zimmer in Altenheim. Alter Mann jetzt still, Kamera fährt zur Seite, zoomt auf Regal. Klassiker von Marx, Engels, Lenin. Schwenk auf alten Mann, Zoom auf Schoß mit karierter Decke. Trompete im Schoß von Alter Mann. Lichtstrahl lässt Instrument golden glänzen, extremer Zoom heran, im Spiegelbild rote Fahne, übergroß. Cut.

Geschichte, 1925: Fritz Weineck (gespielt von Leonardo Di Caprio), läuft Kopfsteinstraßenpflasterstraße entlang, in der Hand Trompete. Er ist sichtlich aufgeregt und ruft laut "Teddy kommt!" Älterer Arbeiter vor Milchladen stoppt Weineck. (235 Seiten fehlen)

Seiten ab hier unnumeriert, vermutlich Exzerpt des Gesamtinhaltes: Rotfrontkämpferbund-Trompeter Weineck war bei der Schießerei im "Volkspark" anwesend, verkroch sich aber nach dem ersten Schuß unter der Bühne. Der nur 1,62 Meter große Mann, seinen Freunden als trinkfest, aber nicht besonders helle bekannt, blieb dort, bis sich die Szenerie beruhigt hatte. Als die Schupo eintrifft, um den Saal zu räumen, bekommt Weineck Angst, dass er verhaftet werden könnte. Er flüchtet durch den Kohlenkeller, zwängt sich durch ein Fenster und entkommt.

Inzwischen aber sind die ersten Gerüchte über ein Massaker im "Volkspark" aufgekommen, bei dem auch der "Kleine Trompeter" den Tod gefunden habe. Weineck, der beschlossen hat, für einige Tage nicht aus der Wohnung zu gehen, weiß davon nichts, weil seine Mutter wegen einer ungemütlichen Frühjahrsgrippe, die zur Unzeit gekommen ist, ebenfalls zu Hause bleiben muss.
Ein örtlicher Parteidicher aber feilt schon an dem Lied, das Weineck später berühmt machen wird: "Ich hat einen Kameraden mit lustigem Rotgardistenblut.."

Als Weineck nach zwei Wochen zum ersten Mal wieder zu einer Parteiversammlung erscheint, ist die Führung der Ortsgruppe entsetzt. Der junge Mann gilt inzwischen als Opfer im Kampf gegen die Bourgeoise und damit als Glücksfall für die Bewegung. Als Thälmann erfährt, dass der vermeintlich Tote sich zurückgemeldet habe, tobt der sympathische Arbeiterführer (gespielt von Manfred Krug). Thälmann weiß, dass nur ein toter Trompeter ein guter Trompeter ist. Er lässt er das Politbüro beschließen, dass Weineck verschwinden muss.

Dem Gedanken der Humanität verpflichtet, soll Weineck nach Moskau geschafft werden. Vier Tage später holt ihn ein Kommando des Berliner ZK aus seinem Versteck in einem Futterschuppen im Stadtteil Glaucha ab. Weineck versteht nichts, fühlt aber, dass die Genossen in Berlin sich etwas dabei gedacht haben werden. Er erhält auf Nachfrage die Auskunft, dass er zum Trompetenstudium an die Moskau Lomonossow-Universität gebracht werde.

Begleitet von zwei zuverlässigen Genossen in Teddyjacken macht sich Weineck auf abenteuerlichen Wegen auf ins Reich des aufblühenden Sozialismus, in dem mit Väterchen Stalin ein ausgewiesener Freund der heiteren Muse regiert. Im Gepäck hat er nur seine treue, alte Trompete... (Seiten unnumeriert, etwa 264 fehlen, schade. Anm. d. Red.)

3 Kommentare:

  1. tolle geschichte. nur der hinweis auf die ehefrau des kleinen trompeters fehlt, die in den 60er jahren in glauchau verstarb - arm, verbittert und nichts ahnend vom schicksal ihres mannes.
    ach ja, die orthografie verdiente ein, nun ja, lifting.

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  2. hat der kleine trompeter auf dem oberen bild eigentlich eine banane in der hand?

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  3. toll. ich habe eine dv-cam; wir sollten den film selbst drehen. drehbuch wäre ja da.

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