Sonntag, 27. Oktober 2013

Nichts im Kopf: Was Obama wusste

Der Trend is your friend und der Trend geht seit Jahren auch in den Medien zu reduzierter Tiefe, verdünnten Inhalten und konsequentem Niveauabbau. Das Nichts ist das Ideal einer unentwegt auf brülllaut gleichgeschalteten Berichterstattung und das Nichts hat nun erstmals in Gänze eine der führenden Schlagzeilenschmieden der Republik erreicht: "Obama soll von Nichts gewusst haben" titelt die "Welt" in ihrer Online-Ausgabe - und erzählt mit dem großen N eine traurige, aber zugleich auch aufrüttelnde Geschichte vom allgemeinen Kulturabbau.

Denn das Nichts, um das es hier zu gehen scheint, ist, da groß geschrieben, eben kein Nichts im Sinne von gar nichts. Sondern ein Substantiv, für Jüngere, die unter der Knute der kulturellen Schrumpfung aufwachsen: Dingwort. Substantiv und Dingwort aber bezeichnen ihrer Natur gemäß etwas, nicht nichts. So dass der Schluss naheliegt, Obama müsse nach Wissen der "Welt" eben doch von etwas gewusst haben, wenn er angibt, von Nichts gewusst zu haben, statt zu behaupten, er habe von nichts gewusst.

Es führt ins Tiefenpsychologische, die subtile Art der Arbeit mit Andeutungen zu analysieren, die in den Schreibkammern der weltweit gelesenen "Welt" geleistet wird. Stunden nur stand die enthüllende Überschrift auf der Seite, dann schrillten offenbar in Berlin und Washington alle Alarmglocken. Direkt vor dem Gipfel, der der stillen, verbitterten europäischen Entrüstung über anhaltende amerikanische Vertrauensarbeit direkt an den führenden Funktionären der des alten Europa gewidmet ist, braucht kein Mensch belastende Indizien, die gegen den sympathischen Friedensnobelpreisträger sprechen. Gnadenlos wurde interveniert, von wem auch immer. Das Nichts schrumpfte zum nichts, es verschwand geradezu rückstandslos aus der Schlagzeile. Obama soll nun nurmehr von nichts gewusst haben.

Aber die Menschen draußen kennen natürlich die Wahrheit.

6 Kommentare:

  1. Möchte mal wissen, ob das wirklich alles Zufall ist oder ob jemand den Dauer-Bullshit orchestriert.

    Snowden als Inhaber des US-Geheimdienstgesamtwissens ist schon ziemlich bizarr.
    Und nun Obama, der alles über das Nichts und trotzdem nichts weiß und außerdem den Lauschangriff auf Angie billigte, wie die B-Promis der US-Geheimdienst-Szene düster raunen.

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  2. obama wäre der erste präsident, der nichts weiß. commander in chief, hey! da bisher keiner der geheimdienstchfs in den usa gehen musste, liegt auf der hand, dass er stets im bilde war

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  3. Natürlich ist er im Bilde. Die Alltagsgeheimdienstarbeit kennt er nicht. Aber auch bei CIA und NSA traut sich kein Beamter ohne Erlaubnis von ganz oben ein Ding zu drehen, das im Fall des Auffliegens für den Staat peinlich werden könnte. Oliver North ist als abschreckendes Beispiel in guter/schlechter Erinnerung.

    Aber mich wundert, welche Unmenge an "Informationen" wir erhalten.
    Allein Snowden "offenbart" mehr, als er je erfahren haben konnte.
    Und nun erfahren wir direkt aus der Pressestelle der NSA, dass die auch Merkel abgehört haben.
    Haben die jetzt umgestellt von Geheim- auf öffentlicher Dienst?

    Mir sieht das eher so aus, als würden die eine spezielle Art Schadenbegrenzung treiben. Wenn schon die weltweite Überwachung nicht mehr abzustreiten ist, wird eben nicht abgestritten. Im Gegenteil, die streuen jetzt so viel Informationsmüll in die Pipeline, dass am Ende überhaupt nichts mehr glaubwürdig ist.

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  4. einzelheiten muss er nicht kennen. er bekommt wichtige erkenntnisse, das reicht. woher, weswegen - sich dafür zu interessieren ist anderer leute aufgabe.

    aber als chef ist er verantwortlich, eben auch dafür, dass der geheimdienst aufgeflogen ist - eine situation, die ja schon dem namen nach nicht eintreten darf.

    alle länder tun, was die amis tun, nach eigenen möglichkeiten zumindest. und alle wissen, dass alle das tun, das ist aj nicht nur tradition, sondern auch vorbedingung dafür, dass man miteinander reden kann (siehe die diplomatendepeschen, auch da geht es darum, sich zu vergewissern, was die wirklichen absichten und ansichten des gegenübers sind)

    was jetzt passiert, ist kein gesteuertes überfluten, sondern ein konzeptloses auseinanderfallen wie am ende der stasi. da hat einfach niemals jemand damit gerechnet, dass der laden plötzlich so nackt dasteht. allein die tatsache, dass (von dem freiwilligen rücktritt bei der nsa abgesehen) noch niemand gefeuert wurde, spricht dafür, dass das chaos weit größer ist als wir wahrnehmen - die sind so ratlos, dass nicht einmal die üblichen routinen funktionieren

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  5. Ich erlaube mir, Michael Winkler zu widersprechen: IM Erika WIRD natürlich beschnüffelt. Die wirklich Herrschenden sind sich durchaus nicht restlos einig, taktische Feinheiten oder das Tempo betreffend. So gehorsam sie auch ist, es besteht eine, nicht allzu große zwar, Gefahr, daß sie sich verplappert oder sonstige Fehler macht, wenn ihr allzu plötzlich zu viel zugemutet wird. Sicher ist sicher.

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  6. ppq bedeutet god mode .

    Ohne ppq wäre ich ein böser Nihilist oder ein gefährlicher Technokrat mit pol. Ambitionen .

    der Sepp

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