Dienstag, 9. Februar 2010

What the hell is heaven

Ernüchterung nach dem großen Hartz-4-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes. Nicht die Hartz-Gesetze selbst sind verfassungswidrig, sondern nur ihre Umsetzung - da schnalzt der Rechtsliebhaber mit der Zunge und 13inlet, ein amerikanischer Hobbymusikant, singt eine herzzerreißend rohe Version von Brett Dennens sehnsuchtsschmalziger Weltverbesserunghymne "Heaven". Hinter all dem faulen Zauber, dichtete Dennen, seien dereinst "no color lines or casts or classes", es werde egal sein "whatever faith you practice" und "whatever you believe".

Hartz-4 für alle, das muss doch möglich sein, 1997 Jahre nachdem Jesus für die Befreiung des Menschen starb. "Heaven, heaven. What the hell is heaven?" intoniert der Kopist weitaus bodenständiger als der Komponist, der sich für seine finale "Heaven"-Version die unfassbare Natalie Merchant glaubte holen zu müssen. Spekulanten und Händler raus aus dem Tempel!, sagt die Version des Adapten: "Throw away your myth misconceptions / There ain`t no walls around heaven". Aber ungewiss bleibt doch: "Is there a home for the homeless? Is there hope for the hopeless?"

Jaja, dank Bundesverfassungsgericht. Niemand muss mehr frieren, keiner mehr hungern in Deutschland, eine überalterte Spielkonsole benutzen oder das Adidas-Modell vom vergangenen Jahr in die Schule anziehen und sich damit zum Gespött der reichen Mitschüler machen. Heaven! Heaven! Der Himmel auf Erden ist nah wie nie. Jetzt ist der Gesetzgeber gefragt, wie eigentlich immer, nur des Sängers Forderung nach "no minutemen or border patrol" wird sich wohl nicht erfüllen lassen.

Vielleicht aber doch die auf höhere Hartz-4-Sätze, auf Schultütenzuschläge, Extrazahlungen für Opernbesuche, die künftige Nicht-Anrechenbarkeit von Einmal-Honoraren für Auftritte in Sendungen wie "Frauentausch" oder "Vera am Mittag". Das letzte Wort ist nicht gesprochen und doch ist sicher schon, dass die meiste Hoffnung auch diesmal wieder trügerisch sein wird: "You must lose all earthly possession / Leave behind your weapon / You cannot buy your salvation / There is no pot of gold".

3 Kommentare:

  1. Schön wäre ja endlich, das bedingungslose Grundeinkommen zu beziehen, daß uns die Genossen unentwegt versprechen, wenn sie nur endlich wieder planen und regieren dürften, wie sie schon einmal planten und regierten. So aber wird wohl manches deutsche Kind weiterhin in bitterster Armut dahinvegetieren müssen, mit den schmalen HARTZ IV-Sätzen, von denen in anderen Teilen der Welt die Kinder wünschten, sie hätten sie.

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  2. ich möchte aber dann auch noch jemanden, der mir die gebratenen tauben mundfertig macht und reinstopft. klingt das vermessen?

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