Mittwoch, 23. Januar 2008

Viel von der Welt gesehen

Alterssenil oder immer noch überzeugt? Es ist kaum zu glauben. In seinem neuesten Buch behauptet der frühere DDR-Regierungs-Chef Hans Modrow allen Ernstes, dass "Wege ins Ausland für alle DDR-Bürger offen" gewesen seien.
"Zugegeben: Für die meisten nur in einer Richtung. Was gleichermaßen ärgerlich wie bedauerlich war", fügt der Ex-Abteilungsleiter für Agitation und Propaganda im Zentralkomitee der SED (1967 bis 1973) hinzu. In seinem Erinnerungs-Lücken-Buch "In historischer Mission. Als deutscher Politiker unterwegs" kritisiert der 79-jährige Modrow auch eine Äußerung des ehemaligen DDR-Bürgerrechtlers Rainer Eppelmann. Dieser habe erklärt, die DDR sei nach dem Mauerbau nur noch ein großes Gefängnis gewesen.
Das sei "Unsinn", schreibt Modrow, der als Nachfolger von Willi Stoph von November 1989 bis März 1990 Ministerpräsident der DDR war. Und weiter: "Ich kenne keinen Knast, der auf diese Weise mit seinen Insassen umging und ihnen erlaubte, Urlaub in Polen, Ungarn, Rumänien, der CSSR oder in der Sowjetunion zu machen."
Der Träger des mit 20 000 DDR-Mark dotierten Karl-Marx-Ordens weiß aber auch, warum die Ostdeutschen nicht in den Westen reisen konnten: "Damals fehlten uns die Devisen, heute nur das Geld."
Dies sei aber nur die halbe Erklärung. "Die andere Hälfte ist jenes Misstrauen, mit dem wir uns begegneten. Wir glaubten offenbar nicht an die Überzeugungskraft unserer Errungenschaften und Argumente. Und darum hatte nicht nur das Land, sondern auch die Freizügigkeit Grenzen."
Er selbst habe "das Glück gehabt, viel von der Welt zu sehen."

1 Kommentar:

  1. den satz lasse ich mir rahmen: Damals fehlten uns die Devisen, heute nur das Geld.

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