Dienstag, 6. November 2012

Zweite Amtszeit für die Hoffnung

Eine erste Ära des Lichts geht zu Ende, ein Zeitalter, das geprägt war von der Heilung der Schäden, die der gedankenlose Republikaner George W. Bush mit seinen Angriffen auf fremde Länder, mit seinen Steuersenkungen und der Deregulierungspolitik angerichtet hatte. Barack Obama kam, sah und bekam den Friedensnobelpreis, die Völker der Erde sangen seinen Namen und wäre der Mann aus Detroit ein Mann aus Delmenhorst hätte ihm die junge deutsche Demokratie Königs- und Kaiserwürde auf immerdar angeboten.

Stattdessen muss Obama daheim unverständlicherweise um seinen Job im Weißen Haus kämpfen. Kämpfen gegen einen Konkurrenten, von dem alle deutschen Zeitungen wissen, dass er ein Turbo-Kapitalist ist, „der die freie Marktwirtschaft über alles stellt“. Was wird denn dann aber aus Weltfrieden, Sozialismus und gleichem Lohn für alle? Ab 500 Prozent geht so einer doch über Leichen, das ist ja bekannt. Barack Obama dagegen! Ein „mitfühlender Kämpfer“ (Kölner Stadtanzeiger), auf den „das Volk riesige Hoffnungen“ setzt. Oder "setzte", wie Damir Fras in der Berliner Zeitung schreibt.

Nur 17 Prozent seiner Versprechen hat Friedensnobelpreisträger Barack Obama nicht gehalten, das Haushaltsdefizit aber hat er nicht halbiert, sondern fast verdoppelt. Das Wachstum ist gering, die Arbeitslosigkeit hoch. Die staatlichen Ausgaben für Sozialprogramme wie Medicare und Medicaid steigen unablässig.

Da braucht selbst die Jahrhunderthoffnung eine zweite Amtszeit, denn Mitt Romney, ein „Verkäufer“ (Fras) hat „nie ein Konzept vorgestellt, wie er vorgehen wird“, so Karl-Werner Hansmann, Wirtschaftsprofessor der Uni Hamburg. Das kann nichts Gutes heißen, denn die guten Zeiten, die Obama gerade auch den Deutschen brachte, kamen doch gerade aus dessen coolen Konzepten.

Kurzfristig würde Romneys Wahlsieg zum Boom an den Börsen führen, schreibt der „Express“. Aber was nützt das schon dem einfachen Mann auf den deutschen Straße? „Mittelfristig verpufft dieser Effekt“, so Hansmann.

Auch weltpolitisch ist es besser für Deutschland, wenn Obama im Amt bleibt. „Da fahren wir mit Obama viel besser“, so Hansmann: Das Risiko in der Welt sei erheblich höher, würde Romney gewinnen. Zwar habe Obama in seiner ersten Amtszeit „nicht allzu viel gemacht“, aber der Mitfühler sei eben kein Kämpfer gewesen, sondern habe immer versucht, mit den Republikanern zu verhandeln. Die aber waren ja schon halsstarrig bis zum Bürgerkrieg, als sie sich damals der Forderung der Demokraten verweigerten, die Sklaverei auch in den Territories einzuführen zu lassen. Für Hansmann ist klar: „Das sind die ‚bad guys‘.“

Die sind an allem schuld. Würde er wiedergewählt, wie es das deutsche Volk fast einhellig von seinen amerikanischen Partnern verlangt, hätte er vier Jahre Zeit, die miesen, fiesen, im Sold von Spekulanten, Hegdefunds und millionenschweren Managern stehenden Republikaner „unter Druck zu setzen“. Obamas wichtigstes Ziel werde es dabei sein, analysiert der Experte, „die Arbeitslosenquote auf fünf Prozent zu drücken“. Danach werde er „dann die US-Wirtschaft wieder stärken“ und das sei ja „auch für uns günstig – die deutsche Wirtschaft profitiert von einem starken Absatzmarkt in den USA.“

6 Kommentare:

  1. Auch auf die Gefahr hin, den Autor zu ermüden. Sie sind mit ihrer "hohen" Meinung von Obama nicht allein. Ich war vor der ersten Wahl gegen Ihn und bin es jetzt ebenfalls.

    Ich sehe allerdings in Romney keine Alternative. Es geht doch Romney nicht um "weniger Eingriffe" sondern nur etwas "geschicktere". Die Meinung zu Bürgerrechtsverletzungen und der FED sind bei beiden gleich. Also wo bietet sich da eine "Wahl"?

    Nein Not gegen Elend, ich weiß nur noch nicht wer für was steht. Ist vermutlich aber auch egal...

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  2. d'accord

    das ist doch aber immer so, daran hat man sich doch gewöhnt. was unglaublich nervt ist die stete und in diesem fall (anders als bei kerry) in einem hymnischen tonfall vorgetragene behauptung, es sei nicht nur nicht so, sondern ganz anders

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  3. Yes, we can! Außenpolitisch fällt meine Wahl tatsächlich eher auf Obama, nachdem Romney angekündigt hat, nach seinem Sieg die syrischen Islamisten mit Waffen ausstatten zu wollen. Aber eigentlich ist es völlig schnuppe, wer das Rennen macht, ob die Pest oder die Cholera.

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  4. für obama spricht, dass er die letzten dreieinhalb jahre seiner amtszeit völlig unauffällig rumgebracht hat

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  5. Wenn die Hoffnung nach der zweiten Amtszeit noch glimmt, sollte man über eine dritte reden. Auch in unserer schnellebigen Zeit ändert sich nicht alles sofort und wie befohlen. Gerade wenn der "Mehltau" (O-Ton dt. ÖR, 11.12) des Bush-Regimes noch auf dem Land lastet und selbst Pusteblumen es schwer haben.

    Ein auch in diesem Blog nicht unterschätzter Politiker und Frauentyp, der trotz seiner hoffnungsvollen Versprechen nicht mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde (damals war das Komitee noch sehr konservativ), hat 12 Jahre benötigt, um ein Land, Europa und ein wenig auch die Welt nachhaltig zu verändern.

    "Four more years!" scheint mir da im Zeitalter globaler Herausforderungen (Gender Mainstreaming, CO2-Ausstoß, Mindestlohn, Kinderschutz im Internet, integratives Schulsystem, kosten- und schadstoffloser ÖPNV, keimfreie Bioprodukte) ein wenig knauserig.

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  6. "nachdem Romney angekündigt hat, nach seinem Sieg die syrischen Islamisten mit Waffen ausstatten zu wollen."

    Kann sein, dass ist nur mal so rausgerotzt.
    Die arabischen Kampfgenossen des GCC liefern Waffen an die Dschihadisten. Aber nur solche, die man in Bürgerkriegsgegenden eh an jeder Straßenecke kriegen kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet Romney denen solche Waffen geben könnte, die später mal für Terroranschläge (panzerbrechende Waffen) verwendet werden könnten.

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