Montag, 23. Juli 2012

Aussortiert vom Klassenfeind

Jeder einzelne Euro ein Schlag ins Gesicht des Klassenfeindes! Natürlich, wäre es nach Sahra Wagenknecht gegangen, hätte die Linkspartei ihre Wohnungsgesllschaft Fairwohnen einfach so gegründet, ohne die Hilfe der längst zerschlagenen Banken. Aber dann hätte das Gebot des linken Sozialimmobilienfonds für die 11500 Wohnungen der Treuhand auch nicht auf die geforderten 569 Millionen Euro lauten können, das der neue ehrgeizige Mitspieler auf dem gewinnträchtigen deutschen Immobilienmarkt am Ende dann doch lieber über verpönte Finanzierungsinstrumente wie Kredite und Bürgschaften zusammenstoppelte: Da die Fairwohnen selbst keinerlei Vermögen hat, plante die Linke sogar, den Kauf mit Krediten in Höhe des Kaufpreises stemmen zu wollen – Eigenkapitalanteil nahe null, Risiko 100.

Genützt hat es allerdings nichts. Knappe drei Monate nach der vollmundigen Ankündigung des Linke-Parteivorstandes, unter die Immobilieninvestoren zu gehen, um die betreffenden Wohnungen “in das Eigentum der selbstorganisierten Bewohnerinnen und Bewohner (zu) überführen, damit diese sie langfristig eigenständig bewirtschaften können”, hat das Bundesfinanzministerium das linke Gebot für die ehemaligen DDR-Betriebswohnungen an über 40 Standorten in Ostdeutschland bereits in der ersten Runde aussortiert. Damit erweise sich, teilte Heidrun Bluhm, die Aufsichtsratsvorsitzende von “Fairwohnen“ im „Neuen Deutschland“ mit, dass “das öffentliche Gerede von Mieterschutz, Kündigungsschutz älterer und schutzbedürftiger Mieter und letztlich Selbstorganisation am Ende nichts wert” sei. Weiter müssten Mieter in Deutschland zu Millionen auf der Straße leben, andere Mieterinnen und Mieter dienten „als die Renditezahler für die Heuschrecken”.

Wie bereits zu DDR-Zeiten für die Vorgängerpartei SED bleibe die Wohnungsfrage als soziales Problem allerdings „auch ohne Kaufoption beim Bund“ eine Aufgabe für die Linke. Die Reaktion der Menschen im Land habe gezeigt, dass die Strategie einer eigenen linken immobiliengesellschaft richtig sei. So waren zahlreiche Strausberger Offiziersfamilien an FairWohnen interessiert gewesen, die meisten von ihnen Renter im Alter ab 75 aufwärts – also genau die Generation, die mit dem Kauf einer alten DDR-Neubauwohnung noch richtig für die Zukunft vorsorgen kann. „Bedingung dafür wäre, dass nicht ein gieriger Investor den Zuschlag für die TLG-Wohnungen erhält und die Mieten ungeniert anhebt“, klärte das ND bereits in der Startphase auf, was den Mietern in den 55-Quadratmeter-Dreiraumwohnungen in der begehrten Straußberger Premiumwohnlage demnächst droht: "Rein rechtlich" könne die Miete "aller drei Jahre um 20 Prozent erhöht" werden.

3 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Besonders wichtig fand ich das Ziel, die Einwohner von Strausberg, Neugersdorf, Niedersachswerfen und Kleinpopelow vor der Gentrifizierung zu schützen !

Jetzt müssen die Mieter schutzlos zusehen, wie zuwandernde Reiche ihnen mit Eigenbedarfkündigung ihre IW73-Wohnung streitig machen und den Rest der Mieter mit LUXUSSANIERUNG vertreiben.

Skandal !

Oels hat gesagt…

Moment. Strausberg ist als Standort des ehemaligen Ministeriums für Nationale Verteidigung eine PDS-Hochburg ! Fährt dort bei Wahlen regelmäßig 40 Prozent ein. Klar das man sich besonders dort "kümmert". Die Opfer der Konterrevolution brauchen Beistand ! Außerdem ist Herumjammern auf hohem Niveau ein Menschenrecht.

Wer wissen möchte wie eine linke Immobiliengesellschaft funktioniert sollte mal "Neue Heimat" googeln. Oder "volkssolidarität immobilienfond".

Anonym hat gesagt…

Interessant, dann gibt es die PDS also in Straußberg noch.

Wer hätte das gedacht, ein Refugium für ewig Gestrige? ;-)