Donnerstag, 31. Januar 2008

Preis für virtuelle Heldin

Was interessiert die Wirklichkeit? Wenn es um die gute Sache geht? Das 17-jährige Mädchen, das im November 2007 in Mittweida Opfer eines nur von ihr selbst bemerkten Neonazi-Überfalls wurde, bei dem ihm nach eigenen Angaben ein "Hakenkreuz in die Hüfte geritzt" wurde, wird jetzt ganz offíziell für seine "Zivilcourage" (Stern) geehrt. Das bundesweite «Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen rechte Gewalt» schert sich nicht darum, dass es bisher keinen einzigen Beweis dafür gibt, dass der angeblichen Neonazi-Überfall tatsächlich stattgefunden hat - im Dienst der Toleranz werden virtuelle Heldentaten genauso gern ausgezeichnet wie echte.

Dabei hat sich der "Hakenkreuzfall von Mittweida" (Spiegel) längst als wilde Gewaltfantasie entpuppt. Ein von der 17-Jährigen benanntes zweites Opfer war zum Tatzeitpunkt nicht in der Stadt, die vier mit Bomberjacken bekleideten glatzköpfigen Täter wurden bis heute nicht gefunden, Zeugen haben sich auch nach Aussetzung einer Belohnung nicht gemeldet.

Medial hatte sich die mutige Mittweidaerin, die die Tat erst neun Tage nach dem Überfall gemeldet hatte, von Anfang an auffällig zurückgehalten. Weder erschien sie wie sonst üblich in den einschlägigen Aufarbeitungs-Talkshows, noch wurde ihr Name bekannt oder irgendwo ein Bild von ihr gedruckt. Selbst in der Lokalpresse fehlte das Standardprogramm aus Interviews mit Verwandten oder Freunden - die Heldin blieb drei Monate lang genauso virtuell wie ihre Heldentat.

Wir sind gespannt, ob sie zur Preisverleihung für die virtuelle Tat eine virtuelle Stellvertreterin ins Mittweidaer Rathaus schickt.

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