Montag, 1. Dezember 2008

Der Kampf ist ein ungeheuerer

Kein Fußbreit den Faschisten, rief die Hamburger Bildungsbürgerpostille "Die Zeit" und meinte damit auch das Internet, das nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes von "rechtsextremen Seiten" verseucht ist wie niemals zuvor. Anfang Mai diesen Jahres nahm das Wochenblatt "gemeinsam mit Partnern aus Medien und Gesellschaft" die bunten Seiten gegen braun in Betrieb - "Herzstück des Projekts gegen Rechtsextremismus", so dichtete eine Meldung aus dem "Zeit"-Haus, sei "die Internetplattform „netz-gegen-nazis.de"

Das "Herzstück" mit dem mutmaßlichen Herzen aus festangestellten Online-Antifa-Kämpfern drumherum schlägt seitdem täglich zuverlässig zu, wo immer "rechtsextremistisches Gedankengut" (Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann) sich ins weltweite Datennetz verirrt. „Wir wollen ein bundesweites Forum schaffen, auf dem Betroffene einander Rat geben können, was zu tun ist, wenn rechtsextremistisches Gedankengut in ihren Alltag eindringt“, begründete „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo seinerzeit den engagierten Einsatz seines Hauses gegen die durch die ruhelos und rechtsextrem Weiten des Web marodierende Online-Gefahr. Ziel sei es, "durch konkrete und praxisnahe Ratschläge die Ausbreitung von Rassismus und Antisemitismus zu verhindern".

Doch obwohl der Deutsche Olympische Sportbund, der Deutsche Fußball-Bund, die DFL Deutsche Fußball Liga und der Deutsche Feuerwehrverband, das ZDF und sowohl „schuelerVZ“ als auch „studiVZ“ dabei zu helfen versprachen, breitete sich die braune Pest weiter aus: 1.700 rechte Seiten zählten die Experten des Verfassungsschutzes zuletzt - vor 25 Jahren, als es das Internet noch nicht gab, lag die Zahl bei Null, 1996 waren es in ganz Deutschland nur rund 30, im vergangenen Jahr knapp 1 000.

Seit „netz-gegen-nazis.de" ans Netz und in die Offensive gegen die braune Brut ging, kamen genaugenommen also 700 rechte Seiten hinzu. Die Online-Antifa hingegen leidet unter scharfen Nachfrage-Einbrüchen der surfenden Mitstreiter: Nur noch 0,00034 Prozent aller Internetnutzer schauen gelegentlich vorbei (zum Vergleich: PPQ erreicht 0,00026 Prozent), bei Alexa rutschte die Seite in der letzten Woche vom jämmerlichen Rang 252000 auf den erbarmungswürdigen Platz 350000. In Deutschland langt es noch zu Platz 30.000 für die starke Gemeinschaft aus Olympioniken, führendem Wochenblatt, größtem Sportverband der Welt, Staatsfernsehen, Feuerwehr-Funktionäre und zielgruppenbewußter Online-Partnerschaft 2.0. Selbst PPQ kommt da nicht mit - unser nimmermüder Kampf gegen Rechts, Links, Oben und Unten hievt uns nur auf Platz 57700.

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