Freitag, 30. Oktober 2009

Fremde Federn

Hausbesitzer können sich über einen Kredit der KFW-Bank Solarzellen auf das Dach bauen lassen und den Strom zu überzogenen Preisen verkaufen. Bezahlen sollen das Geringverdiener - eine dreiste Umverteilung von unten nach oben.


Die Finanzkrise hat unser Vertrauen in die persönliche Alterssicherung etwas erschüttert. Unsere gesetzlichen Rentenansprüche sind bescheiden, und den Lebensversicherungen trauen wir auch nicht mehr so recht. Was also tun? Immobilie kaufen? Riester-Rente? Für ersteres braucht man gehörig Eigenkapital, für die Riester-Rente Gottvertrauen. Wenn man einer aktuellen Untersuchung der Zeitschrift „Ökotest“ glauben darf, liegt die garantierte Rendite der Riester-Verträge unter 1,5 Prozent pro Jahr. Mehr gibt's nur, wenn die Kapitalmärkte wieder in Schwung kommen.

Deshalb schauen wir ein wenig neidisch auf unseren Freund Wolfgang: Die von ihm sogenannte Trittin-Rente mit garantierten Renditen zwischen sechs und neun Prozent. Trittin-Rentner erkennt man an den Solarzellen auf ihren Dächern. Das von der rot-grünen Koalition geschaffene Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantiert den Solar-Rentiers einen Abnahmepreis von über 40 Cent pro Kilowattstunde – mehr als den doppelten Marktpreis – und das für 20 Jahre. Wer, wie unser Freund Wolfgang, in einer sonnigen Gegend wohnt, erzielt über 20 Jahre gerechnet bei einem Anschaffungspreis von 20.000 Euro einen jährlichen Überschuss von rund 1800 Euro. Die Anlage bezahlt sich schnell von selbst und beschert dem Anleger eine garantierte Zusatzrente mit Traumrendite. Der Clou dabei: Man muss kein eigenes Geld mitbringen, die staatliche KFW-Bank finanziert die Anlage zu 100 Prozent zu Minimalzinsen. Wer etwas größer einsteigen will, bekommt bis zu 50.000 Euro vorgestreckt. Die Trittin-Rente schlägt die Riester-Rente meilenweit.

Geringverdiener ausgeschlossen

Leider kann nicht jeder mitmachen. Geringverdiener, die kein Haus besitzen, auf dem sich Solarzellen installieren lassen, müssen leider draußen bleiben wie Bello vor dem Metzgerladen. Dafür dürfen Sie die Wurst bezahlen: Die staatlich verordneten Wucher-Abnahmepreise werden nämlich auf die Gemeinschaft der Stromverbraucher umgelegt. Die Verkäuferin und der Polizist bezahlen damit die Trittin-Rente wohlbetuchter Hausbesitzer und Solarunternehmer. Die Kosten dafür werden sich laut aktuellen Berechnungen auf etwa 77 Milliarden Euro summieren. Das EEG ist eine der dreistesten Vermögensumverteilungen von unten nach oben, die dieses Land bislang erlebt hat.

Leider stimmt noch nicht einmal das Märchen von den grünen Arbeitsplätzen, die dadurch geschaffen würden: Die deutschen Solarzellenhersteller schreiben rote Zahlen, weil immer mehr Module aus China kommen. Und dem Klima ist das alles sowieso egal, weil der Fotovoltaik-Anteil an der Energieerzeugung trotz der Milliardensubventionen vollkommen unbedeutend ist. Kosten und Nutzen stehen in einem krassen Missverhältnis. Außer für die Trittin-Rentner, versteht sich.

(Maxeiner und Miersch in der Welt)

3 Kommentare:

  1. 2013 werden in Deutschland so viele Anlagen installiert sein, dass die Kosten auf gut 77 Milliarden Euro wachsen.
    Utz
    Quelle: Zeitonline
    http://www.zeit.de/2009/34/Foerderung-Solarbranche

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  2. In der Gemeinde Straubing plant derzeit das Fürstenhaus Thurn und Taxis eine Photovoltaik-Anlage auf 190 Hektar bestem deutschen Ackerboden. Grüne, ÖDP, SPD, CSU (gespalten) sind begeistert von sprudelnden Gewerbeeinnahmen. Das Fürstenhaus will einen jährlichen Reibach von 18 Millionen Euro machen. Nur die kleine Gemeinde Feldkirchen protestiert, weil Straubings Spiegelfelder unmittelbar an ihren Ort grenzen. Die Feldkirchener brauchen dann die Sonnenbrillen gar nicht mehr abzusetzen. Das Dummgeschwätz der Okofanatiker, nach 20 Jahren, wenn die Förderung ausgelaufen ist, dann kann man auf dem fruchtbaren Ackerboden wieder gutes Gemüse anbauen.

    Mehr zu diesem Thema finden Sie bei www.runder-tisch-niederbayern.de

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  3. Industrie- und Klientelpolitik, getarnt als Umweltpolitk. Funktioniert leider immer und überall.

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