Sonntag, 11. November 2012

Ein Fall für den Sektenbeauftragten

Die einen sind angetreten, „die jetzigen Zustände aufzuheben“. Die anderen kämpfen hingebungsvoll gegen den rechten Popanz, werden aber nun von den einen selbst als „rechts“ denunziert. Es kommt zur Rangelei, als die anderen das Bilderverbot des Islam missachten, nur weil sie selbst nicht an Allah glauben. Freiheitsberaubung! Antisemitistische Beleidigungen! Körperliche Gewalt. Hinter den Kulissen von Forschung und Leere wird ein Kampf bis aufs Messer ausgefochten. Hier die Muslimische Hochschulgemeinde (MHG) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die über den „Status Rassismus – von der Gleichheit in den Köpfen“ sprechen und die Frage „Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus – Mythos oder Realität?“ klären will. Dort die Mitglieder der „AG Antifa“ am Studierendenrat derselben Uni, die aggressiv dazwischenreden und schließlich Porträtfotos von den Veranstaltern erstellen.

Gewalt ist die einzige Lösung, Gewalt, und ein Krieg aus Pressemitteilungen. Erst publiziert die selbsternannte „AG Antifa“ ihre Sicht der Dinge. Dann antwortet die MHG mit der ihren – und beschuldigt die „AG Antifa“, eine Vorfeldorganisation der „AG No Tears for Krauts“, der „Ufo-Universität“ und der „AK Kritischer Studenten“ sein.

Jaja, diese Jugend. Ist keine Jugend, die immer nur Yeahyeahyeah schreit! Hat ganz andere Probleme! Denn die „AG No Tears for Krauts“ ist eine „professionell arbeitende Nichtregierungsorganisation und neokonservative Pressuregroup“, die mit dem Vokabular kritischer Theorie unterwegs sei, der Neuen Rechten den Weg zu bereiten. Die AG Antifa als Aufbauorganisation für das neuen 4. oder 5. Reich – finanziert vom Geld der Studierenden, mit dem sie „intellektualisierend Kulturrassismus gegen Muslime verbreiten und nicht zuletzt Linke angreifen“.

Ein Fall für den Sektenbeauftragten, denn die gegenseitigen Zuschreibungen ähneln denen zwischen freikirchlichen Gemeinschaften, deren religiöse Differenzen zu schmecken es den Gaumen eines Gourmets braucht. Die MHG versucht es mit Namen: X ist Referent bei Y, der wiederum dilletiert als Redaktionsmitglied beim antideutschen Leitmedium Z, zu dessen leserschaft bekanntlich auch A gehöre, der bei „No Tears for Krauts“ mit B darüber gesprochen haben soll, dass C sich positiv zum Traktat von geäußert hat.

Es geht um ein informelles Bündnis der Antisemiten, das sich aus der „Sozialdemokratie“, „ganz Old Europe“, den „Grünalternativen“, „Linksradikalen“, den „jeweiligen Bewegungen der autochthonen Völker“, „Community-Vertretern“, „irgendwelchen quasi-faschistischen Regime“, „Hugo Chávez“, den „UN“, „China“ und „Russland“ zusammensetzt, während es sich in Wirklichkeit natürlich um ein informelles Bündnis der Antiislamisten handelt, zu dem Israelis, Fans von Bomber-Harris, Autorend es Ça Ira-Verlages und Kulturrassisten aus China gehören. Wobei letztere selbst nichts davon wissen.

Ihr Guru ist nicht der Weihnachtsmann, sondern, so viel Sahnehäubchen muss auf die tolle Torte, Henryk M. Broder, der „sich regelmäßig in Springers Welt und auf seinem Onlineportal „Achse des Guten“ im Jargon der Extremismustheorie und des Verfassungsschutzes gegen alle „Bedrohungen“ des bürgerlichen Rechtsstaats“ auslasse und sich nicht daran störe, „dass der norwegische Massenmörder Anders Breivik sich in seinem Manifest seitenlang auf ihn beruft“. Anderenfalls hätte er sich ja schon dafür entschuldigt und seine publizistische Tätigkeit eingestellt.

Unter General Broders Führung wird nun auch in Halle „ideologischer Flankenschutz für die deutsche Staatsräson organisiert“ und „jegliche progressive Form politischer Arbeit bekämpft“. Dagegen helfe nun nur noch „Geldhahn zudrehen, AG-Status aberkennen, linke Strukturen aufbauen!“ Es gelte, mit dem politischen Projekt der „Antideutschen“ zu brechen, bei der „Phase-2-Jugendantifa“ auszustiegen, das Jungle World-Abo zu kündigen und eigene linke Strukturen aufzubauen.

6 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Was wirklich überrascht, ist die unglaubliche Naivität (oder solch ich "Doofheit" sagen ?)der studentischen mainstream-Link(sradikal)en, die keine politische Erklärung finden.

Nicht, daß die sog. Antideutschen "bereitwillig Auskunft" gaben, ist das Charakteristische, sondern daß der "faschistische Springer-Konzern" so ein ausgesprochenes faible für Linksextreme hat.

ppq hat gesagt…

cowboy & indianer

Volker hat gesagt…

Herold, dass sich hinter den Kulissen dies und jenes abspielt, von dem kein Wörtchen an die Öffentlichkeit dringt, das habe ich langsam begriffen.

Gelegentlich scheint was durch. Am Freitag vor der Wahl haben die Obama-Supporter eine Viertel Jahresproduktion Silber innerhalb der ersten zehn Minuten des Börsenhandelstages verkauft.
Wer war das? Obama ist ja angeblich der Interessenvertreter der Armen, Frauen und Neger. Ob die sich landesweit abgesprochen haben, ihr nicht vorhandenes Edelmetall einfach mal so in bedrucktes Papier einzutauschen?

In solchen Fällen muss man nicht mehr fragen ob, sondern wer da manipuliert.

Auf die wer-Frage habe ich noch keine richtige Antwort gefunden. Kannst Du uns weiterhelfen?

derherold hat gesagt…

@Volker,
nobody knows
the trouble I’ve seen
Nobody knows
but cheese & us.

"wer da manipuliert."

Tja, wer manipuliert wen ?
Wer hat welches Interesse und versucht wen zu manipulieren ?

Wenn *dergrosseschlock* auf dem rechten Auge blind und *dielinke* von Faschismus, KZ und Berufsverboten überzogen, warum sitzen dann *rechte* im Gefängnis und *linke* im Öffentlichen Dienst ... und das seit 30 Jahren ?

Warum entdeckt die (damalige) PDS 1993/94 ihr Herz für klezmer-Musik, der Springer-Konzern seine Solidarität mit alten Maoisten und die *FAZ* ihre Solidarität für die neostalinistsche ( mit asiatischen Einschlag) KPF ?

Anders formuliert:
Wie kann jemand eine Dissertation auf einem Gebiet einreichen, a) daß man nicht studiert hat und b) auf welchem man sechs Monate zuvor völlig ahnungslos erschien ?

Anonym hat gesagt…

"Judäische Volksfront?"

eulenfurz hat gesagt…

Also ich werde mein Jungle-World-Abo jetzt doch kündigen! Es reicht!