Sonntag, 9. September 2007

Beliebt wie Beck

Die einen wollen aussehen wie Barbie, die anderen lassen sich ein Gesicht nach dem Vorbild Michael Jacksons schneidern. Kurt Beck, nach Angaben von Parteifreunden gewichtsloser Vorsitzender der Sozialistischen Partei Deutschlands, träumt seit einer Kindheit einen anderen, doch nicht weniger geheimen Traum: Der Pfälzer möchte aussehen wie der Igel Mecki, dem ein verkannter deutscher Heimatpoet vor Jahren diese Zeilen hinterherrief. Wir sehen Kurt Beck, das Honigkuchenpferd gesattelt:

Leben ohne Wiederholung
Als alle Bands das THE vor ihrem Namen strichen
und nur noch Beatles hießen oder Stones,
als gäbe es unbestimmt viele von ihnen,
das war der Anfang vom Ende.
Und als dann dafür alle LKW-Fahrer
Vornamen auf Nummernschildern in die Frontscheiben stellten,
als hießen ihre Brummies UWE oder BERND,
da war er schon wieder, der Anfang vom Ende,
ohne jede Frage.

Als der deutsche Bindestrich verschwand,
sang- und klanglos wie Maikäfer und ordentlicher Feldhase,
als er aus achtloser Wurstigkeit so hartnäckig versäumt wurde,
daß schließlich auch der Duden seinen Segen gab –
der Duden! Früher ein penibler Landvermesser,
heute die Hitparade des landläufigen Lallens –,
als nichts mehr elegant zwei Hauptwörter verkuppelte,
die somit saugrob aufeinanderknirschen wie in dem
Kaugummigemansche unserer Freunde aus den
United States of Neandertal –
das war, ohne Zweifel, der Anfang vom Ende.

Ich bete jeden Tag für ein Leben ohne Wiederholung.
Ich bete jeden Tag für ein Leben ohne Wiederholung.
In einem Schallplattenladen hing Anfang der 80er Jahre
ein Aushang: »Hiermit gebe ich bekannt, daß ich
keine Gruppe gründen, keine Platte aufnehmen und
nirgendwo auftreten werde. Von mir gibt es nichts zu berichten.«
War das die letzte nennenswerte künstlerische Tat?

Oder der Lehrer aus Kenia, der seit drei Jahren Schluckauf hat,
Tag für Tag, nur nachts nicht, schlafen kann er,
aber immer mit dem Wissen: morgen schüttelt's mich erneut,
wofür ist das ein Zeichen? In wessen Schuppenflechte
juckt das noch?

Ich bete jeden Tag
für ein Leben ohne Wiederholung. Ich bete jeden Tag
für ein Leben ohne Wiederholung. Ich weiß,
ich wiederhole mich. Aber was, Rabbi Hinterkopf,
soll ich denn tun?


Ich bete jeden Tag für ein Leben ohne Wiederholung.
Und dafür, daß ich einmal nur, für eine Nacht,
ausreiten dürfte durch die Lüfte,
über die Dächer auf den bunten Bildern
von Mecki-Kinderbüchern (Mecki, der deutsche
Comic-Igel aus den 50er Jahren,
erfolgreichstes Steiftier aller Zeiten und
Heckscheibentalisman aller Wirtschaftswunderautos,
der mit Micky Mouse soviel gemein hat wie der
brave Soldat Schwejk mit einem Truppenclown in Kuwait oder
Vietnam), einmal nur ausreiten,
für eine Nacht,
über die Schornsteine mit dem Watterauch
aus den Geschichten der Kindheit,
auf einem Honigkuchenpferd.

3 Kommentare:

  1. es is ja noch akzeptabel dass du links zu ossi's terrorpredigten setzt, aber heinz rudolf... muss das echt immer sein?

    AntwortenLöschen
  2. war ja kein link. und eine premiere. außerdem hatte ich das elaborat liebevoll gekürzt

    AntwortenLöschen
  3. hrk wäre anderer meinung, wenn sich der erfolg wiederholen würde.

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.