Mittwoch, 24. Oktober 2012

Armutsbrennpunkt Sylt

Sie können ihre Rechnungen nicht begleichen, nicht regelmäßig vernünftig essen, sich kein Auto leisten oder in den Urlaub fahren: Etwa jeder fünfte Deutsche ist laut einer neuen EU-Statistik von Armut betroffen. Der Brennpunkt der rasend schnellen Verarmung, die nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes noch im September nur jeden siebten Deutschen betroffen hatte, liegt dabei auf der Insel Sylt, wie die Zahlen der Erhebung "Leben in Europa 2011" verraten.

Die EU hat den Indikator eingeführt, um zu zeigen, dass Armut und soziale Ausgrenzung in der EU immer öfter Alltag sind. Arm oder ausgegrenzt sei, wer seine laufenden Rechnungen nicht begleichen könne, nicht mindestens jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit einnehme, keine notwendigen Anschaffungen tätige, nicht in den Urlaub fahre oder sich keinen eigenen Pkw leisten könne.

Die bislang verdeckte Armut auf der deutschen Reicheninsel Sylt wird dank dieser schonungslosen Statistik erstmals öffentlich. Danach beträgt die KfZ-Zulassungsquote auf der Insel nur 530 Fahrzeuge pro 1000 Einwohner – im Rest Deutschlands beträgt sie hingegen 633 Fahrzeuge. Auf Sylt kann sich damit kaum jeder zweite Einwohner ein eigenes Auto leisten – die Armutsquote nach EU-Definition liegt damit bei erschreckenden 50 Prozent.

Mehr als doppelt so hoch wie im restlichen Deutschland. Während dort derzeit etwa jeder fünfte Deutsche von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen ist, ist es oben im Norden bereits jeder zweite.  Doch auch im Rest Deutschlands wird die Lage offenkundig beinahe stündlich kritischer. Während im September noch gemeldet wurde, dass 15,5 Prozent der Bevölkerung arm oder sogar von Armut bedroht seien, das war damals jeder Siebte, stieg dieser Wert bis gestern in denselben Zeitungen auf atemberaubende 19,9 Prozent. Aus zwölf Millionen Armer wurden binnen vier Wochen 16 Millionen Arme: Ja, ein echtes Armutszeugnis für Deutschland!

4 Kommentare:

  1. Wie wird eigentlich eine Urlaubsfahrt definiert, ab wann beginnt eine? Muß man dazu ins Ausland fliegen und mindestens 14 Tage ein Hotel buchen können?

    Ich dachte früher immer, Armut herrsche dort, wo man hungern muß und obdachlos ist.

    Der Screenshot ist genial!

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  2. ist noch unklar. sie verhandeln wohl jetzt mit IWF und ESM, um den urlaubern zwei jahre mehr zeit zu geben. aber nur bis zum jahr 2200!

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  3. "Der Screenshot ist genial!"

    Absolut.
    Man muß *ppq* auch mal loben. Gerade jetzt, wo in den nächsten Wochen "In Sachen HFC" schwere Zeiten auf ihn zukommen.

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  4. da irrst du aber. wir alten kennen das nicht anders als mit leiden, tränen und trauer. wir blühen da erst richtig auf

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