Sonntag, 10. Juli 2011

Drei Farben: Braun

Anruf 1:

Hallo, hallo?
Nein, ein Notruf würde ich nicht sagen. Es ist nur laut.
Ein Rockkonzert, würde ich sagen. Ja, in der Wohnung nebenan.
Nein, ein richtiges Rockkonzert. Ich höre den Bass. Der Schlagzeuger schleift. Viel zu langsam.

Nein, was er singt kann ich nicht verstehen.
Nein, es ist nicht zu leise. Es ist laut! Ich habe an die Wand geklopft, aber da hört kein. So laut ist es.
Kann ich machen, direkt beim Revier anrufen. Wenn Sie keinen Streifenwagen da haben. Wenn Sie mir die Nummer geben.
Danke. Ich rufe gleich an. Schönen Dienst wünsche ich noch.

Anruf 2:

Guten Morgen.
Zettel und Stift, suchen Sie nur, ich habe Zeit. Ich kann im Moment sowieso nicht schlafen.
Ja, es geht um Ruhestörung, so müsste man das wohl nennen. Ein Rockkonzert, in der Wohnung neben mir.
Ja, sehr laut.
Mein Name? Wozu müssen Sie meinen Namen wissen?
Aha, gut, also schreiben Sie mal. Sibylle Tempelfilm. Tempel wie Kirche und Film wie Hollywood. Sibylle bitte vorn mit i. Ja, hinten mit Ypsilon. Geburtsdatum? Was hat denn mein Geburtsdatum damit zu tun? Ich möchte eine Ruhestörung melden, keinen Ausweis beantragen! Meinetwegen. 12. Juli 1956. Juli, jaja, Julei. Nicht Juni. Kinder? Drei, aber die sind aus dem Haus. Aber bitte, was hat das...

Nein, ist ja schon gut. Die Wohnung ist hier direkt neben meiner. Junge Leute. Nicht mehr ganz jung. Wo ich arbeite? Müssten Sie nicht nach der Adresse fragen?
Ich dachte, um vorbeizukommen und nachzuschauen?
Ob ich schon... Junger Mann, ich bin 55 Jahre alt! Denken Sie, ich gehe da rüber und lasse mir auf die Nase hauen?

Friedlich? Ich glaube schon, dass die friedlich sind. Aber die Musik ist es nicht.
Mein Beruf? Mein Beruf hat doch damit gar nichts... Wollen Sie nicht noch vorbei kommen und meine Papiere prüfen? Nachher? Ihr Beamten? Ich dachte, Sie gehen da rüber, sagen ein paar Takte und es ist Ruhe...

Also das ist ja wohl. Nein, dann reicht mir die Auskunft. Gute Nacht.



Anruf 3:

Halloooo! Ist da die Polizei? Sehr schön, erst war immer besetzt, dann klingelte es ewig. Aber jetzt habe ich Sie ja dran, zum Glück.
Eine Gruppe Jugendliche. Scheint eine Party zu sein. Sehr laut, ja, sehr laut.
Nein, die Lautstärke ist es nicht. Junge Leute dürfen ruhig mal laut sein, wenn Sie mich fragen. Ich bin eher, ich sage das nicht gern, vielleicht habe ich mich ja auch verhört, aber ich bin eigentlich sicher. Ich rufe also eigentlich wegen was anderem an.

Was?
Ja, ich bin sicher, was ich gehört habe. Das waren rechtsradikale Parolen! Sieg und Heil und andere Sachen. Habe ich nicht genau verstanden, leider. Die Wände sind, ja, dick. Und die Musik ist laut. Ich bin ja auch nur draußen... ja, genau, vorbeigelaufen. Kam aus dem Fenster. Gitarrenmusik. Der Schlagzeuger viel zu langsam.

Ja, klang für mich nach Geburtstagsfeier. Vielleicht für Hitler? Gibt ja so, wie sagt man, Unbelehrbare? Unbelehrbare. Ich scheue mich nicht, bei sowas dazwischen zu gehen. Aber wenn es so hart wird, dann ist das...
Ja, glaube ich auch, Ein Fall für die Polizei. Gut, weiß ich Bescheid. Sie sind unterwegs. Gute Nacht. Und vielen Dank für die schnelle Hilfe.

Rechte Gewalt: Der Westen holt auf

1 Kommentar:

nwr hat gesagt…

Ja, nur so bekommt man die Beamten auf Trab.