Sonntag, 24. Februar 2008

Hängende Köpfe in Halle

Es passte alles. Das Wetter wie Frühlingserwachen, das Stadion für Viertliga-Verhältnisse rappelvoll, der Trainer hat Geburtstag und kann nach einer beruhigend routiniert durchgezogenen Vorbereitung sein beinahe bestes Aufgebot ins erste von 15 Rennen um die Qualifikation zur neuen Regionalliga schicken.

Doch wie immer, wenn es beim längst nur noch traditionsreichen Halleschen FC um irgendetwas geht, geht es schief. Zehn Minuten nach dem Anpfiff der Partie gegen die vom einstigen HFC-Trainer German Andreev trainierte Truppe aus Plauen ist klar, dass hier zwei Mannschaften auf dem Platz stehen, die vor allem eines wollen: Nicht verlieren. Hüftsteif stakst der hallesche Sturmriese Michel Petrick von jedem auf ihn zielenden Pass weg, sein Kollege Shubitize, als Bälleverteiler geholt, verteilt die Bälle vorzugshalber an die gegnerischen Spieler. Eine rein zufällig zustandegekommene Großchance des fleißigen Nico Kanitz vereitelt ein rein zufällig im Wege stehender Plauener.

Doch was schiefgehen soll, geht hier im abrißreifen Kurt-Wabbel-Stadion in der Regel auch schief. Christian Kamalla, ehemals als Abwehrtalent gehandelt und inzwischen erstaunlicherweise dienstältester HFC-Spieler, rempelt im Mittelkreis einen Gegenspieler. Der Schiedsrichter, eigens aus Rostock angereist, pfeift Freistoß. Plauen führt schnell und einen halben Kilometer entfernt vom Tatort aus. Und es steht 0:1.

Alle, die schon mehr als drei HFC-Spiele gesehen haben, wissen, wie das Drama weitergehen wird. Schockstarre, Anrennen, hohe Bälle, am Ende ein Remis, wahrscheinlicher aber doch wieder die gewohnte 0:1- oder 0:2-Niederlage.

Die Kulisse ist trotzdem da, unbelehrbar und scheinbar blind dafür, dass unten auf dem Platz zwar eine recht stabile Abwehrformation steht, davor aber nichts ist, das Hoffnung auf Tore machen könnte. Nico Kanitz läuft sich auf links fest, Maik Kunze stolpert auf rechts, der Regisseur Shubititze lässt nicht locker beim Versuch, den gelbgekleideten Plauenern präzise Pässe in den Fuß zu spielen. Vorn in der Spitze gelingt es dem Hünen Petrick, nahezu jedes Kopfballduell zu verlieren, indem er den Schädel einzieht, sobald der Ball sich nähert.

Man kann das der Mannschaft nicht einmal vorwerfen. Mit Stark, Görke und Gröger sitzen drei Stammspieler der mäßig erfolgreichen Hinrunde nur auf der Bank, Neubert, die in der Winterpause verpflichtete Kanone für den schwächelnden Sturm, ist direkt nach Vertragsunterzeichnung krank geworden - wie noch jede Neuverpflichtung in diesem Jahrtausend. Die anderen können einfach nicht mehr, nicht besser, nicht Fußball.

Mehr muss niemand wissen, um das Spiel zu verstehen. Es ist
wie immer, nicht mehr, nicht weniger. Zur Pause kommt der junge Benedikt Seipel für Shubitize, und er macht auf rechts sofort mehr Druck nach vorn als das komplette Mittelfeld bis dahin. Aber seine Flanken finden keine Abnehmer, weil die Planstellen der Stürmer inzwischen mit dem Dauerläufer Kunze und dem Basketballer Petrick besetzt sind - Garanten geradezu für ein Zu-Null-Spiel.

Halles Trainer Sven Köhler aber sieht ein anderes Match. Erst wechselt er endlich Stark ein, stellt ihn aber auf die rechte Verteidigerposition, obwohl Plauen nach einer Roten Karte für Zapishny nur noch zu zehnt ist. Dann beordert er Kamalla auf die Libero-Position und den agilen Seipel nach hinten, um die langen Bergner und Benes als zusätzliche Adressaten für die nun wieder nicht vorhandenen Flanken zu haben.

Ein Manöver, das wie im Bilderbuch nach hinten losgeht: Ein hoch nach vorn geschlagener Ball überrumpelt die bis zur Mittellinie aufgerückte Deckung auf ähnliche Weise wie der Freistoß vor dem 0:1. Der eben eingewechselte Plauener Kai Zimmermann marschiert auf Keeper Horvat zu und schießt ins Tor. Es ist die 87. von 1350 Rückrunden-Minuten, der HFC hat bis hierhin genau so viele Tore geschossen wie Tabellenführer Dresden, sieben Tore weniger kassiert als der Tabellenvierte Makranstädt und er liegt mit Rang 5 doch zwei Plätze, fünf Punkte und eine ganze Klasse von der Regionalligaqualifikation entfernt. Nächste Woche geht es nach Chemnitz, nun schon wieder mit hängenden Köpfen.

6 Kommentare:

Vox Diaboli hat gesagt…

vielleicht klappt es ja in einem neuen stadion ;-)

ppq hat gesagt…

darüber schweigen wir mal besser

Eisenschwein hat gesagt…

es scheint eine lex halle zu geben, die erfolg , unter welchen bedingungen auch immer, verbietet. so sind wir auch immer zu unseren oberbürgermeistern gekommen.

Vox Diaboli hat gesagt…

würde ich nicht widersprechen ....

Anonym hat gesagt…

Wenn ihr endlich auch über Erfolge berichten würdet, könnte man vielleicht über diese Berichte hier schmunzeln - auch wenn nicht viel Sachverstand dahinter steckt.

Wer zur Hölle ist Maik Zimmermann???

Der letzte Absatz strotzt vor Fehlern - der dritte Platz berechtigt bereits zum "Aufstieg".

In Hoffnung auf Besserung auf dem Platz und eurem Blog!

RWG

binladenhüter hat gesagt…

kai heißt er, ja. aber erfolge? welche denn?