Dienstag, 18. Mai 2010

Der große Schuldenzauber

Kaum vom Krankenbett auferstanden, hat Finanzminister Wolfgang Schäuble im Handstreich für die Beseitigung aller Schuldenprobleme Europas gesorgt. Nach einer ad hoc-Entscheidung der Bundesfinanzaufsicht werden ungedeckte Leerverkäufe von Aktien und Staatsanleihen aus Euro-Ländern ab 24 Uhr in der Nacht zu Mittwoch untersagt, damit soll es "Spekulanten und Zockern" (Sigmar Gabriel) in der Europäischen Union unmöglich gemacht werden, auf fallende Kurse zu setzen, wenn sie meinen, dass die Zukunftsaussichten von Unternehmen und Staaten zu positiv gesehen werden.

Schäuble, der sich den Zaubertrick zur Problembeseitigung beim Freiburger Ophthalmologie-Professor Michael Bach abgeschaut hat, will Marktteilnehmer damit zwingen, grundsätzlich nur auf immer weiter steigende Kurse für Aktien, Indizes und Staatsanleihen zu setzen. Auf diese Art könne schnell eine neue Vermögensblase aufgepustet werden, hieß es aus dem Bundesfinanzministerium. Europa werde seine Schuldenberge dann möglicherweise schon am kommenden Donnerstag zur Börseneröffnung endgültig losgeworden sein, wie auch der Eurokurs zeige, der seit der Verkündigung des neuen Geschäftsverbotes in den Tiefflug übergegangen sei. Damit zeigten die Märkte, dass das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung sprunghaft wachse und das Ziel der Bundesregierung, das Geld aller Bürger zu schützen, soweit es nicht in verbrecherischen Hedgefonds angelegt sei, demnächst erreicht werde.

Das Prinzip der optischen Schuldenbeseitigung, mit dem bereits DDR und Sowjetunion ihre Währungen bärenstark machten, funktioniert dabei folgendermaßen: Schuldner und Gläubiger müssen im Film oben nur wenige Sekunden starr auf den grünen Hoffnungspunkt in der Bildschirmmitte starren. Die durch drei in Dreieckform angeordnete gelbe Punkte rings um den grünen Punkt dargestellten "überbordenden Staatsschulden" (Volker Kauder) verschwinden bereits nach wenigen Sekunden vollständig und rückstandslos. Zur Zeit führe ein durch temporäres Zwinkern verursachte Rückkehr in die Realität noch zum spontanen Wiederauftauchen der Probleme. An der Behebung dieser "Lösungslücke" (Schäuble) werde aber gearbeitet. Womöglich müsse kurzfristig noch ein Verbot von privaten Goldkäufen, ein Bargeldbesitzverbot oder ein Verbot der Veräußerung von in privaten Fonds gehaltenen Aktien, Staatsanleihen und Fonds nachgeschoben werden. Spätestens dann aber würden die Märkte wieder so funktionieren wie sie sollen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Mädchen schwindelt sich eben durch eine Parlamentsrede. In lila Jacke. Wie sagte man früher immer. Lila, der letzte Versuch.

Unknown hat gesagt…

Jetzt noch schlechte Nachrichten verbieten, dann steht dem Aufschwung nichts mehr im Weg.

ppq hat gesagt…

sind die nicht schon, ich meine: verboten?