Mittwoch, 20. April 2011

Polizeiruf 110: Krimi im Koma

Seht ihr, Verbrecher, so wird das gemacht. Wenn Kriminalhauptkommissar Herbert Schmücke und sein Kollege Herbert Schneider gemeinsam mit Kriminaloberkommissarin Nora Lindner auf Gangsterjagd gehen, dann wird Halle an der Saale, die ehemalige Kultur- und Sportstadt, zum Schauplatz betulicher Ermittlungsarbeit.

Es gilt stets, leicht trottelige Schufte zu fangen, dabei aber weniger Sozialarbeit zu leisten als die gesellschaftspolitisch viel engagierteren Kommissarsdarsteller vom "Tatort" jede Woche nebenbei erledigen müssen. Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler könnten, wäre die Mauer nie gefallen, in denselben Anzügen mit denselben Mienen dieselben Schufte verfolgen, ihre ironiefreien Dialoge dürften so gesagt werden und das Halle, das im Hintergrund als Schauplatz vorbeigefahren wird, sähe von Profis beleuchtet nicht anders aus.

Denn wo die US-Konkurrenz von CIS und CSI sich auf absurde Fälle, grausame Details und überraschende Wendungen konzentriert und skandinavische Ermittler spannende Fersehunterhaltung zu liefern bemüht sind, präsentieren die mitteldeutschen Chefermittler seit 15 unendlich scheinenden Jahren das Graubrot der zum Gähnen langweiligen Kleinbürgerkriminalität. Das zieht sich, das streckt sich, dazwischen erhebt Schwarz als Schmücke, der aber auch Winkler als Schneider spielen könnte, als Reinkarnation des an seiner Erdenschwere leidenden Gerichtsmediziners Quincy das Haupt, ehe Winkler als Schneider, der keine Probleme hätte, Schwarzens Schmücke zu geben, ein paar Widerworte vom Stapel lässt.

Schon in der Herstellung sind diese Filme so schusselig wie das Ermittlerduo altes Ehepaar. Pistolen werden hier vor jedem Einsatz ratschend durchgeladen, nie aber entsichert. Rufen sich die Kollegen gegenseitig an, und das tun sie pro Film wenigstens ein Dutzend Mal, dann immer durch Eingabe der kompletten Nummer per Fingertipp - Kurzwahltasten haben Polizeihandys in Mitteldeutschland bis heute nicht.

Die Erben Peter Borgelts, dessen Oberleutnant Fuchs es auf sagenhafte 84 rasante Einsätze im schnittigen Ermittler-Wartburg brachte, müssen sich laut Drehbuch weder Logik noch um Realitätsnähe scheren. Führen sie eine Vernehmung, dann heißt die "Verhör", doch sie führen kein Protokoll. Und führen sie dann doch mal eins, wie in der letzten Folge "Ein todsicherer Plan", dann elektrisch. Die Regie blendet, sichtlich stolz über den Einfall, das Diktiergerät ein, das zeigen soll, wie jedes verräterische Wort des Zeugen hochmodern mitgeschnitten wird. Eine Lampe blinkt rot und wichtig. Es ist die, die Aufnahmebreitschaft anzeigt. Noch einmal drücken, dann würde das Gerät wirklich aufzeichnen.

So arbeitet es wie die ganze Mannschaft am Set: Hinter der Kamera tun sie so, als ob sie einen Krimi drehen. Vor der Kamera tun sie so, als ob sie schauspielern. Der Zuschauer tut so, als ob er zuschaut.

So nah am Leben, so nah am Wahnsinn. Schmücke wurde in der Folge übrigens angeschossen. Komatös im Krankenbett liegend, löst er den Fall. Also alles wie immer.



6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich als Wessi sehe mir die beiden Halleschen Ermittler immer gerne an, befördern sie bei mir doch einen gesunden Nachtschlaf, meist noch just im Fernsehsessel.

Anonym hat gesagt…

Das macht doch diese Tatorte aus, nicht? Verbrecherjagden, die keine sind, Ermittler, die nicht ermitteln und Ganoven, die nur etwas Zuwendung benötigen, um weinend zusammenzubrechen. Ich hätte mir mal einen Tatort gewünscht, den ich eh nicht gucken kann, der den abgehetzten Innenminister beim Verteilen von Noteingangsaufklebern zeigt, die, wie man weiß, schon vielen von rassistischer und faschistischer Anfeindung Verfolgten, das Leben retteten und eines Tages werden die Noteingangsaufkleber geklaut und die Ostkommissare müssen der Sache nachgehen, während die Bürger die Türen von innen zuhalten, indess davor die Opfer winselnd verbluten.

derherold hat gesagt…

Es gab allerdings einmal einen schönen Dialog zwischen Bullizist und einem befragten Professor der örtlichen Universität.

Professor: "Meine Familie gehörte schon in der DDR zur Oberschicht."

Schmücke/-warz: "Meine nicht."

:-)

P.S. Nun seid doch ehrlich: Da es im Arbeiter/Bauern mangels Konkurrenz keine Kriminalität gab und der rote Ochse ein Museum, könnt ihr da drüben gar nicht ermitteln. Deshalb hat es schon bei Manne/HH gemenschelt.

ppq hat gesagt…

es ist ja hier schon gesagt worden - die beiden noch lieber als diese pseudo-sozialreportagen, die - inklusive anschließender will-diskussion - als wirklichkeitsersatz laufen.

in dem fall aber kam alles zusammen. wie die ihre waffen immer durchladen, die handy benutzen wie wählscheibentelefone, dann das ding mit dem diktiergerät, das stolz und ausgeschaltet ein "verhör" mitzuschneiden vorgibt.

bei csi oder cis oder law&order oder life würden die das komplette 110-team nicht mal als beleuchter für den parkplatz der hilfstruppen für die versorgung der setbeleuchter zulassen.

und womit? mit recht.

Die Anmerkung hat gesagt…

Boah, Was ihr alles an Zeit habt, zu kucken. Und dann auch noch die goofs pingeligst genau aufzustöbern.

Ich weiß es nicht mehr genau, aber meinen letzten Tatort, 110, habe ich so ca. vor 10 Jahren gesehen. Ich fand das schon damals dermaßen langweilig und Lebenszeit stehlend,daß ich mir das seitdem nicht mehr antue.

Um so schöner die Bestätigung, daß ich damit offensichtlich richtig liege.

Anonym hat gesagt…

schweizer Fernsehen berichtet : der Rumäne kommt in die Schluckertoilette und scheidet Koks aus .

Man könnte diesen Dreckschweinen auch die Fresse polieren und solange in den Magen treten bis die Koksfingerlinge platzen .

Dealer sollten verschwinden . Keine Gnade mit den Weltmitbürgern . Widerstand jetzt VRIL