Samstag, 28. Dezember 2013

Der letzte Tanz des braunen Popanz

Etwas mehr als ein Jahr hat es gedauert, bis der leitmediale Konsens sich einer frühen PPQ-Analyse angeschlossen hat. Nun aber ist es soweit: Aus der NPD, einer Kleinpartei, die trotz sichtlicher Bedeutungslosigkeit über Jahre hinweg als brauner Popanz durchs Land getragen wurde, um dem "Kampf gegen rechts" (Angela Merkel) eine Zielscheibe zu liefern, ist binnen weniger Tage eine Kleinpartei von zunehmender Bedeutungslosigkeit geworden.

Von "Hamburger Abendblatt" über "Spiegel", "Focus" und "taz" ergehen sich die Welterklärer plötzlich nicht mehr in tiefsinnigen Betrachtungen dazu, warum es unendlich wichtig ist, eine Gruppe von nicht einmal noch 4000 aktiven Nazi-Nerds (Grafik Mitgliederentwicklung der NPD oben) unter möglicher Inkaufnahme eines Bruchs der Grundlagen der Verfassung zu "verbieten". Sondern dazu, wieso der in jahrzehntelangen Geburtswehen zusammengefriemelte Verbotsantrag nun eigentlich nur noch eine wankende Leiche trifft, die allein der Gedanke aufrechterhält, dass sie wohl irgendwie doch wichtig sein müsse, wenn 16 Bundesländer mit 16 Verfassungsschutzämtern und 16 Staatsschutzabteilungen der Polizei eine "umfangreiche Materialsammlung" (dpa) erstellen, um sie als "Gefahr für die demokratische Grundordnung" darzustellen.

Viel zu viel der Ehre, so lesen sich die Auguren nun, die eben noch begeistert von der Aussicht waren, dass sich das Bundesverfassungsericht in Karlsruhe und anschließend natürlich auch diverse EU-Gerichte mit dem Fall beschäftigen. Arbeit und Brot für viele Berichterstatter, endlich wieder Presse für die Neonazis, deren ganzer und einziger politischer Lebensinhalt seit Jahren nur noch darin besteht, Gegenstand eines Streit um die Notwendigkeit eines Verbotsverfahrens zu sein.

Druck von außen, der den in sich verzankten Flügeln der NPD lange den inneren Zusammenhalt lieferte, der die komatöse Partei noch auf den Beinen hielt. Das war zu sehen, das war zu spüren, das lag offen auf dem Tisch. Doch medial musste der braune Popanz tanzen, musste der Zwerg den Scheinriesen geben, musste der Schatten der Berichterstattung als Figur der keiner Berichterstattung werten Bemühungen der Partei um die Errichtung eines vierten, fünften oder sechsten Reiches ersetzen.

Erst mit der "internen Schlammschlacht" (Abendblatt) um mögliche schwule Übergriffe des Parteivorsitzenden Holger Apfel auf einen Wahlkampf-Praktikanten entdeckte der Mainstream das komische Potential der Ewiggestrigen: Nicht nur klammheimlich die Freude, dass der nunmehr ehemalige Bundesvorsitzende ein Schwuler sein könnte, hochgradig die Erregung darüber, dass der innerparteiliche Zwist die NPD schneller erledigen könnte als es das langwierige Verbotsverfahren könnte. Die geschichtlich gebildete FAZ freut sich über eine "Nacht der langen Messer". Was aber dann? Was kommt danach? Welche Gefahr? Wogegen kämpfen? Wohin mit all der Tinte?

9 Kommentare:

  1. offtopic: Lieber Herr @ppq, wenn sie im Gelben dem roten Frosch etwas entgegenen wollen, dann empfehle ich folgendes:

    1. Eine Zahlungsbilanz ist immer ausgeglichen. Wenn man einen Überschuß in der Handelsbilanz (Güter) hat, gibt es einen Kapitalexport. "Das Geld" haben aber überwiegend nicht "die Unternehmen" und schon gar nicht als "Auslandsinvestition", sondern idR die nationale Zentralbank.

    2. Wenn so viele Arbeitsplätze in das Ausland verlegt worden sind, woher kommen dann die Exportüberschüsse ?

    3. "Mit den 1.900 Milliarden Euro Kapital hätten die Kapitaleigner (rechnerisch) in Deutschland über 17 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze im deutschen Baugewerbe schaffen können."
    Nö, damit hätten sie (rechnerisch) 17 Mio. Arbeitsplätze BEZAHLEN können ... und zwar genau 1 Jahr lang. Aber womit hätten sie diese im Jahr_2 bezahlen sollen ... und im Jahr_3, etc. ?

