Freitag, 16. Oktober 2009

Wer will schon Welterbe?

Was sind das nur für schreckliche, sensationsgeile Menschen? Kaum hat die stolze sächsische Metropole den Titel der Weltkulturerbestadt verloren, lässt der seit Jahren anhaltende Rückgang der Touristenzahlen nach!

Dabei war doch ausgemacht: Wenn die Brückenbauer sich dem Willen der Unesco nicht beugen, kommt der Titel weg und ab dem Tag danach verirrt sich kein Besucher mehr in die Elbemetropole. Ein wackerer Streiter gegen die Elbequerung, der nebenbei Museumschef in Dresden ist, wusste schon im Juni, dass die Touristen nicht mehr kommen - allein wegen des Streits.

Die Entscheidung aber hat viele dann wohl beruhigt. Kurzer Blick auf die Karte, ja, tatsächlich, Dresden ist noch da! Trotz Brückenbau gibt es das Grüne Gewölbe noch! Trotz Polittheater kann man die Frauenkirche noch besuchen! So sanken die Gesamtübernachtungszahlen für Januar bis Juli nur um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, das seinerzeit sagenhafte 5,3 Prozent schlechter als 2007 gewesen war. 1,72 Millionen Menschen durchbrachen den von der Unesco-Welterbekommission verhängten Boykott, und übernachteten sogar in Dresden - der Anteil der inländische Gäste betrug 82,1 Prozent, der Anteil der ausländischen Gäste 17,9 Prozent. Gerade Ausländer kamen zuletzt häufiger, berichtet das Statistische Landesamt. Wahrscheinlich haben die von der Aberkennung des Welterbetitels sowenig mitbekommen wie davon, dass Dresden überhaupt Welterbe ist. Im Verhältnis zu den anderen deutschen Großstädten, die während der Finanzkrise zurückgehende Besucherzahlen meldeten, ist Dresden trotz ohne oder gerade wegen des aberkannten Titels eine Boomregion: Insgesamt ging die Zahl der Übernachtung ein Deutschland um ein Prozent zurück, Dresden liegt mit 0,8 Prozent ein glattes Fünftel besser.

4 Kommentare:

  1. Vielleicht solltet Ihr in Halle ja auch endlich mal in eine Brücke investieren.

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  2. nächstes jahr gehts los, da bauen sie eine völlig sinnfreie rüber zur salineinsel

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  3. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, und auf die handwerklich perfekte Photoshoparbeit der Brückengegner/Welterbebeführworter hinweisen. http://www.weltkulturforum.org/afghanistan.
    Ich fand es erst geschmacklos, vor allem mit dem dazugehörigen Dreizeiler. Aber dann wurde mir klar, daß der Satz stimmt. Nur die Grafik ist falsch. Es hätte eine Foto von Dresden am 20. Februar 1945 drunter sein sollen. Es ist mustergültig für das Niveau der Debatte in Dresden, das Bamyan-Tal stattdessen zu verwenden. Der Phantomschmerz, von der zerstörten Stadt hinterlassen, ist noch nicht vorbei. Der Dresdner an sich hält sich schon qua Geburt für besonders kunst- und kulturbegabt. Es geht das Wort vom Kulturadel. (Bestes Beispiel der Typ, der "Der Turm" geschrieben hat und sein Publikum).
    Jetzt hat der dresdner Kulturadel eine neue Spielwiese gefunden. Im Augenblick geht gerade die musikalische Hochkultur flöten, weil es kein separates Konzerthaus, sondern nur einen umgebauten Kulturpalast geben soll. Eine Katastrofe! Ausverkauf unserer jahundertealten (barocken)Tradition. Verursacht von spießigen Klienbürgern im Stadtrat! usw. usf. siehe Welterbestreit.
    Ähnlich läuft es beim dresdner Disneyland, Neumarkt genannt. Aber das könnt ihr euch selber zusammensuchen. Tags wären: Neumarktgesellschaft, Blobel, Quartier V

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  4. das schöne ist, das das verschwnden der statuen infolge der sprengung durch die taliban den welterbestatus der stätte dort nicht gefährdet hat, schon die ankündigung des baus der brücke aber den titel kostete.

    soll man sich über sowas noch gedanken machen? ach, lieber nicht

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