Dienstag, 15. April 2014

EU-Kaffeemaschinenverbot: Der neue Coup des Postillon

Erneut ist Stefan Sichtermann, dem Hirn hinter der Satireseite "Postillon", ein großer Coup gelungen: Drei Monate nach seiner gefälschten Pofalla-Meldung, die die gesamte deutsche Medienlandschaft bereitwillig weiterverbreitet hatte, dachte sich Sichtermann diesmal eine bevorstehende Maßnahme der Europäischen Union aus, nach der energiefressende Kaffeemaschinen ab Januar 2015 verboten werden sollen.

Weil Journalisten wie ihre Leser den Bürokraten in Brüssel inzwischen alles und noch viel mehr zutrauen, fiel die "Postillon"-Meldung auf fruchtbaren Boden. Innerhalb von 24 Stunden teilten mehr als 3000 Zeitungen, Fernsehsender und Magazine ihren Lesern mit, dass "die Liste der Geräte, für die die Europäische Kommission derzeit im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie Vorgaben erarbeitet" demnächst verlängert werde. Dann fielen auch Kaffeemaschinen unter die Regelung, die so gestaltet seien, dass zu viel Strom verbrauchen.

"Wird meine Kaffeemaschine bald verboten?", fragt etwa die Kölnische Rundschau, "EU stellt stromfressende Kaffeemaschinen kalt" heißt es bei TZ online. Auch die Nachrichtenagenturen AFP, Reuters und dpa sprangen auf den Zug und veröffentlichten große Analysen zur Kaffeemaschinenfrage.

Freude herrscht darüber natürlich in der Redaktion des "Postillon". Hier hatte man sich die Geschichte mit Blick auf die Europawahl am 25. Mai ausgedacht, am Kaffeetischtisch, wie ein Mitarbeiter zugibt. Weil FDP, SPD und Union sich gleichermaßen gegen die Regulierung von Ölkännchen, Roaminggebühren und Vorgartenrasenhöhen engagieren, habe man ein wenig mit dem Aufregungspotential der Designrichtlinie spielen wollen. "Dass alle ohne Nachfrage darauf reinfallen, hätten wir natürlich nie gedacht", sagt der Mitarbeiter, der ungenannt bleiben will.

5 Kommentare:

FDominicus hat gesagt…

Das ist richtig cool. Kann man mal sehen wieviel Vertrauen unsere Obrigkeiten noch geniessen. Ich hoffe das wird sich irgendwann auch mal bei Wahlen auswirken, aber wie heißt es so schäbig? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Lieber guter Postillon, das hast Du/Sie gut gemacht.

Anonym hat gesagt…

Verdrehte Verdrehung verdreht?

VS

Anonym hat gesagt…

Aber, aber, auf das keineswegseste. „.....naturlich nie gedacht.... !
In Wirklichkeit winselt doch das deutsche, masochistische Arschkriecherle nach weiteren Verboten, Repressalien und Kojunierungen jedweder Art. –
Zum einen, weil, es ohne Peitschen und Knuten, mit denen es periodische massiert wird, noch nie existieren konnte, und zum anderen, um so wenigstens einen infinitesimalen Teil seiner erschröcklichen „Schuld“, in dem Fall, seiner „Mitschuld an ungeheuren Kliiiimaaa/Öko-Verbrechen der pööösen Menschheit“ abgelten zu können.
Sollten mal sehen, mit welcher Wollust, Verzückung und Verve so ein Bundes-Blasrohrkriecherle seine Kaffeemaschine oder sonstige „indizierte“ Teufels-Accessoirs in die Tonne treten würde, so von den Öko-Hoheriestern aus Brüssel ein entsprechendes Dekret abgelassen würde.

Ano-Nymus

Anonym hat gesagt…

Die Wirklichkeit hat die Satire schon lange überholt! Dieses Witzblatt braucht es nicht wirklich.
Sie zeigen nur was heutiger Journalismus wert ist.

Levan hat gesagt…

Bravo Sichermann!
Nur, das Problem ist, dass der Postillion langsam anfängt keine komische Nachrichten zu veröffentlichen, sondern fast die Realen.
Die EU Politik ist meistens so absurd, dass man den Bürokraten in Brüssel beliebige Idiotismen zuschreiben kann.
Vorschlag: Die EU Komission in eine Niederlassung von "Der Postillion" umzubenennen.