    4. Bei der deutschen "Schwäche bei den Investitionen" muß man zwischen Ausrüstungs- und Bauinvestitioenn unterscheiden. Die (Industrie-) Ausrüstungsinvestitionen in D. liegen auf EU-Niveau; die Bauinvestitionn sind maßgeblich für die "deutsche Schwäche". Gründe: Überinvestition in Ostdeutschland und anschließende Marktberreinigung, Demographie, Zerschagung der Eigenheimzulage und Stop des soz. Wohnungsbaus.

    AntwortenLöschen
  2. "Aus der NPD, einer Kleinpartei, die trotz sichtlicher Bedeutungslosigkeit über Jahre hinweg als brauner Popanz durchs Land getragen wurde, um dem "Kampf gegen rechts" (Angela Merkel) eine Zielscheibe zu liefern, ist binnen weniger Tage eine Kleinpartei von zunehmender Bedeutungslosigkeit geworden."

    Alles andere wäre eine Widerlegung des Satzes, dass der einzige Unterschied zwischen den braunen und roten Sozialisten die Farbe ist.

    Stephan Pohl (Geiernotizen) hat es mit seiner unnachahmlichen Eleganz und Präzision gerade wieder mal auf den Punkt gebracht:
    Je öfter mir Fetzen aus Hitlers Opus unterkommen, desto mehr vermute ich, daß die Publikation des Buches nicht wegen seiner übergroßen Ferne zur heutigen gesellschaftlichen Realität unterbunden wird, sondern vielmehr wegen seiner verräterischen Nähe.
    Dort geht es zwar um das Buch, aber für die Mediengleichschaltung im Hinblick auf die NPD gilt das gleiche. Über Jahre hinweg haben die jedwede Berichterstattung über die NPD (Nazis keine Plattform geben!) verweigert. Und jetzt kommen jetzt alle, wirklich ALLE mit den gleichen Kommentaren.

    Dass die Unterschiede nur noch in Äußerlichkeiten bestehen, zeigt uns Victor Klemperers LTI:
    "Ausdruck des verächtlichen Hohns und Ausdruck des Entsetzens, … es sind die beiden Stilformen, die man bei Hitler immer antreffen wird, so oft er von den Juden spricht, und also in jeder seiner Reden und Ansprachen."

    Man ersetze "Juden" mit "NPD" und "Hitler" mit "demokratische Politiker". Dann versuche man, Unterschiede zwischen damals und heute zu finden. Mission impossible.

    Während das oszillieren bei den meisten wenigstens sequenziell geht, kriegt der Münchner Merkur die "jüdische Weltmacht" und lächerliches "Jüdlein" in einen Absatz:
    Er ist der erfolgloseste Stadtrat Münchens. Kein einziger Antrag Karl Richters bekam jemals auch nur eine einzige Stimme, außer seiner eigenen. Ihn ein politisches Fliegengewicht zu nennen, ginge viel zu weit. Er spielt schlicht keine Rolle. Das ist erfreulich – aber kein Grund, den Rechtsextremen als harmlos abzutun.

    In genau diesem Ton werden die gleichgeschalteten Kommentare der nächsten Wochen sein. "Mit Apfels Austritt ist die NPD zwar stark geschwächt, jedoch immer noch … deshalb Verbotsantrag aufrecht halten"

    AntwortenLöschen
  3. @herold: ich denke nicht, dass ich mt frosch diskutieren werde. schon der vorhalt der "anhaltenden massenarbeitslosigkeit" steht dem entgegen - das ist ja ein mantra, kein fakt. der rest schien mir ebenso wurmstichig

    @volker: diese these teile ich (dein letzter satz)

    AntwortenLöschen
  4. "Über Jahre hinweg haben die jedwede Berichterstattung über die NPD (Nazis keine Plattform geben!) verweigert."

    Es gibt seit den 90iger Jahren eine im Medienapparat verabredte Bildersprache für Noschi-Funktionäre:
    von unten in die Nasenlöcher fotografiepren und der offene Mund.

    Wie wurde der "Verschwendungs-Bischof" im Spiegel abgebildet ? Wie werden seit ca .2 Jahren FDP-Politiker abgebildet ?

    Es ist ging nie um die NPDings oder um Neonoschis.

    AntwortenLöschen
  5. "...deshalb Verbotsantrag aufrecht halten..."

    Die NPD wird niemals verboten. Die muß Orwells "Goldstein" spielen. Um die NPD abschalten zu können, hätte man gleichzeitig diese Innenministerattrappe ProNRW besser aufblasen müssen.

