Sonntag, 28. Oktober 2012

Politikeranrufe: Jetzt kommt alles raus

Nach der ZDF-Affäre um CSU-Sprecher Hans Michael Strepp wird nun bekannt, dass auch eine weitere CSU-Sprecherin bei Fernsehsender angerufen hat. Die Frau habe vor Jahresfrist akut auf die Fukushima-Berichterstattung des Bayerischen Rundfunks Einfluss genommen. Gleichzeitig sind Aufzeichnungen aus der Telefonzentrale der ARD in Meckenheim öffentlich geworden, nach denen in den letzten 34 Jahren insgesamt mehr als 193.534 Anrufe von Politikern und Politiker-Sprechern direkt zu Redaktionsleitern und Redakteuren durchgestellt wurden. In 124.865 Fällen kam es unmittelbar danach zur Streichung von Sendungen, zu Veränderungen in der Sende-Reihenfolge, zu Rückrufen oder zu Interviews mit den Anrufern.

Die ZDF-Sendereihe "Sommergespräch" etwa, in der führende Rettungspolitiker seit Jahren regelmäßig gut beleuchtet von einer warmen Abendsonne  erläutern, warum Griechenland nun liefern muss, so verraten die Akten, verdanken sich einer Anrufserie von Angela Merkels Sprecher beim WDR. Dort habe man jedoch darauf verweisen können, dass die "Lindenstraße" den von der Kanzlerin gewünschten Sendeplatz blockiere. Über die Staatskanzlei in Offenbach habe dann jedoch ein Platz beim ZDF gefunden werden können.

In den meisten Fällen aber gehe es beim Anrufen nicht nur um die Platzierung der eigenen Leute bei Anne Will, Plasberg oder Beckmann, sondern auch um die Verhinderung der Präsenz der Gegenseite, verrät ein häufig mit Anrufen betrauter Mitarbeiter eines führenden Bundespolitikers. "Man tut erst nett, wird dann hart und drückt seine Leute so auf Kosten der anderen in die Talkshows", berichtet der Mann. Bei Klassikern wie Gysi, Geißler, Trittin, Roth oder Brüderle komme es nicht darauf an, zu welchem Thema sie eingeladen werden - "die wissen ja zum Glück zu allem was Bedeutsames zu sagen".

Komplizierter seien Anrufe, mit denen Schaden für Land und Partei verhindert werden müsse. Man rufe dann natürlich nicht direkt an, um die Absetzung von Dokumentationen, Berichten oder Reportagen zu verlangen, sondern merke allenfalls an, dass bestimmte Beiträge in der Vergangenheit "nicht sachgerecht gewesen" seien und man eine Wiederholung verhindern wolle. Das System funktioniere zur Zufriedenheit beider Seiten, vor allem auch, weil sich alle Aktiven aus gemeinsamen Sendungen, von Stehparys und aus Vernissagen kennen. Als Transmissionsriemen des politischen Willens funktionierten Medien heute beispielhaft und nahezu ohne Nebengeräusche, analysiert ein Experte, der im Auftrag des Bundesblogampelamtes forscht "In den meisten Fällen wissen nicht einmal die unmittelbar Betroffenen, wem sie gerade zu willen sind."

2 Kommentare:

  1. IM Gregor-Notar hat selbstverständlich immer etwas beizutragen, das ist seines Volkes Art.

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  2. Kommunisten sind doch kein Volk?

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