    AntwortenLöschen
  6. Die NPD, als Aufhänger für den obligatorischen Anti-Rechts-Furor, dürfte offensichtlich bald ausgedient haben, ist doch der Faschismus laut linkem Katechismus schon „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“. –
    Und spätestens , wenn bei gerade wieder steigernder Flutung des Landes mit „Zieh-Gaunern“, Negern und sonstigem Gesindel, selbst des bundesdeutschen, feigen, faschismuskeulenmassierten, Duckmäusers Unmut zu wachsen und sich auch zu artikulieren beginnt, werden die Nazi-Insinuationen gegen jeden einzelnen Bürger deutlich verschärft werden.

    Und sollten sich etwa gegen zigeunerische (“osteuropäische“) Einbruchsbanden, orientalisch-muselische („jugendliche“) Totprügel-Horden bürgerwehrartige Organisationen etablieren, oder nur deren Aufstellung thematisiert werden, würden unsere Dressureliten und Diskurshoheiten sicher mal zeigen wie, gross ihr Reservoir im riesigen Füllhorn der Nazi-Faschismus-Verteufelungen ist.
    Dann würde kein Tag vergehen, in dem nicht mit hyperventilatorischer Verve ein unmittelbar vor der Tür stehendes erschröckliches Faschismus-Reich an die Wand gemalt würde.

    Die Schlagzeilen wären voll von perfiden, brutalen Übergriffen der Autochthon-Faschisten gegen die herzallerliebsten Migranten. – Statt einer von den Hohepriestern der Muku-Religion dekretierten „Willkommenskultur“, „eliminatorischer Hass“. –
    Das kann doch dann nur akuter Ausbruch des „genetisch disponierten Faschismus“ bei den Autochthonen sein. .

    Wozu braucht es dann noch eine NPD, wo doch es fast 80 Millionen „Faschismus-Anhänger“ gibt ?


    Ano-Nymus

    AntwortenLöschen
  7. "Es gibt seit den 90iger Jahren eine im Medienapparat verabredte Bildersprache für Noschi-Funktionäre:
    von unten in die Nasenlöcher fotografiepren und der offene Mund."


    Nicht ganz. Diese Bildsprache gilt für Personen, die keine Nazis sind, jedoch mundtot gemacht werden durch Verlinkung mit Rechtsradikalen. Von McCarthy lernen, heißt siegen lernen: Guilt by association.

    Für die Charakterisierung der Rechtsradikalen selbst gibt es einen anderen Standard (Was ist eigentlich das bildliche Pendant zur Sprachregelung?)

    AntwortenLöschen
  8. Die NPD, als Aufhänger für den obligatorischen Anti-Rechts-Furor, dürfte offensichtlich bald ausgedient haben, ist doch der Faschismus laut linkem Katechismus schon „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“.

    Ich kann mich nicht entsinnen, daß der Faschismus in den letzten Jahren mal nicht in der Mitte der Gesellschaft ankam. Die Medien entdeckten immer einen. Und zwar jeden Tag einen neuen.


    Und spätestens , wenn bei gerade wieder steigernder Flutung des Landes mit „Zieh-Gaunern“, Negern und sonstigem Gesindel, selbst des bundesdeutschen, feigen, faschismuskeulenmassierten, Duckmäusers Unmut zu wachsen und sich auch zu artikulieren beginnt, werden die Nazi-Insinuationen gegen jeden einzelnen Bürger deutlich verschärft werden.

    Und sollten sich etwa gegen zigeunerische (“osteuropäische“) Einbruchsbanden, orientalisch-muselische („jugendliche“) Totprügel-Horden bürgerwehrartige Organisationen etablieren, oder nur deren Aufstellung thematisiert werden, würden unsere Dressureliten und Diskurshoheiten sicher mal zeigen wie, gross ihr Reservoir im riesigen Füllhorn der Nazi-Faschismus-Verteufelungen ist.
    Dann würde kein Tag vergehen, in dem nicht mit hyperventilatorischer Verve ein unmittelbar vor der Tür stehendes erschröckliches Faschismus-Reich an die Wand gemalt würde.


    Ist das nicht die einzige Hoffnung auf Änderung respektive die bestmögliche Therapie für die kollektive Selbstauslöschungshysterie des friedensbewegten bunzeldeutschen Hornviehs? Erst, wenn jeder einzelne der Teilnehmer an Lichterketten und Demos für eine buntes Deutschland höchstpersönlich bis zu den Knöcheln in den Exkrementen sintisch-romanischer Kulturbereicherer gestanden hat, unter gleichzeitigem Verlust aller Wertgegenstände infolge der hohen Neigung dieser Volksgruppe zu illegaler Vermögensübereignung, erst dann ist damit zu rechnen, daß die reale Welt zur Kenntnis genommen wird.

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.